Revierförster in Rosengarten muss Kaufinteressenten vertrösten. Einzelne Kaminbesitzer bedienen sich dennoch illegal im Wald.

Sieversen. "Mein Telefon steht zur Zeit nicht still", sagt Bernd Westphalen, Forstamtmann der Niedersächsischen Landesforsten im Revier Rosengarten. Immer wieder fragen ihn in diesen Tagen Kaminbesitzer aus der Umgebung nach Brennholz, um in ihren Wohnzimmern für behagliche Wärme zu sorgen. Die Standardantwort des 54-Jährigen darauf klingt zunächst paradox: "Ich hoffe auf kälteres Wetter", sagt er einem Kaufinteressenten durch die Freisprecheinrichtung seines dunkelgrünen Geländewagens. Zwar steige mit fallenden Temperaturen die Holznachfrage. "Aber erst wenn der Boden gefroren ist, können wir wieder mit unseren schweren Harvester-Erntemaschinen in den Wald."

Den aktuellen Wunsch nach Brennholz zu erfüllen, steht für den Revierförster nicht im Vordergrund. Und hier ist auch der Grund für sein Warten zu suchen. "Wir würden zwar auch heute durch den Wald kommen, dabei aber tiefe Furchen hinterlassen", sagt Förster Westphalen. "Wir wollen aber mit der Natur arbeiten, nicht gegen sie." Neben der Nutzfunktion des sogenannten Naturwirtschaftswaldes im Naturschutzgebiet "Buchenwälder im Rosengarten" sei auch seine Rolle als Schutzraum für Tiere und Erholungsort für Menschen wichtig. Westphalen: "Das ist nicht immer leicht unter einen Hut zu bringen."

Enttäuschen muss der Förster heute zum Beispiel Alfons Rischer, Klaus Wendler und Dierk Heppelmann. Bei einem Waldspaziergang haben die drei Rentner eine umgekippte Buche entdeckt, die sie gerne zuhause verfeuern würden. "Den knochigen Baum könnte ich gut für meinen Kachelofen verwenden", sagt Dierk Heppelmann aus Schwiederstorf. "Das geht aber nicht", antwortet Forstamtmann Westphalen. "Der muss als Totholz für Pilze und Insekten liegen bleiben." Zu nährstoffreichem Humus für den Waldboden soll sich die abgestorbene Buche aber blickgeschützt, einige Meter vom Wanderweg entfernt, zersetzen.

Der Anreiz, Holz einfach illegal aus dem Wald mitzunehmen, ist hoch. Bis zu 40 Euro kostet ein Raummeter Buchen- oder Eichenholz, von denen Westphalen in seinem 1600 Hektar großem Revier zwischen der Hamburger Landesgrenze und der Autobahn 1 bei Rade jährlich 1000 bis 2000 verkauft. Die forstwirtschaftliche Maßeinheit Raummeter entspricht einem jeweils einen Meter langen, breiten und hohen Stapel Holz, einschließlich Zwischenräume. "Pro Winter brauche ich etwa 20 Raummeter Holz für meinen Kamin", sagt Matthias Malitius. "Das entspricht rund 30 Ladungen mit dem Pkw-Anhänger", so Westphalens Stammkunde aus Sottorf.

Auf die Größe eines Kofferraumes portioniert werden muss das Holz von den Kunden selbst. "Das machen wir ganz bewusst so, damit zufällig vorbeikommende Autofahrer nicht einfach Brennholz stehlen können", sagt Dr. Otto Fricke, Leiter des Forstamt Harsefeld, das unter anderem für den Landkreis Stade zuständig ist.

Ein Jorker Obstbauer hatte es Holzdieben am vorvergangenen Wochenende im Wortsinn leicht gemacht: Südlich der Landesstraße 140 lagerte er das in jeweils ungefähr 25 Zentimeter große Stücke zersägte Holz von etwa 30 Kirschbäumen unter freiem Himmel. "Unbekannte haben es aufgeladen und mitgenommen", sagt Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizei in Stade.

"Der Abtransport muss bei Frostwetter mit einem entsprechenden Fahrzeug erfolgt sein", so Polizeisprecher Bohmbach weiter. Die Ermittler schätzen den von den Dieben angerichteten Schaden auf 500 Euro. "Wir haben bisher keine Hinweise auf die Täter erhalten", sagt Bohmbach. "Wir hoffen jetzt auf Aussagen von Spaziergängern, die vielleicht zufällig mit ihrem Hund vorbeigekommen sind." Zeugen, die verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachtet haben, erreichen die Beamten der Polizeistation Jork unter Telefon 04162/91 29 70.

Der Diebstahl von Brennholz ist zwar auch in Zeiten stark steigender Heizkosten kein Kavaliersdelikt. Die Polizei beschäftigt sich aber eher selten mit diesen Straftaten. Außergerichtlich geeinigt hat sich im vorigen Jahr beispielsweise die Gemeinde Estorf im Landkreis Stade mit einem 41-Jährigen aus Oldendorf. "Das Verfahren wurde nach einer Spende an unseren Kindergarten eingestellt", berichtet Bürgermeister Hans-Werner Hinck. Der Mann hatte zugegeben, zwei abgestorbene Bäume im Gräpeler Moor eigenmächtig abgesägt zu haben. "Die zwei Eichen und zwei Birken waren Eigentum der Gemeinde und durften auf keinen Fall gefällt werden."

Auf legalem Weg kommen Privatleute am Sonnabend im Interessenforst Hollenstedt an Kamin- und Brennholz. Die Auktion an der Moisburger Straße beginnt um 12 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 04165/8133.