Makler melden in Hamburg Rekordumsätze mit millionenschweren Villen und Luxuswohnungen in Bestlagen. Angst vor Inflation als Grund.

Hamburg. Luxuswohnungen und -häuser sind in Hamburg stark nachgefragt. Makler melden Rekordumsätze bei den millionenschweren Jugendstilvillen und Neubauten in Bestlagen. Und nach wie vor überbieten sich die wohlhabenden Käufer vor allem bei Wohnsitzen rund um die Alster, die viel Natur und Wassernähe, aber auch Shopping- und Ausgehmöglichkeiten bieten. "Das Angebot reicht hier aber bei Weitem nicht an die Nachfrage heran", sagte Björn Dahler vom Makler Dahler & Company, die am Montag eine aktuelle Marktanalyse vorgelegt haben.

Sein Büro zähle 189 Kaufinteressenten für Immobilien im Wert von über drei Millionen Euro westlich der Alster. "Aber leider sind nicht einmal annähernd so viele Objekte auf dem Markt", sagte der 54-Jährige. Dadurch profitierten besonders auch die Elbvororte und das Alstertal. "Wenn Käufer an der Außenalster nicht fündig werden, weichen sie zum Teil hierher aus", sagte Dahler dem Abendblatt.

Während die Gesuche steigen, nimmt das Angebot als Folge der mangelnden Alternativen für die Geldanlage ab. "Die Neigung, eine Immobilie zu verkaufen, hat in den letzten zwei Jahren eher abgenommen, sofern es nicht triftige Gründe für einen Wohnungswechsel gibt", sagte Dahler. Schließlich gelte das "Betongeld" derzeit als eine vergleichsweise sichere Anlage.

Gerade bei Häusern, deren Wert eine Million Euro übersteigt, ist die Nachfrage in den vergangenen Monaten enorm gestiegen. Nach Informationen von Dahler & Company sind im ersten Halbjahr 2012 insgesamt 63 Ein- und Zweifamilienhäuser im Millionenwert in Hamburg verkauft worden, das entspricht einem Anstieg von mehr als 50 Prozent, oder in absoluten Zahlen um 23 Immobilien. Die Top-Objekte lagen auf der Uhlenhorst mit einem Verkaufspreis von 13 Millionen Euro, in Rotherbaum mit 7,8 Millionen und in Harvestehude mit 6,6 Millionen Euro.

Bei den verkauften Wohnungen in der Preisklasse ab einer Million Euro verzeichnet die Studie einen Anstieg um 43 Prozent. Die teuerste Luxuseigentumswohnung brachte dem Verkäufer im Stadtteil Harvestehude immerhin 5,94 Millionen Euro ein. Harvestehude liegt mit 20 verkauften Objekten im Wert von über einer Million Euro im Segment der Luxusimmobilien auch an der Spitze. Im gesamten Gebiet der Alsterstadtteile kletterte der Umsatz um 17 Prozent, in den Elbvororten sogar um fast 100 Prozent. Die teuerste Wohnung in den Elbvororten wechselte für knapp fünf Millionen Euro in Othmarschen den Besitzer.

Bei den etwas günstigeren Wohnungen, im Segment ab 500.000 Euro, wurden im gesamten Hamburger Gebiet 229 Eigentumswohnungen verkauft. Das entspricht einem Plus von 12 Objekten im ersten Halbjahr 2012 und einer Steigerung von 5,5 Prozent.

Warum investieren derart viele Käufer in Luxusimmobilien? Vor allem die aktuelle Unsicherheit am Finanzmarkt befördert den Trend: "Viele Menschen befürchten angesichts der Verschuldungsprobleme diverser Staaten und der unsicheren Lage des Euro eine wachsende Inflation und sichern ihr Kapital durch den Kauf besonders werthaltiger Wohnimmobilien", sagte Kai Enders, Vorstand für den Wohnimmobilienbereich bei Engel & Völkers.

Es gelte die Erkenntnis, die Kapitalanlage sei umso sicherer, je exklusiver die Lage ist, so Enders. Denn vor allem Premium-Immobilien in Top-Lagen hätten zuletzt kräftig an Wert zugelegt. Dass die Entwicklung zu einer Immobilienblase führt, befürchten die Makler derzeit nicht. "Die Deutschen sind besonnene und gut informierte Verbraucher, weshalb ein Wachstum in einer flachen Wellenbewegung typisch ist", sagte Dahler. Für deutsche Verhältnisse habe sich die Preiskurve beiLuxusimmobilien in den vergangenen drei Jahren allerdings sprunghaft entwickelt.

"Wir gehen jedoch davon aus, dass sich die Verhältnisse in Hamburg in absehbarer Zeit nicht an jene in Paris und London angleichen werden. Die Preise werden sich eher in der nächsten Zeit stabilisieren", resümierte Dahler. Außerdem sei anzunehmen, dass sich auf mittlere Sicht auch die Zinssätze anpassen und wieder steigen werden.