Asklepios plant für angehende Pflegekräfte 330 Appartements. Mitarbeiter kommen aus Tunesien

St. Georg. Wenn man Khalil Ghrayri fragt, warum er aus seiner Heimat Tunesien nach Hamburg gekommen ist, um eine Ausbildung als Krankenpfleger zu machen, sagt der 24-Jährige: "Es gibt hier viel mehr Möglichkeiten, um eine interessante Arbeit zu machen." Auch Amira Jmii ist glücklich, in Deutschland zu sein. Die gelernte Hebamme war lange arbeitslos in Tunesien. Die Pflegeausbildung, sagt die 23-Jährige, sei eine Möglichkeit weiterzulernen. "Wie eine Tür, die sich für mich geöffnet hat." Mit 23 anderen gehören die beiden jungen Tunesier zu den Ersten von 150 Pflegeschülern, die in den nächsten drei Jahren beim Klinikkonzern Asklepios ausgebildet werden.

Die Teilnehmer, zumeist Abiturienten, waren in einem aufwendigen Verfahren nach einer Ausschreibung des Gesundheitsministeriums in Tunis unter mehreren Hundert Kandidaten ausgewählt worden. Das Auswärtige Amt unterstützt das Pilotprojekt unter dem Namen "Transferpartnerschaft im Gesundheitswesen" (TAPiG). Seit September ist die erste Gruppe in Hamburg, hat in einem sechsmonatigen Crashkursus am Goethe-Institut Deutsch gelernt, und, so Projektleiter Jan Stephan Hillebrand, "bei zahlreichen Exkursionen Politik und Kultur erlebt - bis hin zum U-Bahn-Fahren". Am 1. April wird es ernst, die dreijährige Ausbildung beginnt. Dabei bekommen die Tunesier genau wie die 1000 anderen Pflegeschüler im Konzern etwa 620 Euro netto Azubi-Salär.

Doch während die Pflegeausbildung für die jungen Tunesier eine verlockende Zukunftsperspektive darstellt, gibt es immer weniger deutsche Jugendliche, die sich dafür interessieren - auch in einer Metropole wie Hamburg. Daran sind unter anderem die hohen Mieten in der Hansestadt schuld. "Wir stehen vor der großen Herausforderung, den jungen Leuten bezahlbaren Wohnraum zu vermitteln", sagt der Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Hamburg GmbH, Peter Oberreuter. Gut zwei Jahrzehnte nach dem Ende der Schwesternwohnheime will der Krankenhausriese deshalb einen zweistelligen Millionenbetrag in ein Wohnheim für Pflegeschüler auf dem Gelände der AK Barmbek investieren.

Geplant ist ein fünf bis sechs Stockwerke hoher Bau mit 330 Wohneinheiten. Die Appartements sollen 22 Quadratmeter groß sein, über Duschbad sowie Küchenzeile verfügen und möbliert vermietet werden - für monatlich etwa 200 Euro warm. Der Bezirk Nord hat inzwischen Unterstützung signalisiert. "Wir finden das Projekt gut und wichtig", sagte Hans-Peter Boltres aus dem Stadtplanungsamt. Weil auf dem Gelände derzeit keine Wohnbebauung vorgesehen sei, müsse zunächst ein vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt werden. Das soll in den nächsten Wochen geschehen. Es wäre möglicherweise auch ein Signal. Schon länger kämpft die Stiftung Azubiwerk um ein Wohnheim in Hamburg - bislang ohne Erfolg.

Ob die tunesischen Pflegeschüler Khalil und Amira noch in das Haus in Barmbek einziehen, ist allerdings fraglich. Wenn alles nach Plan läuft, sind sie 2016 fertig mit der Ausbildung.