Harburg. Die dicken Kabel, die der Stromversorger Vattenfall kürzlich am Östlichen Bahnhofskanal ins Erdreich verlegte, wecken Hoffnungen. Können nun die Hochspannungsmasten vom Rand der Neuländer Straße verschwinden? Immerhin: An dieser Stelle hat der Bezirk Harburg den Schwerpunkt seiner Stadtentwicklung verankert. Hier, im Binnenhafengebiet, sollen sich in Zukunft erstklassige Firmen ansiedeln und auch höherwertiger Wohnraum ist zu erwarten. Der Bebauungsplan "Harburg 62" sieht stattliche Gebäude bis zu zwölf Etagen vor. Aber die Akteure haben den Vorwärtsgang noch immer nicht eingelegt. Und Vattenfall hat auch nicht im Sinn, die Hochspannungsmasten zu entfernen.

Vattenfall-Sprecherin Sabine Neumann: "Bei den neu verlegten Kabeln handelt es sich um ein Provisorium. Wir hatten im Bereich des Kanals einen Schaden in der alten 10 Kilovolt-Mittelspannungsleitung. Als Ersatz haben wir vorübergehend eine Leitung an der Klappbrücke befestigt. Das ist keine Dauerlösung, denn so kann die Brücke nicht mehr geöffnet werden." Die reguläre Reparatur sieht wieder eine Verlegung des Kabels unter dem Kanal vor.

Interesse, die entlang der Neuländer Straße stehenden Hochspannungsmasten mit 110 Kilovolt-Leitungen zu entfernen haben die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin des 4,3 Hektar großen Eckgrundstücks Neuländer Straße/Hannoversche Straße sowie die Stadtplaner des Bezirksamts Harburg. Die Bahn AG wünscht die Räumung, um das Gelände besser vermarkten zu können, will bislang aber nicht die hohen Kosten für die unterirdische Verlegung der Hochspannungsleitungen tragen. Die Stadtplaner des Bezirksamts wünschen die Räumung, weil der Bebauungsplan an der Stelle des Hochspannungsmasts am Kanal ein zwölfgeschossiges Gebäude vorsieht: Das Eingangsportal des Binnenhafens. Carl-Henning von Ladiges, Leiter des Fachamts Stadt- und Landschaftsplanung: "Wir wollen hier keine Flachmänner". Und Sabine Brunkhorst, Sprecherin der Bahn AG in Hamburg, sagt, dass es mit dem Hauptinteressenten für das Gelände noch keinen Vertragsabschluss gegeben hat. "Die Wirtschaftskrise spielt dabei eine Rolle", vermutet sie.

Die Bahn will das 4,3 Hektar große Gelände nur komplett verkaufen. Ein deutscher Autohersteller ist als Hauptinteressent im Gespräch, um seine Fahrzeuge in der Top-Lage präsentieren und reparieren zu können. Der Käufer müsste sich letztlich um die weitere Vermarktung nicht benötigter Grundstücksteile kümmern.

Aber nicht nur die Stromleitung belastet das Terrain. Auf dem an den Östlichen Bahnhofskanal grenzenden Grundstückabschnitt - südwestlicher Teil - befand sich früher eine Teerkocherei. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) stecken in Erde und oberen Grundwasserschichten. Bis Ende des Jahres wollen die Bahn AG und die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt ein Sanierungskonzept fertig gestellt haben. Die Bahn AG muss bezahlen. Sofern das Geld 2010 vorliegt, kann saniert werden.