Ana Rosas pflegt ältere Menschen. Sie kommt aus Malaga nach Quickborn, um hier zu arbeiten. Auch ihre Freundin Mari Rivero wagt diesen Schritt.

Quickborn. Ana Rosas kommt aus Malaga. In Spanien studierte sie sechs Semester lang Altenpflege. Die 25-Jährige hat ein Diplom erworben, ist hoch qualifiziert - und findet in ihrer Heimat keine Arbeit. In Deutschland ist das anders: Seit Februar ist Ana Rosas im Alten- und Pflegeheim Klingenberg der DANA-Gruppe in Quickborn tätig und betreut dort deutsche Senioren.

"Die Situation auf dem deutschen Pflegemarkt ist desolat. Wir haben daher verschiedene Ideen entwickelt, wie wir dem Fachkräftemangel abhelfen können", sagt Johann Weigert, Leiter des Qualitätsmanagements der DANA-Gruppe mit Hauptsitz in Hannover. Ein Modell ist das gezielte Anwerben von ausländischen Fachkräften. "Wir haben erst zuerst in Osteuropa versucht", sagt Weigert weiter. Als Problem erwiesen sich die mangelhaften Deutschkenntnisse und die Schwierigkeiten bei der Anerkennung der ausländischen Abschlüsse durch die hiesigen Behörden.

"Ich habe mich dann in Spanien umgehört und erfahren, dass dort viele qualifizierte Altenpfleger händeringend einen Job suchen", erinnert sich Weigert. Die meisten Bewerber hätten zumindest Grundkenntnisse der deutschen Sprache - und ihre Berufsabschlüsse würden unbürokratisch vom Landesamt für Soziale Dienste anerkannt. Mittlerweile beschäftigt die Gruppe in ihren norddeutschen Einrichtungen elf Pflegekräfte aus Spanien, die ihren Einsatzort in deutschen DANA-Einrichtungen frei wählen können.

Weigert: "Wir wollen dieses Modell ausweiten, weil wir sehr gute Erfahrungen gemacht haben." Von sehr guten Erfahrungen mit ihrer neuen Wahlheimat Deutschland spricht auch Anna Rosas. "Natürlich vermisse ich meine Familie und meine Freunde", sagt die 25-Jährige. Alle hätten jedoch Verständnis für ihre Entscheidung gehabt, lieber in Deutschland zu arbeiten als ohne Job in Spanien zu bleiben. "Mein Freund war schon hier, und auch meine Eltern haben mich schon in Quickborn besucht", sagt die junge Spanierin.

Dass sie sich in der Eulenstadt so gut eingelebt hat, ist auch Mari Rivero zu verdanken. Die 25-Jährige ist die zweite Spanierin, die im Pflegeheim Klingenberg beschäftigt ist. Die beiden jungen Frauen haben sich während ihres Studiums in ihrer Heimat kennengelernt und gemeinsam beschlossen, in Deutschland zu arbeiten. "Unser Konzept sieht vor, dass die Spanier immer zu zweit an einem Ort eingesetzt werden", sagt Weigert.

Das gilt auch für Ana Rosas und Mari Rivero. Ihr neuer Arbeitgeber hat für sie eine Drei-Zimmer-Wohnung in Quickborn gefunden und nach ihren Wünschen eingerichtet. Die neue Heimat der beiden Spanierinnen liegt in fußläufiger Entfernung zu ihrer Arbeitsstätte, wo beide in der Anfangszeit denselben Schichtrhythmus haben. "Wir wollen ihnen die Eingewöhnung erleichtern", sagt Weigert.

Anke Weber, die Leiterin des Pflegeheims, ist mit ihren neuen Arbeitskräften vollauf zufrieden. "Sie sind unter den Kollegen voll anerkannt und leisten sehr gute Arbeit", sagt sie. Die beiden jungen Damen aus Spanien würden genauso behandelt wie ihre deutschen Kollegen auch. Das gilt für die wöchentliche Arbeitszeit und den Schichtdienst - aber auch für die Bezahlung und den Urlaubsanspruch. "Es hat gerade eine Gehaltserhöhung gegeben, die haben Ana und Mari natürlich auch bekommen", sagt Anke Weber. Beide verdienen - wie ihre deutschen Kollegen auch - 2100 Euro brutto, Zuschläge nicht eingerechnet. In Spanien liegt der Bruttolohn für Pflegefachkräfte bei etwa 900 Euro.

Damit Ana und Mari für ihren neuen Arbeitgeber so wertvoll wie möglich werden, hat DANA sie nach ihrer Ankunft in Deutschland erst einmal einem Test unterzogen. "Wir wollten wissen, wie viel Schulungsbedarf besteht", sagt Weigert. Defizite bestehen natürlich in den Sprachkenntnissen. Für einen Kompakt-Kurs wurde eine Deutschlehrerin engagiert. Nach zwei Wochen in Hannover kamen die Spanierinnen Mitte Februar nach Quickborn. Hier besuchen sie einen weiteren Deutschkursus der Volkshochschule. "Die Arbeitskollegen sind alle sehr nett und helfen mir, wo sie können", sagt Mari Rivero. Und auch über die Bewohner der Einrichtung weiß sie nur positives zu berichten. "Die wissen alle, dass ich nicht so gut deutsch kann und sprechen langsam, damit ich sie verstehen kann."

Natürlich, so sagt die 25-Jährige, wäre sie lieber in ihrer Heimat geblieben. "Aber in Spanien finden wir nur sehr schwer eine Arbeit." Mit ihren Freunden hält sie regelmäßig Kontakt - über den kostenlosen Internet-Telefondienst Skype.

Inzwischen haben die beiden Spanierinnen erste Freunde gefunden - vorzugsweise Arbeitskollegen, aber auch andere Spanier, die in Hamburg und Umgebung leben. Beide haben auch schon die Hansestadt und ihre kulturellen Angebote erkundigt.

Der größte Unterschied zwischen dem Norden Deutschlands und Andalusien? Da müssen beide nicht lange überlegen. "Das Wetter", sagen sie unisono. Und Mari fügt hinzu: "Und die Menschen in Spanien sind fröhlicher. Aber vielleicht liegt das ja auch am Wetter."

Sie hofft, ebenso wie Ana, irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. "Vielleicht in ein bis zwei Jahren, wenn die Krise vorbei ist." Aktuell sieht es nicht danach aus, dass sich die Wirtschaft in Spanien schnell erholt. Die Arbeitslosenquote ist vor kurzem auf ein Rekordhoch von 24,4 Prozent gestiegen. Das bekommt auch die DANA-Gruppe zu spüren. "Mittlerweile hat sich dort herumgesprochen, dass wir als deutscher Arbeitgeber händeringend Fachkräfte suchen. Wir bekommen inzwischen sogar Initiativbewerbungen aus Spanien." Eine Tatsache, die Weigert freut.