Dem Medienunternehmer schwebt eine Mischung aus Kunst und Kommerz vor. Im Rennen ist auch die Wohnungsbaugesellschaft Saga.

Hamburg. Die Entscheidung über die Zukunft des Gängeviertels steht unmittelbar bevor. Morgen wollen die Finanz- und die Stadtentwicklungsbehörde nach Abendblatt-Informationen beschließen, welches Konzept im Künstlerquartier in der Neustadt umgesetzt wird. In der kommenden Woche soll bekannt gegeben werden, wer das Viertel kaufen und betreiben kann. Das bestätigte Stadtentwicklungsstaatsrat Hugo Winters (GAL). "Wir sind zuversichtlich, in Kürze Ergebnisse präsentieren zu können", sagte er dem Abendblatt.

Im Rennen sind zwei Bewerber: die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga und ein Investoren-Konsortium um den Medienunternehmer Frank Otto. Der Plan der Gängeviertel-Initiative, die Gebäude in Eigenregie zu einem symbolischen Preis von einem Euro zu erwerben, ist wohl chancenlos.

Das Gängeviertel in allerbester Citylage war Mitte Dezember von der Hansestadt Hamburg für knapp drei Millionen Euro von einen niederländischen Investor zurückgekauft worden, nachdem 200 Künstler die denkmalgeschützten Häuser erst besetzt hatten und später eine vielbeachtete "kleine Kunstinsel" einrichteten. Das Gängeviertel ist nicht nur zu einer bundesweit bekannten Marke geworden, sondern sorgte in Hamburg auch für ein neues Bewusstsein beim Thema Stadtentwicklung.

Auch das sogenannte Höchstgebotsverfahren wurde gekippt. Die Grundstücke werden nicht mehr an den meistbietenden Investor vergeben, sondern an den mit dem besten Konzept. Frank Otto hat der Stadt angeboten, das Viertel als Privatinvestor zu kaufen und auch - eventuell mit Neubauten an der Speckstraße - unter kommerziellen und künstlerischen Gesichtspunkten zu entwickeln. "Ich habe mich als Galionsfigur zur Verfügung gestellt", sagte er dem Abendblatt.

Das Konzept sei jedoch "noch nicht fertig" und hat bei der Gängeviertel-Initiative wenig Anklang gefunden. So hält sich der Medienunternehmer jetzt bedeckt. "Die Pläne der Künstlerinitiative wären in unserem Konzept nicht in Gänze umsetzbar gewesen. Ich bin weiter bereit, halte mich jedoch im Hintergrund", sagt er. Mit einem ursprünglich an ihn herangetragenen Gedanken, als Mäzen des Künstlerviertels anzutreten, konnte sich Frank Otto nicht anfreunden.

Bei einer Lösung mit dem Wohnungsunternehmen Saga könnte das Grundstück in einem Treuhandvermögen an diese übergehen und nach einer Sanierung der Gebäude, die 20 Millionen Euro kosten wird, mit den Künstlern belebt werden. Diese Lösung ermöglicht ein mit den Künstlern abgestimmtes Konzept, das Oberbaudirektor Jörn Walter schon im Dezember verkündet hatte und das den "weitgehenden Erhalt der Gebäude" beinhaltet.

Der von SPD und GAL dominierte Bezirk Mitte bevorzugt die Saga-Lösung ebenso wie die Bezirks-CDU. Gunter Böttcher, Chef der CDU-Bezirksfraktion, sagt: "Wir unterstützen das städtische Saga-Modell, weil es das sinntragendste in solcher Gemengelage ist. In diesem Fall beißt sich das öffentliche Interesse an der Verwertung von Grundstücken nicht zu sehr mit den Interessen der Künstler." Böttcher befürchtet, dass ein Investorenmodell wieder "einen Schwerpunkt hineinlegt, den wir gerade leidvoll durchlitten haben". Mit der städtischen Lösung seien nicht nur die Interessen der Künstler, sondern die aller Bürger gewahrt.

Auch der stadtentwicklungs-politische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Andy Grote, ist für den Saga-Plan: "Das wäre die sauberste Lösung und das Quartier weiter in städtischer Verantwortung." Weiterhin spreche dafür nach wie vor der besondere Charakter des Projekts. Die Gängeviertel-Künstler halten sich bedeckt. "Unser überarbeitetes Konzept liegt der Behörde mit verschiedenen Finanzierungsmodellen vor; wir hoffen auf eine schnelle Entscheidung", sagt Gängeviertel-Sprecherin Christine Ebeling. In der kommenden Woche will die Initiative ihre Pläne der Öffentlichkeit präsentieren.