Die Stadt Hamburg gibt jährlich 7,8 Millionen Euro aus. “Kostenlose Lernförderung“ nach Einschätzung des Schulsenators gut gestartet.

Hamburg. In Hamburg erhalten schon knapp 7700 Schülerinnen und Schüler Nachhilfe auf Staatskosten . Das entspricht etwa fünf Prozent der 155.000 Schüler an staatlichen Schulen. Das erst im Sommer gestartete, bundesweit einmalige Projekt "Kostenlose Lernförderung" ist nach Einschätzung von Schulsenator Ties Rabe (SPD) damit gut gestartet: "Das ist ein gewaltiger Fortschritt. Für die Eltern bedeutet das weniger Laufereien, weniger Sorgen, weniger Kosten."

Ausgangspunkt der kostenlosen Nachhilfe war die Abschaffung des Sitzenbleibens schon unter dem schwarz-grünen Vorgängersenat. Darauf aufbauend werden die Schüler nun außerhalb des Unterrichts stärker gefördert. 7,8 Millionen Euro gibt die Stadt dafür pro Jahr aus - wobei ein Teil des Geldes aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes kommt.

Voraussetzung für eine Lernförderung ist eine Fünf im Zeugnis oder - etwa an Grundschulen, die noch keine Noten vergeben - der Trend dorthin. Die Förderung findet am Nachmittag in kleinen Gruppen statt. 280 von 299 staatlichen Schulen erteilen bislang die kostenlose Nachhilfe. Übernommen wird sie zu 31 Prozent von Lehrern, zu acht Prozent von gewerblichen Nachhilfe-Anbietern und zu 61 Prozent von Honorarkräften wie Studenten oder pensionierten Lehrern. Das hatte zunächst für Wirbel gesorgt, weil "Regel-aufgaben" der Schulen einem Gerichtsurteil zufolge nicht von Honorarkräften ausgeübt werden dürfen. Nach einer Anpassung der Verträge betrachtet der Schulsenator das Problem aber als gelöst. Rabe hob hervor, dass mehr als 90 Prozent der Förderung in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch stattfindet: "Hier ist der Nutzen für die Schüler am höchsten."

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Der Senator räumte allerdings ein, dass es bislang kein System gibt, die Lernförderung qualitativ zu überprüfen. Vor allem darauf zielte auch die Kritik der Opposition ab. "Es ist nicht zielführend, die Abschaffung des Sitzenbleibens allein mit zusätzlichem Unterricht - der nebenbei bemerkt sehr teuer ist - auszugleichen", sagte GAL-Schulexpertin Stefanie von Berg. "Unverantwortlich ist es, dies auch noch ohne wissenschaftliche Begleitung zu tun." Auch Anna von Treuenfels (FDP) kritisierte, dass Rabe nur "einen Wust an Zahlen" präsentiert habe. Ohne eine Untersuchung der Fortschritte der Schüler sei sein "Selbstlob" verfrüht.

Robert Heinemann (CDU) warf dem Schulsenator vor, sein Versprechen von "kostenloser Nachhilfe für alle Schüler" nicht einzuhalten. Während einer Bertelsmann-Studie zufolge 19 Prozent der Schüler eines Jahrgangs Nachhilfe in Anspruch nähmen, würden nur fünf Prozent der Schüler von der Lernförderung profitieren. Die Elternkammer begrüßte, dass sich in Sachen Nachhilfe etwas bewege. "Es ist gut, dass auch Kinder aus sozial schwachen Familien erreicht werden, die sich sonst keine Nachhilfe leisten könnten", sagte die Vorsitzende Sabine Lewerenz-Kollemann. Für eine Bewertung des Systems sei es aber noch zu früh.

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