Heute soll der Nachfolger von Monika Auweter-Kurtz gewählt werden. Als Favorit für den Posten gilt Dieter Lenzen aus Berlin.

Hamburg. Albrecht Wagner, Vorsitzender des Hochschulrats, befürchtete bereits in der vergangenen Woche, als erste wirkliche oder scheinbare Tendenzen der Wahl eines neuen Uni-Präsidenten ruchbar wurden, eine Beschädigung des neuen Mannes (oder der neuen Frau) an der Spitze. Seit der Name Dieter Lenzen (derzeit noch Chef der Freien Universität Berlin) genannt wird, kocht die Gerüchteküche hoch. Die zeitgleich stattfindenden Studentenproteste samt Besetzung des Audimax tun seit Tagen ihr Übriges, die Wahl des Nachfolgers von Monika Auweter-Kurtz in ein besonderes Licht zu rücken.

So dringend es ist, die vakante Stelle an der Spitze der Hochschule zu besetzen, so umstritten ist das Prozedere der Wahl. Die soll letzten Informationen zufolge heute stattfinden - nach einer nicht öffentlichen Vorstellungsrunde der Kandidaten. An dieser Vorgehensweise hagelte es zuletzt Kritik (wir berichteten), sodass auch der neue Uni-Präsident zumindest aus der Sicht der Studenten mit einem Makel behaftet seinen Job antreten dürfte. Bereits bei der Wahl Auweter-Kurtz' hatte es Theater wegen mangelnder Transparenz gegeben. Auweter-Kurtz hinterlässt ihrem Nachfolger ein Bündel von Problemen:

So wird es vor allem darum gehen, die Uni wieder zu einen. Die Verwerfungen von Professoren und alter Uni-Leitung sind noch in frischer Erinnerung. Mit der Kommunikation war es unter Auweter-Kurtz nicht zum Besten bestellt. Der neue Chef wird viele Gespräche führen müssen. "Er solle vor allem integrativ vorgehen", fordert Severin Pabsch, einer von zwei AStA-Vorsitzenden der Uni Hamburg.

Daneben wird er die derzeit besonders virulente Unzufriedenheit der Studierenden eindämmen müssen. Die Umstellung auf die Bachelor/Master-Abschlüsse ist nicht reibungslos verlaufen, die derzeitigen Proteste richten sich vor allem gegen sie. Die verkürzten Studiengänge gelten als Schmalspur-Varianten der alten. Die Studenten beklagen, in ein zu enges Korsett gepresst zu werden. Unlängst äußerten Kultusministerkonferenz und Wissenschaftsrat Verständnis für die deutliche Kritik der Studierenden. Die Hamburger allerdings bekennen sich weiter zum Bachelor. Ohne ihn, sagt Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU), sei die hohe Zahl der Studierenden nicht zu bewältigen. Wie die finanzielle Situation der Hochschule verbessert werden soll, erscheint angesichts der Rekordverschuldung schleierhaft.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Agenda der neuen Führungskraft wird die Lösung der räumlichen Krise sein. Die bauliche Zukunft der Uni ist weiter unklar: Verlagerung des Campus auf den kleinen Grasbrook oder Sanierung des aktuellen Standorts? Der Präsident dürfte das Thema sofort an sich ziehen und den Senat an sein Versprechen erinnern, das Raumproblem zu lösen.

Die Wissenschaftsbehörde schweigt bislang zu den Protesten. Weshalb die SPD-Fachsprecherin für Hochschulpolitik, Dorothee Stapelfeldt, nun eine Reaktion von Wissenschaftssenatorin Gundelach fordert. "Die soziale Dimension der Umstellung auf das Bachelor-System haben viele erkannt - nur die Wissenschaftssenatorin mag sich nicht dazu äußern, wie es an den Hochschulen weitergehen soll." Die Studenten äußern sich dagegen umso lauter. Besonders im Hinblick auf die Personalie Lenzen. "Lenzen steht für alles, was wir ablehnen: Studiengebühren, Elitenbildung, Abhängigkeit von der Wirtschaft", hieß es. Der Kandidat soll angeblich heute in der Villa der Unimarketing-GmbH vom Hochschulrat ernannt werden. In der Sitzung des Akademischen Senats wollen die Studenten dann gegen die Wahl protestieren.