Professor Straubhaar hat im Abendblatt zu Recht die Diskussion über den weiteren Gang der Universität Hamburg über die Frage der Leitung hinaus geöffnet.

Es ist in der Tat zu fragen, ob wir gut daran tun, an der Massenuniversität festzuhalten, diesen träge vor sich hin schwimmenden Riesentanker ständig weiterzubeatmen oder gar zu Tode zu kritisieren oder tatsächlich neue Strukturen, kleine Yachten, zu schaffen.

Es ist nicht schwer, sich für Hamburg eine unabhängige kleine Spitzenhochschule für Wirtschafts- und Politikwissenschaften vorzustellen, nennen wir sie "Karl Schiller School of Economics and Political Science - Hamburger Hochschule für Wirtschafts- und Politikwissenschaften", und lokalisieren wir sie dort, wo das wirtschaftliche Herz von Hamburg schlägt: in der HafenCity. Dort befindet sich demnächst schon auf eigenem Campus die HafenCity-Universität, die Architektur-Studiengänge und Stadtplanung zusammenfasst.

Was sollte uns daran hindern, die medizinische Fakultät gemeinsam mit den Bio-Wissenschaften auszugliedern und auch dieser Einheit volle Autonomie zu gewähren? Nennen wir sie "Hamburg School of Medicine and Bio-Science - Hamburger Hochschule für Medizin und Biowissenschaften" und geben wir dieser Hochschule den Campus, auf dem seit Jahrzehnten schon das Universitätsklinikikum steht: in Eppendorf.

Schon diese beiden Ausgliederungen von großen Fakultäten in eigenverantwortliche akademische Hochschulen mit höchstem Anspruch und gesicherter Ausstattung würde den großen Tanker Universität entlasten und auch die angeblich so große Raumnot beheben, die in den letzten Monaten zu der unglücklichen Umzugsdiskussion geführt hat.

Wenn die Universität durch solche Ausgliederungen verschlankt worden ist, wird sie die Kraft finden, selbst zugkräftige Alleinstellungsmerkmale herauszuarbeiten. Hierzu böte sich in den Geisteswissenschaften beispielsweise ein deutlicher Schwerpunkt auf exzellenter Lehrerbildung und Lehrerweiterbildung an. Was brauchen wir für unsere Kinder und die Zukunft der Gesellschaft dringender als erstklassig ausgebildete Lehrer? Wäre Hamburg hier Avantgarde und würde sich die Lehramtsstudenten handverlesen aussuchen, sie in Kleingruppen im engen Verbund mit Schulen ausbilden, würde das am Ende auf den gesamten Bereich der Geisteswissenschaften ausstrahlen, die einst an der hiesigen Universität durch besonders hervorragende Wissenschaftler und Lehrer vertreten waren.

Die Ausgliederung in einzelne "Schools" würde keine akademische Verengung der Studierenden mit sich bringen, auch wenn dies oft behauptet wird. Selbstverständlich wäre sichergestellt, dass ein Student der "Hamburg School of Medicine and Bio-Science" ein Seminar in Volkswirtschaft an der "Karl Schiller School" und eine philosophische Vorlesung an der Universität besuchen könnte.

Ein gegenseitiger Austausch unter den Schools und ihren jeweiligen Studenten ist an den verschiedenen Harvard Schools kein Problem und würde es auch in Hamburg nicht sein.

Wir sollten Thomas Straubhaar folgen und intensiv über die zukünftige und zukunftstaugliche Struktur der Hamburger Universität nachdenken, bevor wir uns wieder in Personaldiskussionen verlieren.

Die Universität und der Wissenschaftsstandort Hamburg haben es verdient. Diese Diskussion sollte allerdings Chefsache sein, und dabei denke ich nicht an die kommissarische Leitung der Universität, sondern an den Senat und an den Bürgermeister.

Michael Göring ist Vorsitzender des Vorstands der "Zeit"-Stiftung, die unter anderem die Jura-Hochschule Bucerius Law School in Hamburg gegründet hat.