Ein Antrag beschließt, dass die Universität nicht in den Hafen zieht. Uni-Präsident Dieter Lenzen spricht sich für eine Modernisierung der Hochschule aus.

Hamburg. Die komplette Verlagerung der Hamburger Universität auf den Kleinen Grasbrook im Hafen ist praktisch vom Tisch. Die Mitgliederversammlung der CDU beschloss gestern Abend um 21.50 Uhr ohne Gegenstimme einen Antrag, der diese umstrittenste von vier möglichen Zukunftsvarianten ausschließt.

Das auf Bestreben der Jungen Union beschlossene Papier betont zwar die Notwendigkeit einer "grundlegenden baulichen Erneuerung" der Uni. Diese Erneuerung müsse aber "die Tradition der Universität an ihrem gewachsenen Standort in Eimsbüttel als auch ihre schon heute gestiegenen und weiter steigenden Flächenbedarfe" berücksichtigen. Heißt im Klartext: "Teile der der Uni können verlagert werden, aber eben nur Teile", so der JU-Vorsitzende Jan Meyer.

Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), die das Thema Komplettumzug ins Gespräch gebracht hatte, betonte am Rande der Veranstaltung, dass sie mit dem jetzt beschlossenen Antrag gut leben könne. Nach Abendblatt-Informationen war ihre Behörde an der Erarbeitung des finalen Textes bereits beteiligt.

Auch der neue Uni-Präsident Dieter Lenzen, der gestern sein Amt angetreten hatte, hatte zuvor im Abendblatt betont, dass er sich allenfalls eine Teilverlagerung vorstellen könne, der Kern der Uni solle am bisherigen Standort bleiben. Dafür bekam Lenzen eine breite Zustimmung vor allem in Eimsbüttel. "Das ist die richtige Entscheidung", sagte Baudezernent Reinhard Buff dem Abendblatt.

In Eimsbüttel reagierte man erfreut auf die Äußerungen Lenzens - und ein wenig überrascht. "Wir hätten nicht unbedingt damit gerechnet, dass sich Lenzen so schnell positioniert", sagte Buff. Er gehe davon aus, dass Lenzen beim Überblicken der Debatte die wachsende Zustimmung für einen Verbleib am alten Standort gesehen habe. "Auch in der CDU sind mittlerweile viele gegen den Umzug." Im Bezirksamt sei man nun mehr denn je optimistisch, was eine Zukunft der Uni in Eimsbüttel angehe.

Michael Westenberger, Fraktionschef der CDU in der Bezirksversammlung, bewertete die neue Situation ebenfalls positiv - "erfreulich, aber inhaltlich nicht überraschend. Eimsbüttel kämpft immer noch dafür, die Uni als großen Standort hier zu erhalten." Rüdiger Rust, Chef der SPD in der Bezirksversammlung, sagte zu den neuen Entwicklungen: "Wir sind erst beruhigt, wenn der Senat die politische Entscheidung fällt, dass die Uni in Eimsbüttel bleibt."

Die FDP begrüßte die Einlassungen Lenzens - mit der Ablehnung eines kompletten Uni-Umzugs in den Hafen habe er die Reißleine gezogen, sagte Rolf Salo, Landesvorsitzender der Liberalen. "Der Traum vom Vier-Milliarden-Umzugsabenteuer ist damit für Gundelach ausgeträumt. Für die meisten Experten war er ein Albtraum." Die Uni inmitten der Stadt sei ein Bekenntnis zur zentralen Bedeutung von Wissenschaft und Forschung. Salo: "Wer die Uni an den Rand drängen will, versteht nichts von der Stadt und ihren Lebensgrundlagen."

Die Hochschulexpertin der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Dorothee Stapelfeldt, begrüßte ebenfalls die jüngsten Äußerungen des neuen Präsidenten der Uni. "Lenzen sieht die Stärken der Universität und will auf ihnen aufbauen, damit wird der Uni endlich die Wertschätzung entgegengebracht, die sie verdient."