Die 200 Künstler dürfen die Häuser im Gängeviertel als Ausstellungsfläche nutzen - bis morgen. Doch sie richten sich für längere Zeit ein.

Hamburg. Mit dem neuen Kapitel im Gängeviertel herrscht dort ameisenhafte Betriebsamkeit. Überall wird gehämmert, aufgeräumt und rein Schiff gemacht. Neue Treffpunkte entstehen, es gibt Hinweisschilder, eine Küche, eine Infowand - und neue Pläne. Gestern sind aus den friedlichen "Besetzern" ganz offiziell fröhliche Nutzer geworden. Mit Billigung der Stadt dürfen die 200 Künstler die Erdgeschosse der Häuser am Valentinskamp, an der Caffamacherreihe und der Speckstraße als Ausstellungsfläche bis Mitternacht nutzen. Das Wohnen ist verboten. "Mit der Nutzungsvereinbarung ist ein erster ganz wichtiger Schritt getan", sagt Michael, einer der Sprecher der Künstlergruppe. "Wichtig ist auch, dass vereinbart wurde, eine längerfristige Vereinbarung zu treffen."

Der Vertrag gilt bis morgen 15 Uhr, doch die Künstler richten sich für längere Zeit ein. Für das Wochenende haben sie ein großes Programm: Am Sonnabend startet um 12 Uhr die Aufräumaktion "The big Wischmob"; an der Speckstraße ist Neueröffnung ("Re-Opening"); und am Sonntag, 13. September, werden Führungen zum Tag des Denkmals organisiert. Weitere Aktionen und Ausstellungen sind geplant, werden aber noch nicht verkündet "Alles unterliegt hier einem ständigen Wandel", sagt Sprecher Michael. Auch darin liege ja der Reiz. Zu entdecken gibt es viel: In der "Ritterklause" kann man essen. Daneben liegt ein mit Sand ausgestreuter Raum (16 Quadratmeter), der ironisch "Hamburgs kleinster Beach-Club" genannt wird. Am Valentinskamp lädt die "Klimperbar" zum Kaffee oder Saft. Die Häuser haben Namen und Schilder erhalten.

In der "Tischlerei" (Speckstraße) arbeitet die bekannte Bildhauerin Claudia Pigors an einer kleinen Marmorplastik namens "Maskerade". Nachdem sie seit sechs Jahren vergeblich ein Atelier sucht, empfindet sie das Gängeviertel als "Traum". Die Künstler seien mitten in der Stadt, könnten arbeiten, ohne andere zu beeinträchtigen und hätten mit den Gängen und Höfen einen besonderen sozialen Raum. "Wir brauen noch einen großen, sicheren Ausstellungsraum", sagt sie.