Zehn Nasenbären leben in Hagenbecks Tierpark. Bei Pablo, dem Anführer des Clans, ist nicht nur die schwarze Nase etwas opulenter ausgebildet.

Stellingen. Von "Guck mal, Katzen!" bis "Wie süß, Waschbären!" rufen Hagenbeck-Besucher so ziemlich alles, wenn sie Pablo und seine Artgenossen zum ersten Mal sehen. Der tatsächliche Artname fällt dabei äußerst selten. "Hingucken hilft!", kann man hier nur empfehlen, denn viel auffälliger könnten die possierlichen Tierchen ihren Namen nicht im Gesicht tragen: Mal in die Luft gereckt, doch meist wie eine Staubsaugerdüse nah über den Boden geführt, haben Nasenbären ein durchaus imposantes Riechorgan.

Bei Pablo, dem Anführer des Clans, ist nicht nur die schwarze Nase etwas opulenter ausgebildet. "Bei ihm müssen wir auf das Gewicht achten", sagt Reviertierpflegerin Ina Gooßen und seufzt. Das kleine Raubtier sei "schon ziemlich auf sich bedacht". Er lässt seine Artgenossen ungern ans Futter ...

Zehn Nasenbären leben in Hagenbecks Tierpark; neben Zuchtmännchen Pablo etliche Weibchen und ihr Nachwuchs. "Pablo ist bereits Vater von drei Kleinen", sagt Ina Gooßen über das noch nicht einmal drei Jahre alte Tier. Geboren in Augsburg, kam Pablo mit neun Monaten im Feburar 2009 nach Hamburg. "Weil er noch so klein war und wir ihn von Hand gefüttert haben, ist er sehr zutraulich geworden", sagt die Tierpflegerin, und so findet Pablo es anscheinend auch o. k., wenn sie ihn mal anfassten. Im Gegenzug müssen Ina Gooßen und ihre Kollegen es dann aber auch ertragen, wenn Pablo an ihrem Bein hochkrabbelt und seine Krallen dabei sogar die festen Arbeitshosen durchdringen. "Das kann schon ganz schön piksen", sagt Gooßen.

Südamerikanische Nasenbären (Nasua nasua) gehören zur Familie der Kleinbären. Sie kommen nahezu überall in Südamerika vor: in Kolumbien, Französisch-Guayana, Venezuela, Uruguay und im nördlichen Argentinien. Hier bevölkern sie Wälder aller Art, von tropischen Regenwäldern über Flusswälder bis hin zu Gebirgswäldern.

Auffälligstes Merkmal der bis zu sechs Kilo schweren Tiere ist ihr geringelter Schwanz, der die Hälfte ihrer Körperlänge von bis zu 1,35 Metern ausmacht. Mit ihm halten die geübten Kletterer im Geäst die Balance; greifen können sie damit allerdings nicht. Die Fellfärbung der Nasenbären variiert von Rötlichbraun bis Grau, wobei die Unterseite heller, nahezu weißlich ist. Im Kontrast dazu stehen die schwarzen Füße und Schnauze, die verlängert und sehr beweglich dazu dient, auf und im Boden nach Nahrung zu suchen.

Als Allesfresser stehen Früchte genauso auf dem Speiseplan der Nasenbären wie Insekten, Spinnen, kleine Wirbeltiere oder auch Aas. "Bei uns bekommen sie hauptsächlich Obst und Gemüse, jedoch auch Fleisch, Rosinen und Mehlwürmer", sagt Ina Gooßen. Letztere dienen als sogenanntes Beschäftigungsfutter, das, entweder breit im Gehege verstreut oder in Behältnisse mit Löchern versteckt, für eine längere und damit spannendere Nahrungssuche sorgt. Denn die neugierigen Tiere wollen gefordert werden, und so liegt gerade auch einmal wieder ein Fußball in dem Gehege unweit der Elefanten, mit dem sich vor allem die jüngeren Nasenbären die Zeit vertreiben.

Ein Elektrodraht gewährleistet, dass die umtriebigen Säugetiere ihr Gehege nicht selbstständig auf den kompletten Park erweitern. Für solche Extratouren ist es ihnen aber derzeit eigentlich auch ein bisschen zu kalt.

"Je wärmer, desto aktiver sind sie", sagt die Tierpflegerin über ihre südamerikanischen Schützlinge. Gefällt ihnen das Wetter gar nicht, haben sie jederzeit die Möglichkeit, sich in Schlafboxen im Innern des Hauses zurückzuziehen. Verschiedene Tiere haben dabei verschiedene Lieblingsplätze; so schätzen es die "älteren Mädchen" sehr, im hinteren Graben des Geheges zu liegen, weil es dort schön windstill ist, verrät Gooßen.

Doch allzu lange dauern die Ruhephasen im Clan selten an, dann wird schon wieder mit einem leisen Fiepen nach Regenwürmern gegraben. Ertönt ein lauteres Grunzen, so bedeutet dieses: "Alarm!" - was die Tiere meistens in Sekunden auf die Bäume treibt. In ihren Herkunftsländern lauern die Gefahren in Form von Riesenschlangen, Pumas und Jaguaren meistens auf dem Boden - auch wenn größere Greifvögel durchaus einmal ein Auge auf die Nasenbären werfen, besonders auf den Nachwuchs.

Für den soll Pablo in Hamburg reichlich sorgen, sagt Gooßen. Doch dazu hat er noch genug Zeit: In menschlicher Obhut können Nasenbären bis zu 17 Jahre alt werden.

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