36 Prozent mehr Plätze, mehr Automaten und zudem auch mehr Service: Die Hochbahn will bis zum Jahr 2020 Hunderte Millionen Euro investieren.

Hamburg. 600.000 Fahrgäste nutzen täglich die Linienbusse der Hamburger Hochbahn - Tendenz: steigend. Mindestens 2,4 Prozent mehr Kunden pro Jahr werden erwartet. Deshalb will das Verkehrsunternehmen sein Angebot deutlich ausweiten: Bis 2020 sollen rund 260 Millionen Euro allein in die Anschaffung neuer Busse investiert werden. Die Kapazität soll von 61.000 auf 83.000 Plätze (plus 36 Prozent) wachsen. Die Zahl der Busse wird von 753 auf 922 steigen - also um fast ein Viertel.

Das Unternehmen will außerdem an den rund 3000 Haltestellen bis zu 100 weitere Fahrkartenautomaten aufstellen - damit die zeitaufwendigen Ticketkäufe beim Busfahrer reduziert werden. Außerdem sind an den Stationen 120 neue Fahrgastinformationssysteme geplant, die alleine 3,6 Millionen Euro kosten. Die elektronischen Tafeln zeigen den Fahrgästen in Echtzeit an, wann ihr Bus eintrifft.

"Der Bus wird als Verkehrsmittel immer beliebter. Deshalb tun wir alles dafür, um dieses System für die Kunden so komfortabel wie möglich zu machen, und reagieren mit deutlich mehr Kapazität auf die rasant steigende Nachfrage", sagte Hochbahnchef Günter Elste.

Dem Bus als Verkehrsmittel gehöre neben dem modernen U-Bahn-System die Zukunft - und deshalb seien umfassende Investitionen notwendig, sagte Elste weiter. Diese Maßnahmen sind unabhängig vom Busbeschleunigungsprogramm des Senats, in das die Stadt bis 2020 rund 259 Millionen Euro investiert und dabei 14 Linien optimieren will. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hatte angekündigt, dass Hamburg das "modernste Bussystem Europas" bekommen soll. Damit dieses Ziel erreicht wird, muss die Hochbahn nun "an allen Schrauben drehen", wie Elste es nennt.

Der 63 Jahre alte ehemalige SPD-Fraktionschef in der Bürgerschaft lenkt das städtische Unternehmen inzwischen seit 16 Jahren. Sein Vertrag läuft noch bis 2016.

Bis dahin will er bei der "konsequenten Weiterentwicklung des Bussystems" noch einiges bewegen. So setzt das Unternehmen bei der Neuanschaffung besonders auf umweltfreundliche Fahrzeuge mit großer Platzkapazität. Von 2015 an plant das Verkehrsunternehmen ausschließlich umweltfreundliche Hybridbusse zu beschaffen, die deutlich weniger Diesel verbrauchen. Von 2020 an wird die Hochbahn keine Dieselbusse mehr anschaffen, sondern nur noch mit Brennstoffzellen beziehungsweise von Batterien betriebene Fahrzeuge.

Im Moment hat das Verkehrsunternehmen vier Brennstoffzellenhybridbusse im Einsatz. Diese sogenannten "Sauberbusse" sind laut Hochbahn komplett emissionsfrei, da das Fahrzeug mit Wasserstoff angetrieben wird.

Das sind die genauen Pläne bis 2020: Die zurzeit 568 etwa zwölf Meter langen Solobusse mit Platz für rund 70 Fahrgäste sollen nach und nach ausgemustert und auf 494 reduziert werden. Dafür plant die Hochbahn, die Zahl der 18 Meter langen Gelenkbusse mit Platz für 105 Kunden von 161 auf 398 aufzustocken. Die Zahl der 25 Meter langen Doppelgelenkbusse, besser bekannt als XXL-Bus, soll von zurzeit 24 auf 30 erhöht werden. Die 24 Fahrzeuge aus der aktuellen Flotte sollen ausgemustert werden, da diese zehn Jahre alt und reparaturanfällig sind: "Wir sehen uns bei diversen Herstellern um und setzen dabei auf innovative und kundenfreundliche Angebote", sagte Elste.

Hochbahnchef will auf allen Linien die Busbuchten reduzieren

Wenn es nach dem Hochbahnchef geht, würde er in den kommenden Jahren auch die Zahl der Busbuchten an den Haltestellen reduzieren und diese künftig direkt an den Straßen einrichten. Das ist auch im Zuge des Busbeschleunigungsprogramms auf 14 Hamburger Linien geplant, aber Elste denkt dabei an die insgesamt mehr als 100 Linien in der Hansestadt: "Eine Haltestelle direkt an der Straße ist für die Fahrgäste deutlich komfortabler und spart Zeit", sagte Elste.

Insgesamt blickt die Hochbahn auf ein erfolgreiches Jahr 2012 zurück. Es liegen zwar noch keine endgültigen Zahlen vor, aber: "Wir gehen von rund 435 Millionen Personenfahrten aus und damit rund drei Prozent mehr als 2011", sagte Günter Elste. Der Hochbahnchef hält bis zum Jahr 2020 eine Steigerung auf bis zu 575 Millionen Fahrgäste für "ambitioniert, aber nicht unrealistisch".