Personalpolitik des Senats in der Kritik. Jeder zweite Pädagoge vor Pensionierung. Etwa 55 Schulleiterpositionen unbesetzt.

Hamburg. Die Antwort auf eine schriftliche Kleine Anfrage der Grünen Stefanie von Berg und Anjes Tjarks an den Senat brachte es an den Tag: Bis 2019 werden gut 45 Prozent der Hamburger Lehrkräfte pensioniert werden. Im Fokus dieses "einschneidenden Generationswechsels" stehen dabei die Grund- und die Berufsschulen: "Schon jetzt sind an etwa 55 Grundschulen die Schulleiterpositionen unbesetzt", sagte die schulpolitische Sprecherin der Grünen. Es sei vor allem in finanzieller Hinsicht zunehmend unattraktiv, die Leitung einer Grundschule zu übernehmen. Außerdem sei die Besoldungsstruktur ungerecht. Von Berg fordert, "Grundschullehrer mit Lehrern an Stadtteilschulen und Gymnasien finanziell endlich gleichzustellen. "Das Einstiegsgehalt sollte für alle gleich in der Besoldungsgruppe A13 beginnen." Auch dürfe sich die Höhe der Besoldungsrichtlinien für Schulleiter nicht mehr allein nach der Zahl der Schüler richten, sondern viel eher nach dem Kess-Faktor (Kompetenzen und Einstellungen für Schülerinnen und Schüler). Es sei schließlich ein Unterschied, ob eine Schule in einem sozialen Brennpunkt beheimatet ist oder in einem gut situierten Stadtteil. Davon hingen im Wesentlichen die unterrichtsbegleitenden Arbeiten wie zum Beispiel die Kooperation mit den Eltern ab. In beiden Fällen geht es für die Pädagogen um durchschnittlich 500 Euro brutto pro Monat mehr oder weniger, "aber eigentlich doch weniger ums Geld", sagte die Leiterin der Grundschule Vizelinstraße, Sabine Lucks, "sondern um die Wertschätzung und die Anerkennung unserer Arbeit."

+++ "Wir bauen hier die teuerste Schule Hamburgs" +++

Zur Situation an Berufsschulen wies von Berg auf den bundesweiten Mangel an Lehrkräften für die Metall- und Elektrotechnik hin: "In diesen Fächern schauen Bewerberinnen und Bewerber auf die allerbesten Bedingungen." Doch Hamburg, eigentlich ein attraktiver Standort, "verschenke seine günstige Ausgangsposition im Norden".

Die Reform der Lehrerausbildung steht besonders in der Kritik. Denn die sieht eine deutliche Erhöhung des eigenverantwortlichen Unterrichts für Referendare vor. "Dadurch werden etwa 50 Planstellen eingespart", sagte Anjes Tjarks, selbst frischgebackener Lehrer, "und die Qualität der Ausbildung leidet." Wochenarbeitszeiten von 70 Stunden und mehr seien für angehende Lehrer keine Seltenheit. Tjarks fordert, die bisherige Regelung beizubehalten, die sich bewährt habe, und darüber hinaus den "angeleiteten Unterricht" zu stärken. Das bestätigten auch die Umfragen unter Lehramtsstudenten und Seminarleitern, die dem Senat angeblich unbekannt seien. Über konkrete Lösungs- und vor allem Finanzierungsvorschläge schwiegen die Grünen sich jedoch aus.