24-Jähriger drohte mit Messern – Polizei musste den Mann gewaltsam überwältigen. Der Flüchtling ist der Polizei bereits bekannt. Die Staatsschutzabteilung ermittelt.

Hamburg. Nach einem Messerangriff auf einen Mitarbeiter der Hochbahn haben Polizisten einen 24 Jahre alten Mann festgenommen, der nach eigener Aussage zu den Lampedusa-Flüchtlingen gehört. Der Mann wurde dem Haftrichter vorgeführt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bedrohung vor. Außerdem wird geprüft, ob der Tatbestand eines versuchten Tötungsdeliktes vorliegt. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes ermittelt. Die Tat könnte einen islamistischen Hintergrund haben.

Die Tat passierte in der Nacht zu Montag gegen 1 Uhr. Mit zwei Messern in der Hand, so die bisherigen Erkenntnisse der Polizei, war Ali O. aus dem Zelt der Gruppe „Flüchtlinge Lampedusa“ am Steindamm/Ecke Steintorplatz gekommen. Dort war er zuvor eine kurze Zeit gewesen und hatte an einem Tisch gesungen. Nach dem Verlassen des Zeltes ging der 24-Jährige um den dortigen U-Bahn-Abgang herum und umkreiste drohend einen 30 Jahre alten Mitarbeiter der Hochbahn.

Dabei hatte er in der einen Hand ein Buch, bei dem es sich offensichtlich um einen Koran handelte, während er in der anderen Hand ein Messer hielt und „Allahu Akbar“ (Allah ist groß) rief. Der Mitarbeiter der Hochbahn sagte aus, dass Ali O. dabei immer wieder die Klinge über den Boden zog, als wolle er sie schärfen, und wiederholt drohend auf ihn zugekommen sei. Der Mann ergriff die Flucht in Richtung ZOB. Von dort rief er die Polizei. Beamte waren schnell vor Ort. Zu dem Zeitpunkt hatte Ali O. wieder zwei große Küchenmesser in der Hand. Mehrfach rief er „Allahu Akbar“. Die Beamten überwältigten den Mann und nahmen ihn fest. Dabei fiel dem 24-Jährigen ein Koran aus der Jackentasche.

Festgenommener ist bereits wegen Gewalttat bekannt

In seiner Vernehmung zeigte sich Ali O., zumindest was seine Herkunft angeht, aussagewillig. Er stammt aus der der Republik Côte d'Ivoire, die hier als Elfenbeinküste bekannt ist, und war als Wanderarbeiter nach Libyen gegangen. Dort habe er in Sabha, einer mitten in der libyschen Wüste gelegenen Stadt, gearbeitet. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Libyen, der zum Sturz des Gaddafi-Regimes im Oktober 2011 führte, floh er in einem Boot nach Italien. Dort wurde ihm 2012 von den italienischen Behörden eine ID-Card ausgestellt, die er bei seiner Festnahme jetzt in Hamburg dabei hatte. Zu der Tat selbst machte Ali O. in seiner Vernehmung bei der Polizei keine Angaben

Nach der Festnahme stellte sich heraus, dass der Libyen-Flüchtling der Polizei bereits bekannt ist. Vor einem Jahr war er wegen einer gefährlichen Körperverletzung aufgefallen. Er hatte einem Mann eine Flasche auf den Kopf geschlagen, dem er vorher gesagt hatte, dass er schlechte Laune habe und jemanden umbringen wolle. Zudem hatte die Polizei gegen ihn im Zusammenhang mit Marihuana ermittelt.

Unterstützer der Libyen-Flüchtlinge wie Christiane Schneider von der Fraktion Die Linke sagen, dass der Mann entgegen seiner eigenen Aussage nicht zu den Libyen-Flüchtlingen gehört. Die hätten sogar der Polizei geholfen. „Er wurde vielmehr von den Flüchtlingen, die sich zu diesem Zeitpunkt im Infozelt vor der Internationalen Apotheke nahe dem Hauptbahnhof aufhielten, der Polizei übergeben“, so die flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke. Die Polizisten haben das ganz anders geschildert. Danach musste der Mann zweimal mit vorgehaltener Pistole aufgefordert werden, die Messer auf den Boden zu legen, bei denen es sich um ein Brot- und ein Fleischmesser mit je 20 Zentimeter langer Klinge handelte. Der Aufforderung, sich selbst auf den Boden zu legen, kam der Mann nicht nach. Einer der eingesetzten Polizisten überwältigte Ali O. gewaltsam in einem günstigen Moment.

Die Nordkirche, die sich für die Libyen-Flüchtlinge einsetzt, hat laut deren Sprecher keine Hinweise darauf, dass es sich bei dem Mann um einen Angehörigen der organisierten Lampedusa-Gruppe handelt. „Wir haben auch keine Erkenntnisse, dass es sich um einen der 80 Menschen handelt, die auf dem Gelände der St.-Pauli-Kirche nächtigen“, sagt Mathias Benckert, stellvertretender Pressesprecher der Nordkirche. „Sie zeichnen sich durch ein friedliches und tolerantes Miteinander aus.“

Ob der Mann zu den Lampedusa-Flüchtlingen gehört, wird schwer zu klären sein. Die Identitäten der Angehörigen dieser Gruppe sind nicht bekannt. So ist die Behauptung aus der Gruppe, dass man den Mann „nicht kenne“, selbst für die Hamburger Behörden schwer zu überprüfen.