Beschluss: Scholz und der Senat entscheiden an diesem Sonnabend über Weiterbau mit Hochtief. Eröffnung jetzt Anfang 2017.

Hamburg. Monatelang wurde verhandelt, gestritten und gerätselt: Wer baut die Elbphilharmonie zu Ende - und zu welchem Preis? Nun steht fest: Die Kosten steigen nach Abendblatt-Informationen in jedem Fall noch einmal um rund 200 Millionen Euro.

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) hat den Senat für den heutigen Sonnabend, 9 Uhr, zu einer Sondersitzung zusammengerufen, auf der entschieden werden soll, ob die Stadt an dem Baukonzern Hochtief festhält oder das Konzerthaus in Eigenregie weiterbaut. Die Tendenz geht in Richtung weiterer Zusammenarbeit.

Hochtief hat am Freitag ein Angebot mit einem "Rundum-sorglos-Paket" vorgelegt, das die Stadt kaum ablehnen kann. Demnach bietet der Baukonzern jetzt an, die Elbphilharmonie zu einem garantierten Festpreis von 575 Millionen Euro fertigzustellen. Das wären 198 Millionen Euro mehr als die 377 Millionen, die Hochtief bislang für das gesamte Gebäude (Konzertbereich plus Hotel, Parkhaus und Gastronomie) zustehen. Fertigstellung wäre dann am 30. Juni 2016, die Eröffnung vermutlich Anfang 2017.

Dafür würde der Konzern die Verantwortung und Haftung für die gesamte Planung und den Bau übernehmen. Die Architekten Herzog & de Meuron als Generalplaner würden unter dem Dach von Hochtief weiterarbeiten, womit das entscheidende Problem gelöst wäre: dass Baufirma und Architekten nicht zusammen-, sondern eher gegeneinanderarbeiten. Hochtief würde der Stadt ferner schriftlich garantieren, keine Nachforderungen mehr zu stellen und alle juristischen Auseinandersetzungen für beendet zu erklären. Die Stadt würde sich in diesem Modell auf die Rolle des Auftraggebers zurückziehen und den Baufortschritt lediglich kontrollieren.

Unwahrscheinlich, aber nicht völlig auszuschließen ist, dass sich Scholz doch für die Trennung von Hochtief entscheidet. Bekannt ist, dass er aufgrund der Erfahrungen mit dem hart verhandelnden Konzern Zweifel an dessen Vertrauenswürdigkeit hat. Auch in diesem Fall würden die Kosten aber um mindestens 200 Millionen Euro steigen, da die Stadt ein komplett neues Bau-Management aufbauen und alle Aufträge neu vergeben müsste. Außerdem würden sämtliche Risiken aus Planung und Bau bei der Stadt liegen. Als sicher gilt, dass die Elbphilharmonie dann noch später fertig werden würde. Dafür hätte Hamburg die Chance, Hochtief für die Verzögerungen verantwortlich zu machen und sich einen Teil der Mehrkosten auf dem Klageweg wiederzuholen. Wie Scholz jüngst in der Bürgerschaft sagte, würde sich dieser Prozess aber bis nach 2020 hinziehen - mit ungewissem Ausgang. Gewiss wäre hingegen, dass dann zwischen Hamburg und Hochtief endgültig "Krieg" wäre, wie es ein Insider formuliert.

Am Freitagnachmittag hat Scholz die Bürgerschaftsfraktionen über den Stand informiert. Danach gab es Kritik der Opposition: "Der über fast zwei Jahre verfolgte Konfrontationskurs des Bürgermeisters gegenüber Hochtief ist gescheitert", sagte CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich. Seine Hauptziele, schnelle Fertigstellung und keine Mehrkosten, habe Scholz verfehlt. Jens Kerstan (Grüne) sprach von einer "200 Millionen Euro teuren 180-Grad-Drehung".