Die angestrebte Quote von 94,7 Prozent verfehlte das Unternehmen im letzten Jahr knapp. Zahl der Fahrgäste steigt auf mehr als 221 Millionen.

Hamburg. Die S-Bahn Hamburg konnte einen neuen Pünktlichkeitsrekord aufstellen und im vergangenen Jahr mit mehr als 221 Millionen Fahrgästen ein Plus von vier Prozent verbuchen. Das bestätigte S-Bahn-Chef Kay Uwe Arnecke dem Abendblatt: "Unsere Offensive zur Pünktlichkeit hat Wirkung gezeigt, und das schlägt sich auch auf die Fahrgastzahlen nieder."

Im Jahr 2010 hatte die S-Bahn eine Pünktlichkeitsquote von 94,5 Prozent. Das ist das beste Ergebnis, das das Unternehmen seit der Erfassung im Jahr 2000 erreicht hat. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 lag die Pünktlichkeit noch bei 93,8 Prozent und 2008 bei rund 90 Prozent. Damals musste die S-Bahn im Rahmen der vereinbarten Qualitätsoffensive innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) eine Strafe von mehr als zwei Millionen Euro bezahlen, weil die angestrebte Pünktlichkeitsquote von 94,7 Prozent nicht erreicht werden konnte. Nach dem guten Ergebnis 2010 rechnet die S-Bahn mit keiner Strafzahlung: "Wir erwarten in anderen Bereichen wie der Fahrgastinformation Bonuszahlungen, und diese würden eine mögliche minimale Strafzahlung wegen der noch fehlenden 0,2 Prozent ausgleichen", sagte Arnecke. Die S-Bahn will sich weiter verbessern: "Wir wollen noch pünktlicher werden", kündigte Arnecke an.

Für die positive Entwicklung der Fahrgastzahlen ist laut Arnecke vor allem auch die Verbindung zum Flughafen mitverantwortlich: Im vergangenen Jahr sind rund 4,6 Millionen Fahrgäste mit der S-Bahn zum Hamburg Airport gefahren - das sind eine halbe Million Menschen mehr als in 2009.

Damit sich die Fahrgastzahlen auf dem gesamten Streckennetz weiterhin positiv entwickeln, setzt Arnecke auf mehr Komfort: 52 Züge erhalten neue Sitzpolster, wie im vergangenen Jahr schon 112 Züge. Dafür investiert die S-Bahn rund 2,2 Millionen Euro. Außerdem gibt es Pläne, bestimmte Züge mit einer Klimaanlage auszustatten und die Wagen so umzubauen, dass der Durchgang durch den gesamten Zug möglich ist. Ein Prototyp sollte bereits im Herbst vorgestellt werden, doch jetzt ist dieser erst im April fertig: "Es gab Probleme mit dem Einbau der Klimaanlage", sagte Arnecke. Immer wieder ein Kritikpunkt war in den vergangenen Jahren der marode Zustand einiger S-Bahnstationen. Dazu Arnecke: "Wir haben bereits mit Unterstützung des Konjunkturprogrammes des Bundes und der Stadt Hamburg etliche Millionen in die Modernisierung und in den barrierefreien Ausbau der Stationen investiert. Diese Investitionen werden wir fortführen."

Auch das Thema Sicherheit hat für Arnecke höchste Priorität. Die Zahl der Mitarbeiter im Sicherheitsdienst wurde um zehn Prozent auf 220 erhöht. Seit einem Jahr wird an den Wochenenden jeder S-Bahnzug nachts ab 23 Uhr von Sicherheitskräften begleitet. Die Zahl der Straftaten in den S-Bahnen sei im vergangenen Jahr zurückgegangen. Allerdings gebe es nie eine 100-prozentige Sicherheit, so Arnecke.

Das zeigt auch der Fall von Artur G. Der 42-Jährige wurde, wie berichtet, in der Silvesternacht von drei Jugendlichen auf dem S-Bahnhof Veddel brutal zusammengeschlagen, nachdem er zuvor eine Auseinandersetzung in der S-Bahn zwischen Jugendlichen und einem älteren Mann schlichten wollte.

Während sich Arnecke über die insgesamt positive Entwicklung der S-Bahn in Hamburg freut, hat die S-Bahn in Berlin seit Langem große Probleme. Dort kommt es zurzeit wieder zu massiven Zugausfällen, weil Hunderte Fahrzeuge repariert werden müssen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin forderte die S-Bahn auf, schnellstmöglich mehr Züge einzusetzen und die Kunden über Zugausfälle besser zu informieren.

Die S-Bahnen in Hamburg und Berlin sind beide Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, und deshalb will sich S-Bahn-Chef Arnecke auch nicht explizit zu den gravierenden Problemen in der Bundeshauptstadt äußern. Nur so viel sagte er dazu: "In Berlin werden Fahrzeuge von einem anderen Hersteller eingesetzt. Außerdem ist das Streckennetz viel größer."

Aber Arnecke räumt ein: "Wir sind froh, dass wir die Probleme der Berliner nicht haben."