Landgericht verurteilt zwei Verantwortliche für Verbrechen an der bekannten Gastronomenfamilie zu mehrjährigen Haftstrafen.

Hamburg. Sein Lebenswerk, in 50 Jahren aufgebaut, hätte er nach dem brutalen Überfall beinahe aufgegeben. Und sein Haus bot keinerlei Sicherheit und Geborgenheit mehr. Im Leben des Franco Cuneo, Inhaber des Traditionslokals auf dem Kiez, war nichts mehr intakt. Das Dasein der Familie glich einem Trümmerhaufen.

Gestern nun wurden zwei Männer, die durch ihre Taten für die Leiden der Opfer mit verantwortlich sind, vom Landgericht zu deutlichen Haftstrafen verurteilt: Der Hauptangeklagte Berkant D., 23, erhielt sieben Jahre und drei Monate Gefängnis - unter anderem wegen besonders schweren Raubes. Der wegen Beihilfe angeklagte Mohammad N., 25, wurde zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Es handele sich bei den Verbrechen um "feige, niederträchtige und dumme Taten der Schwerstkriminalität", sagte der Vorsitzende Richter. Die Opfer seien dabei "auf übelste Weise in Angst und Schrecken versetzt worden. Ihnen wurde großes Leid angetan."

In der Nacht zum 29. März lauerten zwei Männer Franco Cuneo vor dessen Haus auf, schlugen den 69-Jährigen nieder und drängten ihn ins Haus. Dann fesselten sie ihr Opfer sowie dessen Frau mit Kabelbindern und forderten, dass ihnen mindestens 60 000 Euro gezahlt werden müssten. Sonst würden sie Franco Cuneo einen Finger abschneiden. Sie drohten mit ihrem Chef, der ein "mächtiger Albaner" sei, durchsuchten das Haus und erbeuteten Geld und Schmuck. "Wir waren den Tätern völlig ausgeliefert", schilderte Franco Cuneo im Prozess als Zeuge. Aus Angst bot der Gastronom den Tätern an, er werde in den nächsten Tagen 20 000 Euro auftreiben. Später erhielt Franca Cuneo, die Tochter des Ehepaares und Geschäftsführerin bei dem Promi-Italiener, Erpresseranrufe, in denen 22 500 Euro gefordert wurden. Die 31-Jährige schaltete die Polizei ein, die die Täter bei der Geldübergabe am 19. April festnahm. Franca Cuneo war gestern bei der Urteilsverkündung dabei, wollte das Strafmaß jedoch nicht kommentierten.

Die psychischen Folgen der Verbrechen seien für die Opfer bis heute "dramatisch", sagte der Vorsitzende Richter weiter. "Sie durchleiden Ängste und leben noch immer in großer Sorge umeinander." Bis heute sei der Alltag der Familie schwer beeinträchtigt.

Für sechs Wochen war das Ehepaar zunächst zu Freunden gezogen und hatte sich stundenweise daran gewöhnen müssen, wieder Zeit in seinem Haus zu verbringen. Auch Franca Cuneo hatte vorübergehend bei Freunden gewohnt. "Die Angst war durch den Überfall unermesslich groß und überall, und das Leid wurde durch die Erpressung weiter gesteigert", sagte der Vorsitzende Richter.

Von den Angeklagten seien allenfalls "schlappe Teilgeständnisse" gekommen. Berkant D. habe "nur das zugegeben, was auch ein hartgesottener Lügner nicht mehr leugnen kann", weil es unter anderem durch die Telefonüberwachung bewiesen war. Der 23-Jährige hatte behauptet, er habe zwar geholfen, das Haus der Opfer mit auszuspähen, sei dann aber bei dem eigentlichen Überfall nicht dabei gewesen. Dies sei "blanker Unsinn", betonte der Kammervorsitzende, und unter anderem dadurch widerlegt, dass in dem Haus der Opfer ein Teleskopschlagstock mit der DNA von Berkant D. liegen geblieben war.

Mohammad N. hatte stets behauptet, er habe seinen Bekannten lediglich chauffiert und sich "nichts dabei gedacht". Tatsächlich muss er nach Überzeugung des Gerichts in die Taten eingeweiht gewesen sein, weil er über Stunden in der Nähe war, als das Haus der Opfer ausspioniert wurde, und zudem ein Foto von Berkant D. schoss, der sich mit einer Sturmhaube maskiert und in Gangsterpose ablichten ließ. Auch die Erpressertelefonate muss der 25-Jährige mitbekommen haben, so das Gericht.

Die Tatsache, dass der Anwalt von Mohammad N. in seinem Plädoyer eine geringe Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 25 Euro beantragt hatte, bezeichnete der Richter als "zumindest instinktlos. Ich hoffe, dass die Opfer das nicht als Verhöhnung empfunden haben." Doch nach den Worten des Anwalts der Familie Cuneo, Wolf Römmig, ist der Antrag bei den Opfern "tatsächlich als Verhöhnung angekommen". Insgesamt gehe es der Familie indes "nicht um die Höhe der Strafe, sondern um die Verarbeitung der Tat. Aber die Belastung wird noch lange Zeit andauern."