Café als Begegnungsstätte: Die Technische Universität Hamburg-Harburg will sich mit einem gastronomischen Angebot für den Stadtteil öffnen.

Harburg. Professor Garabed Antranikian macht Nägel mit Köpfen. Der Präsident der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), seit Dezember 2010 im Amt, will eine Öffnung seiner Universität zum Stadtteil. Und Antranikian scheint es eilig mit der Umsetzung des Planes zu haben. Die Mitarbeiter des Harburger Gesundheitsamtes sind noch nicht aus ihren Räumen in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude Am Irrgarten ausgezogen, da steht eine künftige universitäre Nutzung des Gebäudes bereits fest.

"Mitte bis Ende dieses Jahres werden dort ein Café beziehungsweise ein Bistro, Lernräume und Teile der universitären Forschung eingezogen sein", bestätigt jetzt TUHH-Sprecherin Jutta Werner. Die Lage des Gebäudes sei, so Werner weiter, ideal für die Pläne der Universität, sich noch mehr zum Stadtteil zu öffnen und sich als Teil der Harburger Infrastruktur zu positionieren.

Das Café, so Jutta Werner, werde nicht nur für Studierende der TUHH geöffnet sein. Geplant sei vielmehr eine Begegnungsstätte zwischen Studierenden, Angehörigen der Universität und Harburgern. Wie berichtet, platzt die Mensa der TUHH aus allen Nähten. Ursprünglich auf 300 Sitzplätze ausgerichtet, 1998 mit einem Wintergarten auf 420 Plätze erweitert, ist sie längst viel zu klein geworden für den täglichen Andrang der Studierenden. Im Wintersemester 2012/2013 sind 6434 Studierende an der TUHH eingeschrieben. Inzwischen werden durchschnittlich 1700 Essen am Tag hier ausgegeben. Es gab erste Überlegungen, im alten Gesundheitsamt eine neue Mensa einzurichten. Jetzt soll es ein gastronomisches Angebot auch für Harburger werden, die nicht an der TUHH studieren oder arbeiten.

Planungsrechtlich scheint die Umwidmung des alten Gesundheitsamtes für universitäre Zwecke problemlos machbar zu sein. "Im Bebauungsplan Harburg 45", heißt es in der Antwort des Senats auf die Schriftliche Kleine Anfrage der Harburger CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver zur zu kleinen Mensa und fehlenden Lernräumen an der TUHH, "ist das Grundstück für Hochschulzwecke ausgewiesen, insofern sind die Voraussetzungen für die Nutzung durch die TUHH gegeben." Im Vorfeld ihrer Anfrage hatte Stöver Kontakt zum AStA der TUHH. Carl Eißing vom AStA bestätigt zum einen, dass die Mensa an der TUHH nicht mehr den Anforderungen des aktuellen Bedarfs entspreche. Zum anderen aber sei der Bedarf an weiteren Lernräumen für die Studierenden weitaus drängender. Eißing hatte auf eine kurzfristige Lösung dieses Problems gedrängt. "In die konkreten Pläne aber sind wir als AStA nicht eingebunden", sagt Carl Eißing.

Um das Problem der fehlenden Lernräume zu beheben, hatte die TUHH vom Wintersemester 2009 bis Ende 2012 zwölf Räume auf etwa 520 Quadratmetern Fläche als Lern- und Arbeitsräume im Schellerdamm angemietet. "Mangels ausreichender Nutzung durch die Studierenden wurde das Mietverhältnis am Schellerdamm beendet", heißt es aus dem Senat. Die angeblich geringe Auslastung, so der AStA-Vertreter Eißing, werde gerne vom Senat als Grund angegeben.

"Während der Semester wurden, das ist meine Beobachtung, die Räume am Schellerdamm sehr gut genutzt. Aber wie misst man eine mangelnde Nutzung? Wir beobachten auch, dass es Zeiten hier an der TUHH gibt, in denen keine Lernräume mehr zur Verfügung stehen, weil alle besetzt sind", sagt Carl Eißing. An der TUHH gibt es aktuell 640 Lernplätze für Studierende.

Mit der Einrichtung von zusätzlichen Lernräumen im alten Gesundheitsamt dürfte sich das Problem gelöst haben. Löst ein "gastronomisches Angebot" im alten Harburger Gesundheitsamt auch die Platzprobleme der TUHH-Mensa? "Ein Cafe oder Bistro kann die Platzprobleme der Mensa nicht zu 100 Prozent lösen, aber es entzerrt die Situation", sagt Jutta Werner. Die klassischen Zeiten einer Mensa von 12 bis 15 Uhr hätten sich zudem verschoben. Und im Zusammenhang mit den übrigen gastronomischen Angeboten auf dem Campus, wie der Würstchenbude und der Filiale von Campus Suite im NIT-Gebäude, so die Uni-Sprecherin, sei man der Lösung des Problems damit insgesamt einen großen Schritt näher gekommen.

Wann genau das alte Gesundheitsamt in die universitäre Nutzung übergehen werde, könne jetzt noch nicht gesagt werden, so Jutta Werner. Das hänge vom Umfang und Beginn der Sanierungsarbeiten ab. "Wir planen im Sommer in das Gebäude einzuziehen und zum Wintersemester 2013/2014 das gastronomische Angebot zu eröffnen", sagt Werner. 2115 zusätzliche Quadratmeter stehen dann der TUHH zur Verfügung.

Die Kosten für die Sanierung beziehungsweise Renovierung konnte Jutta Werner noch nicht beziffern. Das alte Gesundheitsamt ist im Eigentum der Hansestadt Hamburg und wird von der Sprinkenhof AG verwaltet. Die Sprinkenhof AG wollte sich auf Nachfrage nicht zu Einzelheiten äußern - im Sinne des Mieterschutzes, hieß es.