Qualität kostenloser Nachhilfe muss aber geprüft werden

In einer Schullandschaft, die nach dem Geschmack vieler Eltern eher zu viel als zu wenig in Bewegung ist, haben es gute Ideen verdient, gelobt zu werden. Insofern: Mit der kostenlosen Nachhilfe, die Hamburg in dieser Form bundesweit einzigartig anbietet, gibt es seit diesem Schuljahr ein vernünftiges Instrument, um Schülern mit Förderbedarf helfen zu können.

Die Vorteile sind gravierend: Den Kindern und Jugendlichen wird in bekannter Umgebung, in ihrer Schule, in kleinen Gruppen das fehlende Wissen nahegebracht; Vätern und Müttern bleibt die oft mühsame Suche nach geeigneten Nachhilfelehrern samt Kosten erspart - ebenso das schlechte Gewissen, selbst zu wenig Zeit und Grips für die Unterstützung des Nachwuchses zu haben.

Rund fünf Prozent der Hamburger Schüler werden so seit diesem Schuljahr gefördert. Es könnten vielleicht noch mehr sein, doch das Gerangel um die korrekten Verträge der Honorarkräfte im Herbst kostete wertvolle Zeit, zumal die Organisation der Nachhilfe ohnehin ein Kraftakt für die 280 Schulen ist. Nach der Anlaufphase ist allerdings kein Zurücklehnen angebracht: Die Wirksamkeit des Instruments muss mittel- und langfristig überprüft werden, auch und gerade vor dem Hintergrund, dass Schüler, ebenfalls seit diesem Sommer, zwischen den Stufen 7 und 10 nicht mehr sitzen bleiben können.

"Fördern statt Sitzenbleiben" heißt dieses Erbe schwarz-grüner Schulpolitik. Die Frage ist, ob sich diese gedankliche Hängematte im schönsten pubertären Alter wirklich durch Nachhilfe kompensieren lässt. Ein gewisser Druck entsteht zwar dadurch, dass die Förderung die Eltern zwar kein Geld, die Schüler aber wertvolle Freizeit kostet. Die Hausaufgabe für Schulsenator Ties Rabe (SPD) wird sein, Qualität und Wirkung des Konzeptes zu überprüfen und zu sichern.