Ingenieurbüro will für 100.000 Euro mit blauen und grünen Effekten den Durchgang am Gloriahaus gestalten. Zeitplan ist ambitioniert.

Harburg. Der Bezirk Harburg stellt 100 000 Euro für ein neues Beleuchtungskonzept im sanierten Gloria-Tunnel zur Verfügung. Die SPD-Fraktion setzte sich gegen die Stimmen der CDU, der Grünen und der Fraktion Die Linke durch. Auch die FDP-Abgeordneten hoben die Hand bei der Abstimmung für die "LED-Wohlfühlbeleuchtung".

Gegenstand der Abstimmung war eine Vorlage der Verwaltung mit dem Titel "Antrag auf Gestaltungsmittel der Bezirksversammlung für das Projekt künstlerische und energieeffiziente Beleuchtung des Gloria-Tunnels". "Jetzt haben wir die politische Grundlage, um eine Ausschreibung anschieben zu können", kommentierte Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) das Ergebnis. Vorausgegangen war eine Diskussion, die von gegenseitigen Schuldzuweisungen geprägt war.

Muammar Kazanci (SPD) warf der CDU "Lächerlichkeit" vor, weil sie sich gegen die Investition stelle. Der CDU-Abgeordnete Uwe Schneider bescheinigte der SPD-Fraktion, Mittel für soziale Projekte zusammenzustreichen, "mit der Ansage, dieses Geld wieder in andere soziale Projekte fließen zu lassen. Jetzt aber wissen wir, wo die Reise hingeht. Dieses Geld fließt nun in Prestigeobjekte wie die Beleuchtung eines Tunnels". Und der Grünen-Fraktionschef Ronald Preuß attestierte der SPD "schlechtes Niveau. So etwas kann man machen, wenn man mit der goldene Schatulle gesegnet ist".

Wie berichtet, will der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer bei der Sanierung des Gloria-Tunnels lediglich eine Beleuchtung einbauen, die der "Verkehrssicherungspflicht" entspricht. Aus Sicht der SPD ist das zu wenig. "Der Gloria-Tunnel ist keine gewöhnliche Unterführung, sondern die Verbindung zwischen Phoenix-Center und Lüneburger Straße. Die Beleuchtung muss also zur Attraktivität der Innenstadt beitragen", sagte Kazanci. Aus Sicht der Opposition würde es auch günstiger gehen, den Tunnel zu beleuchten. "Die Mittel für den Bolzplatz am Hans-Dewitz-Ring sind im Frühjahr dieses Jahres auf Antrag der SPD wieder zurück in den Topf für investive Mittel geflossen. Das waren auch 100 000 Euro. Für einen Bolzplatz hat dieser Bezirk kein Geld, aber für eine Wohlfühlbeleuchtung. Solange diese Prioritäten gesetzt werden, stimmen wir der Vorlage nicht zu", sagte Sabine Boeddinghaus (Die Linke). Und Heinke Ehlers (Bündnis 90/Die Grünen) gab zu bedenken, dass sich derzeit die Wissenschaft noch an dem Thema LED-Beleuchtung abarbeite, es also noch keine abschließenden Erkenntnisse darüber gebe, wie LED-Beleuchtung eingesetzt werden müsse, um bestimmte Zielsetzungen zu erfüllen. "Und wenn uns jetzt einer erzählt, er weiß, wie es geht, der erzählt uns was vom Pferd", so Ehlers.

Fakt ist: Das Harburger Ingenieurbüro Linksrechts reichte Ende August ein Beleuchtungskonzept für den Tunnel beim Bezirksamt ein. "In Analogie zur Beleuchtungsplanung für Schiffe wurde von den Ingenieuren ein Beleuchtungskonzept konzipiert, dass auf Grundlage von steuerbaren grünen und blauen Lichteffekten basiert, die Stress vermeidend und vitalisierend auf das menschliche Empfinden einwirken", heißt es in der Vorlage. Weiterhin planen die Ingenieure für den "Hauptverkehrsbereich eine Verstärkung der Helligkeit durch weißes Licht".

Ein schlüssiges Konzept als Grundlage für eine Ausschreibung, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer, liege der Bezirksversammlung damit keineswegs vor. Dennoch wird jetzt die Bezirksverwaltung die "Wohlfühlbeleuchtung" für den Gloria-Tunnel ausschreiben. Ob das Ingenieurbüro Linksrechts aus dem Binnenhafen nun auch den Zuschlag bekommen wird, ist vollkommen offen.

Der ideale Zeitplan, der von der Bezirksverwaltung angestrebt wird, scheint allerdings überaus ambitioniert. Eigentlich soll der sanierte Gloria-Tunnel im März nächsten Jahres feierlich eröffnet werden. Wenn es nun aber noch eine Ausschreibung für ein neues Beleuchtungskonzept geben soll, dürfte der Termin kaum zu halten sein. Der enge Zeitplan ist auch der Grund dafür, warum SPD und Verwaltung so sehr auf einen zügigen Beschluss in der Bezirksversammlung, ohne Beratung im Haushaltsausschuss, gedrängt haben. Auch diese Vorgehensweise hat in der Opposition zu Unmut geführt. Die Verwaltung rechnet mit ersten Ergebnissen der Ausschreibung im Januar 2013. Die könnten dann der Bezirksversammlung vorgestellt werden.