Kaffee, jenes schwarze Schnell-Schluck-Getränk, wird einem ja mittlerweile an jeder Ecke mit „To go!“ nachgeworfen. Für alle, die irgendwie gerade mal wieder auf der Flucht zu sein scheinen oder nie Zeit haben. Doch Tee ist eine höchst persönliche Angelegenheit. Etwas für Genießer. Etwas mit Tradition. Und: Auch etwas wundervoll Britisches. So ein bisschen wie das Hamburger Abendblatt. Hinsetzen, genießen und nachdenken.

Gepflegt genießen, mit Zeit. Denn genießen heißt: Zeit haben. Auch Zeit zum Nachdenken. Oder den Luxus sich zu erlauben, sich genau diese Zeit zu nehmen. Etwas Anregendes, keine Hetze.

Hier sei ein persönliches Wort zum Tee erlaubt. Denn zu meinem Luxus gehört es, sechs Chefredakteure erlebt zu haben. Und einer von ihnen hatte diese wundervolle britische Art perfekt gepflegt zum Hamburger Abendblatt gebracht:

Klaus Korn, Chefredakteur von 1983 bis 1989. Britisch gekleidet, einer, der sein very, very britisches Auto (einen Morgan +4) selbst importierte, der zum Abschied Scottish Highland Piper aufspielen ließ. Einer, der selbstverständlich immer Tee trank. Losen schwarzen Tee, traditionell in der Kanne aufgebrüht. Hinsetzen und Tee trinken! Das war Befehl. Ein Befehl zum Zeit haben. Zum Trinken, Genießen und Nachdenken. Tee im Stehen? Tea to go? Undenkbar!

Jahrelang kam in meinen Teepott nur loser schwarzer Tee, Earl Gray, extra strong und immer frisch mit Bergamotte parfümiert. Mit Zeit und mit Milch. „Putting the milk in last“ – damit die Teefarbe dem Tag perfekt angepasst werden kann.

Doch, sorry, ich bin der Tradition untreu geworden. I’m using tea bags. Natürlich nur solche „By Appointment to Her Majesty Queen Elizabeth II“. Darunter einer ohne Zugabe: „best enjoyed without milk“. Doch auch mit dem schnellen Beutel-Tee ohne Milch wird dieser niemals im „To Go“ getrunken. Der Befehl bleibt: Hinsetzen, genießen, nachdenken.