Neues Wahrzeichen: 180 Millionen teures Gebäude Tanzende Türme auf der Reeperbahn wurde nach drei Jahren Bauzeit jetzt offiziell eröffnet.

Hamburg. Zur linken Seite die Reeperbahn, auf der rechten die Elbphilharmonie und der Michel. Matthias Pirschel ist zufrieden mit dem Ausblick an seinem neuen Arbeitsplatz im 16. Stock auf St. Pauli. Der Hamburger Bereichsleiter des Bauunternehmens Strabag guckt zu allen Fensterseiten auf die Wahrzeichen der Stadt. Jetzt sitzt Pirschel selbst in einem neuen Wahrzeichen Hamburgs.

Mit seiner Firma Strabag und dem Bauunternehmen Ed. Züblin AG um Bereichsleiter Volker Kormann hat Pirschel die Tanzenden Türme gebaut. Am Donnerstag wurden sie offiziell eröffnet. "Wenn ich von der A 7 nach Hamburg komme, kann ich aus der Ferne endlich wieder den Beginn der Reeperbahn sehen", sagt Pirschel. "St. Pauli ist ein faszinierender Stadtteil, deswegen wollten wir im wahrsten Sinne des Wortes ein schräges Haus bauen".

Drei Jahre Bauzeit, 180 Millionen Euro Gesamtkosten - und nur vier Tage zu spät fertiggestellt. Der preisgekrönte Wettbewerbsentwurf von Stararchitekt Hani Teherani gehört nun zu den spektakulärsten Bauwerken der Stadt. Das charakteristische Merkmal der 85 und 75 Meter hohen Türme ist die geknickte Fassade, gleichzeitig die größte bauliche Herausforderung des Projekts. Eine mehrschichtige Fassade, bei der sich die einzelnen Elemente unterschiedlich zueinander neigen und sich die inneren zu den äußeren Fronten drehen. Der Architekt beschreibt die Türme als tanzendes Paar: "Mann und Frau, die sich zum Tango bewegen. Vielleicht auch die X-Beine einer Prostituierten, die auf dem Kiez nach Freiern Ausschau hält."

Am Donnerstag wurden die Tanzenden Türme erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die neuen Attraktionen für Hamburg sind der (noch nicht fertige) Gastronomiebereich mit der Dachterrasse im 24. Stock sowie der neue Mojo Club im Untergeschoss. Dort feierten am Abend 400 geladene Gäste, darunter auch Architekt Teherani. Der Jazz- und Eletronicclub hat bereits seit Februar geöffnet. Der Eingang erfolgt über zwei hochfahrbare Hydrauliktüren, die sich zur Öffnung aus der Erde vor dem Haus erheben. Der Bau des Clubs erinnert an eine kleine Theaterarena. "Der Mojo Club hat Jahre lang das Ranking der Hamburger Clubszene angeführt. Wir sind froh, dass er wieder hier ist", sagt Pirschel.

Freuen dürfen sich die Hamburger auch über die Gastronomie im Dachbereich. Im Spätsommer eröffnet hier "Heaven's Kitchen". Inhaber sind die East-Hotel-Betreiber Marc Ciunis und Christoph Strenger, sowie Andreas Fraatz vom Hotel Hafen Hamburg und Empire Riverside. Die Dachterrasse wird für jeden, der die Gastronomie nutzt, zugänglich sein. "Jeder Hamburger soll die Möglichkeit bekommen, den sensationellen Ausblick zu genießen", sagt Matthias Pirschel.

Für eine Überraschung sorgte bei der Eröffnung am Donnerstag Prof. Norbert Aust, Geschäftsführer des Schmidt Theater und früherer Präsident der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. Der Jurist zieht mit der internationalen Kanzlei Osborne Clarke in den 20. Stock des Neubaus. Auf 1300 Quadratmeter Fläche arbeitet Aust dort künftig gemeinsam mit 30 Kollegen. "Wir freuen uns, für Osborne Clarke in Hamburg eine Immobilie gefunden zu haben, die eine Aussage hat. Die Tanzenden Türme sind die spannendste Büroentwicklung in Hamburg", sagte Aust. "Unser neues Büro gibt uns eine Präsenz im Norden Deutschlands als sinnvolle Ergänzung zu unseren Büros in Köln und München". Vor allem der Standort St. Pauli hat die Hamburger Persönlichkeit überzeugt. "Die Reeperbahn ist weltbekannt und der Stadtteil entwickelt sich jeden Tag mehr zum Kreativzentrum. Das braucht Hamburg".

Neben Osborne Clarke und Strabag gehören auch eine Spirituosen-Firma und ein Hotel zu den Mietern. Während der Mojo Club und das Café im Erdgeschoss bereits eröffnet haben, sieht es an vielen Stellen der insgesamt 33.357 Quadratmeter großen Fläche in den Tanzenden Türmen noch nach Baustelle aus. Das wird sich jetzt aber schnell ändern. 90 Prozent der Büroflächen auf dem Gelände der ehemaligen Bowlingbahn sind vermietet.

Matthias Pirschel von Strabag hat mit seiner Firma und 800 Kollegen mehrere Etagen bezogen. Er selbst sitzt im 16. Stock und ist vor allem mit seiner Aussicht glücklich. Von dort schaut er direkt auf das Millerntor-Stadion. "Ein unverbauter Blick auf das Stadion war mir wichtig", sagt der Fan des FC St. Pauli lächelnd. Auf der anderen Seite kann er die Arbeiten an der Elbphilharmonie beobachten. Pirschel verrät augenzwinkernd: "Die Kräne haben sich schon lange nicht mehr bewegt".