Der Maschinenbau des Traditionsunternehmens geht an den schwedischen Konzern SKF. Die Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.

Hamburg. Das Hamburger Traditionsunternehmen Blohm + Voss wird endgültig aufgeteilt. Der britische Finanzinvestor Star Capital Partners gab am Mittwoch bekannt, die Maschinenbausparte der Werft an den schwedischen Anbieter von Schiffskomponenten SKF verkaufen zu wollen. Für die Übernahme von 100 Prozent der Anteile an dieser Sparte wird SKF 80 Millionen Euro zahlen und dabei Nettoverbindlichkeiten im Wert von 18 Millionen Euro übernehmen, teilte das Unternehmen mit Stammsitz in Göteborg mit. Wie sich die Übernahme auf die rund 400 Mitarbeiter des Unternehmens auswirkt, blieb am Mittwoch zunächst offen. Derzeit gibt es aber nach Informationen des Abendblatts keine Anzeichen für einen Jobabbau. Dies gilt sowohl für Hamburg als auch für die 50 Stellen in Korea, China und Singapur.

Damit hat sich Star Capital Partners innerhalb eines Jahres von einem wesentlichen Teil von Blohm + Voss wieder getrennt. Zum 31. Januar 2012 hatte der Private-Equity-Investor mit Sitz in London den zivilen Schiffbaubetrieb der Hamburger Werft von ThyssenKrupp erworben. Neben der Werft selbst (Blohm + Voss Shipyards) wechselten auch der Reparaturbetrieb (Blohm + Voss Repair) sowie der Maschinenbau (Blohm + Voss Industries) den Besitzer. Insgesamt 1500 Hamburger Mitarbeiter waren betroffen. 400 von ihnen erhalten nun wieder einen neuen Arbeitgeber.

Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) bezeichnete den geplanten Verkauf als eine positive Nachricht für Blohm + Voss. "Star Capital Partners hatte frühzeitig seine Absichten bekannt gegeben. Mit SKF gewinnt der Schifffahrtsstandort Hamburg einen starken Partner", sagte der Wirtschaftssenator.

Die Schweden sind ein weltweit bedeutender Anbieter von Wälzlagern, Dichtungen, Mechatronik-Bauteilen und Schmiersystemen. Das Unternehmen hat eine starke Sektion in Deutschland, beschäftigt hierzulande 6700 Menschen, 4400 davon am Hauptsitz in Schweinfurt. SKF beliefert die Schifffahrtsindustrie seit den 1940er-Jahren. Die Angebote von Blohm + Voss Industries würden die SKF-Strategie im Bereich der Schifffahrtsindustrie perfekt ergänzen, teilte das Unternehmen mit. Die Produkte seien ähnlich zu SKF-Dichtungs- und -Wälzlagerprodukten.

"Die Synergien zwischen dem Marine-Portfolio der SKF und der Blohm + Voss Industries werden dazu führen, dass SKF in Zukunft ein noch kompetenterer Partner für Erstausrüster und Endkunden bei wichtigen Wellenkomponenten für die Schifffahrtsindustrie und spezielle maritime Anwendungen sein wird", sagte Tom Johnstone, Konzernchef der SKF Gruppe.

Der Verkauf traf die Hamburger Werftmitarbeiter nicht unerwartet. Star Capital Partners hatte bereits früh angekündigt, den Maschinenbaubetrieb weiterveräußern zu wollen. Der Chef von Blohm + Voss, Herbert Aly, machte zwischenzeitlich aber deutlich, dass es darüber hinaus derzeit keine Verkaufsabsichten für den Werftteil und die Reparatur gebe.

Aly, der bisher als Vorsitzender der Geschäftsführung von Blohm + Voss auch dem Maschinenbau vorstand, wird diesen Posten verlieren. Der Geschäftsführer von Blohm + Voss Industries, Martin Johannsmann, bleibt dagegen nach Informationen des Abendblatts an Bord. "Wir sehen unsere Zugehörigkeit zur SKF Gruppe sehr positiv. Die Kombination unserer Technologie, Strategien und Organisationen werden eine gute Basis dafür sein, dass SKF ein noch stärkerer Zulieferer für die Schifffahrtsindustrie sein wird", sagte Johannsmann.

Die Hamburger gelten bei den Wellendichtungen für Schiffe, die sie in Hamburg entwickeln und fertigen, als Weltmarktführer. Sie schreiben schwarze Zahlen und haben zuletzt rund 100 Millionen Euro umgesetzt. Die Schweden kommen dagegen auf einen Umsatz von rund 7,7 Milliarden Euro. Sie unterhalten in der Hansestadt bereits ein Vertriebsbüro.

Hamburgs IG-Metall-Chef Eckard Scholz sieht den Verkauf ebenso positiv wie der Wirtschaftssenator. "Wir sind zufrieden, dass es einen strategischen Partner gibt und nicht wieder nur einen Finanzinvestor. Die Zusammenarbeit passt auch von der Produktpalette her." An dem Verkaufsprozess seien auch die Betriebsräte beteiligt worden, sagte Scholz. Auch er glaubt nicht an einen Stellenabbau: "Da wird sich nichts verändern. Im Gegenteil: Möglicherweise kann das Geschäftsmodell von Blohm + Voss sogar noch ausgebaut werden", sagte der Gewerkschafter.

Die Transaktion muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden. Mit dem Abschluss des Geschäfts wird in vier bis sechs Wochen gerechnet.