Filmstars wie Willem Dafoe stehen in der City für John-le-Carré-Thriller “Marionetten“ vor der Kamera. Dreharbeiten noch bis Ende November.

Hamburg. Sie gilt als die größte internationale Filmproduktion, die bisher komplett in Hamburg gedreht wurde: Hollywoodstars wie Willem Dafoe, Rachel McAdams oder Philip Seymour Hoffman spielen in dem deutsch-britischen Kinostreifen mit. Für die Verfilmung des John-le-Carre-Thrillers "Marionetten" (Originaltitel: "A most wanted Man") waren seit Ende September immer mal wieder Drehorte in der Hansestadt Schauplätze der Geschichte, die in den Tagen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 spielt. Besonders auffällig für die Öffentlichkeit waren jetzt die Dreharbeiten in der Neustadt am Brahms-Kontor gegenüber der Laeiszhalle, die gestern Nachmittag zu Ende gingen.

Mehrere Tage hintereinander ließen es die Filmleute dort im wahrsten Sinne des Wortes krachen - und sperrten die Straße weiträumig ab: Schwarze Ford-Limousinen prallten immer wieder in ein Hamburger Taxi, Reifen quietschten, Schreie. Und wer genau hinsah, konnte vielleicht entdecken, wie Dafoe ("Platoon", "Der englische Patient") Kollegin Rachel McAdams ("Midnight in Paris") schützend in den Arm nimmt. Die beiden Schauspieler mimen einen zwielichtigen Banker und eine Anwältin, die einem Flüchtling helfen wollen, der von Geheimdiensten verdächtigt wird, ein Helfer des islamischen Terrornetzwerks zu sein. Hintergrund der Handlung ist die Hamburger Terrorzelle, von der die Anschläge vom 11. September ausgegangen waren. Mit dabei in dem Film, der im Herbst 2013 in die Kinos kommen soll, sind auch die deutschen Schauspieler Daniel Brühl, Nina Hoss oder Kostja Ullmann. Regisseur ist der Holländer Anton Corbijn, der auch als Fotograf internationalen Ruhm erlangt hat. Finanziert wird der Film unter anderem von der Hamburger Produktionsgesellschaft Amusement Park Film GmbH. Der Etat soll Branchenberichten zufolge im unteren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen. Noch bis Ende November werden Szenen in Hamburg gedreht, heißt es bei der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein, die das Projekt mit 900.000 Euro unterstützt.

Teil der gemeinsamen Filmförderung beider Bundesländer ist auch die Film Commission, die Produktionen unabhängig von einer finanziellen Förderung bei der Suche nach Drehorten unterstützt und bei der polizeilichen Genehmigung von Absperrungen und der Nutzung von öffentlichen Plätzen hilft. Rund 130 Produktionen jedes Jahr werden so in Hamburg und Umgebung begleitet. Nach der aktuellen Statistik von 2011 wurden demnach in Hamburg zusammen rund 1400 Drehtage gezählt, an denen für Kinofilme, Dokumentationen, TV-Mehrteiler oder Serien die Stadt als Kulisse und Handlungsort diente. Oft also wird an mehreren Stellen gleichzeitig gedreht und abgesperrt in Hamburg: so auch am Brahms-Kontor, wo in der vergangenen Woche zeitgleich in der Nähe Szenen für die NDR-Serie "Großstadtrevier" entstanden.

Die letzte große internationale Filmproduktion in Hamburg führte im Übrigen ebenfalls in die Welt von Geheimdiensten - allerdings nicht mit den sehr realen Hinter- und Abgründen, auf denen der John-le-Carre-Roman basiert. 1997 wurden Teile des James-Bond-Films "Der Morgen stirbt nie" an der Elbe gedreht. 007-Darsteller Pierce Brosnan sprang darin von einem Parkhaus an der Mönckebergstraße und kraxelte auf das Dach des Hotels Atlantic. Allerdings entstanden seinerzeit nur einige wenige Szenen des Bond-Films in Hamburg. Der Thriller "Marionetten" soll hingegen nahezu komplett in Hamburg gefilmt werden.

Mancher bekannter Kinofilm ist schon in Hamburg entstanden: Zu den Originalschauplätzen führt sogar eine Bustour: "Filmstadt Hamburg - Das Rollende Kino", so der Name. Bei der Tour werden im Bus passende Filmausschnitte gezeigt. Start ist am ZOB. Infos: www.videobustour.de