Noten in Ordnung, doch der hohe Druck belastete den Jungen. Jeden Morgen quälten den Jungen Bauch- und Kopfschmerzen, auch für die Eltern war dies nur schwierig auszuhalten und mitanzusehen.

Hamburg. Die Sorge, dass der Druck für ihren Sohn Max am Gymnasium nur schwer auszuhalten sein würde, die hat Carola Langer (alle Namen geändert) schon beschäftigt, als ihr Sohn von der Grundschule auf die weiterführende Schule wechseln sollte. In Mathematik hatte Max eine Zwei, auch die Leistungen in den anderen Fächern waren gut. „Er hatte eine Gymnasialempfehlung“, sagt seine Mutter, „aber er ist jemand, der wenig Selbstvertrauen hat. Er zweifelt an sich und seinen Leistungen und ich war unsicher, ob er damit am Gymnasium klarkommt“, sagt Carola Langer.

Schon damals hatte sie überlegt, ob ihr Sohn nicht besser an einer Stadtteilschule aufgehoben wäre. Doch auch ihre 14-jährige Tochter besucht das Gymnasium im Hamburger Westen und da meldeten sie und ihr Mann schließlich auch den Jungen an. „Ich hatte die Hoffnung, dass er sich persönlich entwickelt“, sagt Langer. „Die fünfte Klasse war extrem betreuungsintensiv“, erinnert sich die berufstätige Mutter, die in Teilzeit arbeitet. Ihre Nachmittage seien gefüllt gewesen durch die Schularbeiten mit dem Fünftklässler. Dessen Leistungen seien befriedigend gewesen, aber sie habe gespürt, dass ihr Sohn extrem unglücklich und unsicher gewesen sei. Jeden Morgen quälten den Jungen Bauch- und Kopfschmerzen, auch für die Eltern war dies nur schwierig auszuhalten und mitanzusehen.

Am Ende der fünften Klasse wurde Carola Langer erstmals bei der Stadtteilschule in ihrer Nähe vorstellig. Sie kennt eine andere Mutter und deren Sohn – ein ehemaliger Mitschüler von Max auf der Grundschule – der diese Schule besucht. Dieser Junge habe sich auf der Stadtteilschule großartig entwickelt, sagt Langer. Nach der fünften Klasse haben bereits drei Mitschüler von Max das Gymnasium verlassen, aber Carola Langer schreckte vor dem Schritt noch zurück. Doch Max’ Schwierigkeiten blieben, bis seine Mutter kurz vor dem Halbjahr schließlich doch die Reißleine zog. „Seine Noten waren nicht das Problem, er hatte einen Schnitt von 2,8. Aber ich wollte ihn aus dem Druck rausholen, er glaubte ja an gar nichts mehr“, sagt sie. Zum neuen Halbjahr bekam ihr Sohn an der Stadtteilschule ihrer Wahl im Hamburger Westen einen Platz – in einer Klasse, deren Klassenlehrer beide Gymnasiallehrer sind, „und die bewusst an der Stadtteilschule unterrichten.“ Die Situation habe sich für die ganze Familie entspannt, der Druck nachgelassen. „Max genießt es, dass er jetzt an der Stadtteilschule zu den Leistungsträgern gehört“, sagt die Mutter.