Betriebe sollen mit Abgabe zur Ausbildung von Nachwuchs angespornt werden. Rasant steigende Zahl von pflegebedürftigen Menschen.

Hamburg. Die SPD-Fraktion will den Mangel an Altenpflegern beheben und hat einen entsprechenden Antrag in die Bürgerschaft eingebracht. Danach sollen Pflegebetriebe eine Umlage zahlen, welche sie erstattet bekommen, wenn sie Nachwuchs ausbilden. "Wer ausbildet, trägt dazu bei, dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern. Daher müssen wir alles tun, um Ausbildungsplätze attraktiv für junge Menschen und die Betriebe zu machen", sagt Dirk Kienscherf, parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bürgerschaftsfraktion.

Hintergrund dieses Vorschlags ist die rasant steigende Zahl von pflegebedürftigen Menschen und einem entsprechenden Mangel an Pflegern. Das Statistische Bundesamt prognostiziert, dass bis 2020 bundesweit etwa 152.000 Pflegekräfte fehlen werden. Der Bundesverband privater sozialer Dienste spricht sogar von einem Bedarf von 400.000 Pflegekräften bis 2020, davon allein 250.000 in der Altenpflege.

+++Fachkräfte sind gefragt+++

"Hamburg muss sich verstärkt auf die Folgen des demografischen Wandels einstellen", sagt Kienscherf. In der Hansestadt werden derzeit 776 Menschen zu Pflegeassistenten ausgebildet oder umgeschult, davon 400 in der Altenpflege. Bei 330 von ihnen handelt es sich um reine Auszubildende. Diese Zahl will Kienscherf mit der Einführung der Ausbildungsumlage um 20 Prozent erhöhen. Die Umlage würde einen Anreiz für alle Betriebe bilden. Denn laut Kienscherf hätten Pflegeeinrichtungen, die ausbildeten, durch zunächst höhere Kosten einen Wettbewerbsnachteil gegenüber solchen Einrichtungen, die nicht ausbildeten. "Durch eine wettbewerbsneutrale Umlagefinanzierung kann die Bereitschaft zum Ausbilden erhöht werden."

Nach den Vorstellungen der SPD-Fraktion sollen Pflegebetriebe das Geld, das Azubis verdienen, künftig je nach Mitarbeiterzahl in einen Topf einzahlen. Das sind pro Auszubildenden rund 750 Euro monatlich im ersten Lehrjahr und 950 Euro im dritten Lehrjahr. Bilden die Betriebe aus, erhalten sie die das Geld für den Azubi-Lohn auf Antrag zurück. Ein entsprechendes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts habe laut Kienscherf für Rechtssicherheit bei diesem Vorhaben gesorgt. "Von der Ausbildungsumlage für die Altenpflege würden alle Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste ebenso profitieren wie diejenigen, die diesen Beruf erlernen wollen, aber bisher keinen Ausbildungsplatz finden konnten."

Als Beispiel, dass das Vorhaben Erfolg haben kann, führt Kienscherf das Saarland an. Dort wurde die Umlagefinanzierung bereits im vergangenen Jahr eingeführt. Laut saarländische Gesundheitsministerium habe sich die Zahl der Pflegeschüler anschließend von 450 auf 628 erhöht.