Immer mehr Hamburger und Besucher der Hansestadt steigen um aufs Schiff. Stadt blockiert Landungsbrücken für private Betriebe. Hadag meldet Passagierrekord.

Hamburg. Welche Schiffe dürfen hier in Zukunft anlegen? Um die Landungsbrücken im Hamburger Hafen ist ein heftiger Kampf entbrannt. Private Fährschiff-Betreiber wollen neue Strecken anbieten, aber fühlen sich von der Stadt unfair ausgebremst.

Hintergrund: Immer mehr Hamburger und Besucher der Hansestadt steigen um aufs Schiff – vor allem auf die Fähren der Hadag. Im vergangenen Jahr konnte das städtische Unternehmen, eine Tochter der Hochbahn, das Passagieraufkommen um rund 600.000 Fahrgäste auf jetzt 8,6 Millionen steigern, ein neuer Rekord seit den 90er-Jahren. Damals hatten weniger als drei Millionen Hamburger die Fähren genutzt. In den vergangenen zwölf Monaten führte allein die neue Verlängerung der Linie 73 bis Wilhelmsburg zu einem Plus von 40.000 Fährnutzern.

Vom neuen Interesse an der Fortbewegung auf dem Wasser wollen auch private Betreiber profitieren. Sie planen, von den Landungsbrücken zum Beispiel regelmäßige Touren nach Blankenese oder zum Alten Land anzubieten. Doch bisher gab es dafür keine Genehmigung von der städtischen Hafenbetriebsgesellschaft Hamburg Port Authority (HPA). Jetzt hat der Betreiber des historischen Dampfeisbrechers „Elbe“, Matthias Kruse, Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht. Er wollte mit dem Schiff regelmäßig von den Landungsbrücken nach Wilhelmsburg, aber auch nach Blankenese schippern. Weil die Motorkraft angeblich für ein sicheres Anlegen nicht ausreicht, versagte ihm die Port Authority die Genehmigung. Dies will Kruse nicht hinnehmen.

Auch dem Estebrücker Reeder Sven Fischer mit seinem modernen Fahrgastschiff „Nordstern“ versagte die HPA eine Anlaufgenehmigung für die Landungsbrücken. Diesmal lautete die Begründung: „Alle Liegemöglichkeiten an der Außenkante der St. Pauli-Landungsbrücken sind rechtsverbindlich vergeben.“ Fischer bekam nur die Genehmigung für den Fischmarkt Altona. Von April an will er nun von dort an Wochenenden Fahrten bis ins Alte Land anbieten. Mit einer Anlegemöglichkeit an den Landungsbrücken mit ihrem S-Bahn-Anschluss hätte man diese Linie zeitlich ausweiten und auch Blankenese anlaufen können. „So aber ist das wirtschaftlich nicht möglich“, sagt er.

Ebenfalls auf Ablehnung bei der HPA stieß Georg Jozwiak, der das Hard Rock Cafe an den Landungsbrücken betreibt. Er möchte schnelle Wassertaxis anbieten, die beide Elbufer verbinden könnten und auch nachts fahren. Ein Prototyp seines Wassertaxis dümpelt bereits in der Billwerder Bucht, aber die Port Authority lässt ihn nicht fahren. Zu unsicher für Passagiere sei der Ein- und Ausstieg, heißt es.

Doch der öffentliche Druck wächst. Wie berichtet, bildete sich im Westen der Stadt eine Initiative aus Bürgervereinen, Gastronomen und Prominenten, die eine Ausweitung der Passagierschifffahrt nach Blankenese und Cranz fordert. Tatsächlich plant die Hadag jetzt zum Frühjahr das Projekt „Elbhüpfer“: An Sonn- und Feiertagen soll es dann je zwei Fahrten bis Blankenese und weiter nach Wedel geben. Eine normale Linie an anderen Tagen aber sei aus Kostengründen nicht möglich, sagt Hadag-Chefin Gabriele Müller-Remer: „Wir müssen da immer auch an den Steuerzahler denken, der solche Angebote finanzieren muss.“