Die Firma Meßmer stellt als Weltmarktführer täglich 30 Millionen Stück in der Nordheide her. Auch im Bergedorfer Tea Room werden alle Sorten im Beutel aufgekocht – und können dort stilvoll genossen werden.

Uns gegenüber sitzt eine Macht. Die Tee-Macht. Drei Männer und eine Frau in einem schlichten Raum, in einer schlichten Halle, an einem unauffälligen Ort südlich von Hamburg. Sehr gelassen sitzen sie dort in Buchholz in der Nordheide: Werksleiter Michael Leuer, Tee-Tester Stefan Feldbusch, Tina Metzger von der Geschäftsleitung und Arne Fieritz, der die Teemischerei leitet. Es gibt schwarzen Tee „Classic“, Kandiszucker, Kekse und Mineralwasser. Familiär geht es zu. Und sehr selbstbewusst. Die Firma Meßmer produziert täglich 30 Millionen Teebeutel und ist damit Weltmarktführer. Noch Fragen?

Ja. Viele. Was trinkt ein Teetester? „Rund 200 Tassen am Tag“, sagt Stefan Feldbusch. „Ich beginne morgens mit einer Tasse Kaffee, dann ist Tee mein idealer Tagesbegleiter“, sagt er. Und charmant geht es weiter: „Tee regt an ohne aufzuregen.“

Szenenwechsel auf die andere Seite der Elbe in den Norden nach Bergedorf in die Straße Hinterm Graben 21 – oder eigentlich mitten ins Vereinigte Königreich, in einen old fashioned Tea Room. Anne Stahl, geborene Wilson aus Leicester in den englischen East Midlands, kann Besucher in drei Sprachen bedienen: Sie spricht akzentfreies Deutsch, ein nobles Englisch und (auf Wunsch) auch Deutsch mit einem very strong british accent, was sie „Kaudr-Wäälsch“ nennt. „British Shopping“ heißt das Geschäft mit dem Tea Room.

70 Teesorten gibt es dort, und alle im Beutel aufgekocht. Am beliebtesten ist in dem kleinen Tee-Königreich der schwarze Tee der Marken „Twinings“ oder auch PG-Tips. „Für den PG-Tee werden nur die Spitzen der Teepflanze, die Tips, verwendet“, erklärt Anne Stahl. 35 Millionen Tassen von PG-Tips werden nach Herstellerangaben täglich in Großbritannien getrunken.

Teekochen ist so unkompliziert wie das Kauderwelsch. Die Kanne ist vorgewärmt. Sprudelnd kochendes Wasser auf den Beutel, dann zieht der Tee. „Schwarzer zwei bis drei Minuten. Grüner nur zwei. Rooibos und Kräutertee länger“, erklärt Anne Stahl. Beuteltee könne kürzer ziehen als loser. Bei Meßmer wird der Tee genauso aufgekocht. Doch sind 200 Tassen täglich, ist das nicht ein bisschen viel für einen Tea Tester? „Nein, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht, trinke auch zu Hause am liebsten einen Darjeeling mit neutralem Honig“, sagt Stefan Feldbusch. Doch der Tee wird bei Meßmer in Buchholz ähnlich wie beim Weintest nicht immer geschluckt und manchmal zuvor auch geräuschvoll geschlürft – „wenn keiner im Raum ist“.

1000 Sorten Tee stellt Meßmer her. Und weil Meßmer und Buchholz international nicht so leicht über die Zunge gehen, wurde „Milford“ erdacht. Der Tee geht an die Altersgruppe von 20 bis 40 Jahren. Meßmer werde ab einem Altern von 30 Jahren getrunken; in Norddeutschland meist kräftig feinherb.

Zur Tea Time bei Anne Stahl gibt es mehr als harmlose Kekse: Scones (ein Gebäck), Clotted Cream (ein Rahm), wundervoll süße, homemade Cakes und diese unvergleichlich leichte Atmosphäre, die dann entsteht, wenn Menschen bereit sind, sich selber auf den Arm zu nehmen. Wer es dann nicht nur süß, sondern richtig englisch-deftig mag, kann sonnabends von 10 Uhr an im Tea Room Hinterm Graben für 12,50 Euro ein full english breakfast haben. Man sollte viel gute Laune und Visitenkarten mitbringen. Im Bergedorfer Tea Room wird zum Tea gern gelacht und auch mache Verbindung geknüpft.

In Buchholz gibt es einen Kräuter-Tee, der noch einfacher zuzubereiten ist: einen Beutel ins Glas hängen, kaltes Wasser dazu. Fertig nach ein paar Minuten! „Kühl&Lecker“ heißt die Produktline, die „nicht für den traditionellen Teetrinker gedacht ist“, sagt Tina Metzger von der Geschäftsleitung. Das sei ein „junger Tee“. Und der war auch in einer der 200 Tassen von Stefan Feldbusch. Einen neuen Tee zu komponieren, das dauert bei Meßmer. Es beginnt mit der Idee vom Marketing, dann kommen Mischvorschläge, dann ein Handzettel – bis das Handmuster dann getrunken wird. „Wir verkosten mit zwei Testern“, sagt Feldbusch. Schließlich wird der Tee von Arne Fieritz gemischt. „Ein Kollege ist dabei, der gegenprüft, damit man sich nicht vergreift“, sagt er.

Vergriffen hat man sich bei einem Tee mit dem gefühlvollen Namen „Oase der Freude“ (Rooibos, Rose, Sonnenblumenblüte) dessen schöne Verpackung noch ein Regal im Besprechungsraum bei Meßmer ziert. Der Kräutertee sei „ausgelaufen“, heißt es.

Daraus wurde eine neue Produktlinie. „Das sind die sogenannten Wohlfühltees, zum Beispiel der Tee mit Namen ‚Entspannung‘, der Hopfen und Melisse enthält“, sagt Tina Metzger.