In den Forsten im Kreis Segeberg wird immer mehr Holz gestohlen. Versteckte Sender sollen die Diebe nun überführen.

Kreis Segeberg . Holz statt Gas oder Öl: Angesichts steigender Energiepreise nutzen immer mehr Menschen Brennholz. Weil die Nachfrage den Marktwert bestimmt, ist der Baumstamm zum Waldgold aufgestiegen. Das hat weitreichende Folgen für die Forstwirtschaft -und die sind nicht nur positiver Natur: Im Wald, da sind die Räuber: In den schleswig-holsteinischen Wäldern wird immer häufiger Holz gestohlen.

Auch in den Wäldern des Kreises Segeberg sind die Folgen des Holzbooms spürbar. "Wenn geschlagenes Holz zu lange liegt, verschwindet es", sagt Förster Sebastian Bohne von der Försterei Tangstedt. Er ist für die Wälder zwischen Kaltenkirchen und Hamburg zuständig. "Geschlagenes Holz kann man nicht mehr am Wegesrand liegen lassen."

Dieser Trend hat sich in den vergangenen Jahren ganz allmählich entwickelt und ist in ganz Deutschland spürbar: In immer mehr Haushalten wird mit Scheiten, Hackschnitzeln oder Pellets geheizt. Im Jahr 2011 wurden deutschlandweit mehr als 400.000 Öfen verkauft. Tendenz steigend.

In den vergangenen acht Jahren sind die Holzpreise um 80 Prozent gestiegen

Weil die Nachfrage ausschlaggebend für den Marktwerk ist, klettern die Holzpreise. In den vergangenen acht Jahren sind sie um 80 Prozent gestiegen. Der Holzklau, das stellen Polizei und Förstereien fest, wird zum Massenphänomen. In den Wäldern können sich Ofen- und Kaminbesitzer ganz legal mit Holz eindecken. Dafür müssen sie zahlen: Die Förstereien in Schleswig-Holstein kassieren für einen Raummeter Kaminholz 29 Euro. Holz, das geschnitten am Wegesrand lagert und dort abgeholt werden kann, kostet 46 Euro, Parkettholz, das ebenfalls geschnitten an den Wegen lagert, wird mit 50 bis 60 Euro gehandelt. Ein ganzer ungeschnittener Stamm kostet etwa 100 Euro und mehr. Wer also in den Wald geht, um Holz zu stehlen, begeht mehr als ein Kavaliersdelikt. Zum Vergleich: In Baumärkten kostet ein Raummeter Kaminholz etwa 80 Euro.

In Rickling ist kürzlich ein Holzdieb auf frischer Tat ertappt worden

Bei Förster Karsten Tybussek von der Försterei Scharbeutz herrscht eine so rege Nachfrage nach Kaminholz, dass er sie nicht mehr bewältigen kann. So wie ihm geht es den meisten anderen Förstereien auch. In der Försterei Rickling ist kürzlich ein Holzdieb auf frischer Tat ertappt worden: Er war dabei beobachtet worden, wie er Holz auf seinen Pkw-Anhänger lud. Als die Polizei kam, hatte er bereits zehn Raummeter aufgeladen. Gegen ihn wurde Anzeige erstattet. Förster Hubert Bock von der Försterei Hasselbusch, die auch für die Wälder um Bad Bramstedt zuständig ist, hat das Phänomen des Holzdiebstahls schon seit Jahren beobachtet - einen aktuellen Aufwärtstrend kann er derzeit allerdings nicht beobachten.

Für die Revierförster ist es nahezu unmöglich, die Holzdiebstähle zu verhindern. "Unsere Förstereien liegen teilweise weit auseinander, sodass wir natürlich nicht überall sein können", sagt Karsten Tybussek. "Die Chance, jemanden auf frischer Tat zu ertappen, ist sehr gering., wir können die Wälder nicht sichern wie ein Gefängnis." Im Übrigen weist er darauf hin, dass nicht immer die Förstereien die Geschädigten seien. Holzstämme an den Wegesrändern seien häufig bereits an die Industrie oder an Privatkunden verkauft worden. In diesen Fällen hätten diese dann den Schaden zu tragen.

Die Polizei im Kreis Segeberg hat die hiesigen Wälder noch nicht gezielt im Blick - in Lübeck ist es anders: Dort versucht die Polizei, dem Holzdiebstahl in den Stadtforsten mit einer hohen Kontrolldichte vorzubeugen. In Ahrensbök fährt die Polizei sogar Streife auf den Waldwegen.

Betroffen ist nicht nur die Forstwirtschaft, auch die Landwirte haben ihre Erfahrungen gemacht. Bauern, die nach dem Abholzen eines Knicks ("knicken") ofengerechte Baumstämme zu lange am Straßenrand liegen lassen, machen Holzdieben auf diese Weise großzügige Angebote. Jens-Walter Bohnenkamp aus Norderstedt, Vorsitzender des Kreisbauerverbandes, kennt dieses Phänomen aus Erzählungen seiner Kollegen. Er selbst wappnet sich dagegen: "Wenn ich einen Knick auf den Stock setze, lasse ich das Holz niemals über Nacht liegen, sondern transportiere es sofort ab." Allerhöchstens lasse er mal dicke Baumstämme in voller Länge liegen. "Die müssten zu zweit transportiert werden und passen in keinen Kofferraum."

Geschädigte sind oft auch die Holzunternehmen, die das Holz in den Wäldern Schleswig-Holsteins schlagen und vermarkten. Dem Holzunternehmen Bernd Jorkisch in der Gemeinde Daldorf sind ganze Partien mehrerer Lkw-Ladungen aus dem Wald gestohlen worden. Der Gesamtverlust aus Diebstählen wird mit etwa fünf Prozent beziffert. Das Unternehmen versucht, sich gegen die dreisten Holzdiebe, die ihre Ware wiederum anderen Betrieben anbieten, zur Wehr zu setzen: Das Holz wird farblich gekennzeichnet, teilweise werden an den Holzstämmen auch versteckte Sender eingebaut.

Das Sägewerk Holz-Ruser in Bornhöved hat 26 Fälle von Holzdiebstahl zur Anzeige gebracht. Die Täter waren nicht zu ermitteln. Dem Unternehmen entstand ein Schaden von 50.000 Euro.