Bis 2015 sollen die Wohnungen gebaut werden. Der Bezirk sieht sich als Musterknabe und weist mehr Baugebiete aus als alle anderen.

Hamburg. Als letzter der sieben Hamburger Bezirke hat jetzt auch Altona ein eigenes Wohnungsbauprogramm beschlossen - so, wie es in einem Vertrag mit dem Senat zuvor vereinbart worden war. Politik und Verwaltung im Westen der Stadt ließen sich damit zwar ein wenig mehr Zeit als die Kollegen, dafür setzt sich Altona aber auch gewissermaßen an die Spitze der Bewegung: Bis 2015 sollen zwischen Rissen und Ottensen mehr als 9000 Wohnungen gebaut werden - so viele, wie wohl in keinem anderen Bezirk.

"Damit liegen wir weit vorn", sagt der SPD-Fraktionschef in der Bezirksversammlung, Thomas Adrian. Ziel dabei sei, dass mindestens ein Drittel der Wohnungen öffentlich gefördert wird und gleichzeitig die nötige soziale Infrastruktur wie Kita- und Schulplätze geschaffen werden, so Adrian, dessen Partei in der Bezirksversammlung Altona mit der GAL die Mehrheit trägt. "Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnungsbau, und Altona legt richtig gut vor", sagt denn auch GAL-Fraktionschefin Gesche Boehlich.

Zwar führt die Stadtentwicklungsbehörde kein offizielles Ranking über die bezirklichen Zielzahlen beim Bauen - doch die Altonaer Freude über den Baueifer dürfte die tatsächlichen Schwerpunkte im Hamburger Wohnungsbau widerspiegeln.

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So hat der Bezirk Flächen für rund 6800 Wohnungen ausgemacht, die in den nächsten Jahren bebaut werden sollen. Einen Schwerpunkt bildet dabei beispielsweise Othmarschen, wo nahe der Autobahn in den kommenden Jahren mehr als 1000 Wohnungen gebaut werden sollen. Hinzu kommen noch einmal 2500 Wohneinheiten, die in der Neuen Mitte Altona auf Brachflächen der Bahn und auf ersten Grundstücken am künftigen Autobahndeckel frei werden - sodass die Marke von 9000 tatsächlich erreicht werden könnte. Zum Vergleich: Der Bezirk Nord will bis 2015 rund 7000 neue Wohnungen bauen, im Bezirk Mitte wurde ein Potenzial von 6800 Wohnungen ermittelt. Andere Bezirke planen mit etwas weniger. Hintergrund der bezirklichen Programme ist das politische Ziel des Senats, mindestens 6000 neue Wohnungen jedes Jahr zu bauen. Doch dieses Ziel stößt bei der konkreten Umsetzung vor Ort auch immer wieder auf Kritik. Bürger befürchten den Verlust von Grünzonen oder zu viel Verkehr.

Und auch aus der Bezirkspolitik kommen mahnende Stimmen - wenn auch teilweise mit völlig unterschiedlichen Ansätzen: "Es werden Wohnungen in Hamburg gebraucht. Das ist klar! Aber ein angestrebtes Wachstum von bis zu 30 Prozent in einzelnen Stadtteilen lässt Augenmaß vermissen", sagt etwa der Altonaer FDP-Politiker Lorenz Flemming. Mit mehr als 9000 Wohnungen werde Altona zwar "an der Spitze von allen Hamburger Bezirken liegen". Doch Rekorde allein reichen nicht, sagt der Liberale. Hamburg habe keinen stadtplanerischen Entwurf. Und es habe auch kein Geld für die Infrastruktur, die Schulen, die Sportstätten, die Parks und die Einkaufsstätten für die zusätzlichen Menschen. Flemming: "Es gibt ja nicht einmal genug Geld für die bereits vorhandenen Einrichtungen." Das alles zeige einen "Wachstumsglauben ohne Maß", glaubt der Bezirkspolitiker.

Ganz anders die Kritik von der CDU in Altona. Stadtplanungsexperte Sven Hielscher bemängelt einzelne Flächen, die in die Auswahl gekommen sind. So beispielsweise Sportplätze am Hemmingstedter Weg. Dort wollen (wie berichtet) Vereine Sportplätze an einen Investor abgeben, bekommen im Gegenzug Kunstrasenplätze spendiert. Mehr als 300 Wohnungen in größeren Gebäuden könnten dann dort gebaut werden. Ein Deal, der Hielscher missfällt: "Eigentlich wollten wir Außenbereiche und Sportanlagen nicht antasten."

Doch generell, so sagt der CDU-Politiker, würde seine Partei das Wohnungsbauprogramm mittragen. Zumal die Zahlen gar nicht ausreichen würden. Hamburg brauche nicht 6000 neue Wohnungen pro Jahr, sondern 8000 bis 9000, sagt er. Allein schon um den Bedarf durch Zuzüge und den Trend zu immer kleineren Haushalten ausgleichen zu können.

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