Metrolinie 3 soll bis 2015 elektrisch werden. Stadt bewirbt sich als “Schaufenster Elektromobilität“. Kosten von 20 Millionen Euro.

Hamburg. Die Metrobuslinie 3 soll elektrisch werden - und zwar schon in den kommenden drei Jahren. Das ist nur ein Projekt in Hamburgs Bewerbung als "Schaufenster Elektromobilität", um Bundesfördergelder für den Ausbau der neuen Antriebstechnik zu bekommen. Das hat jetzt die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) auf Abendblatt-Anfrage bestätigt. Zur konkreten Umsetzung wollte sich die Behörde zu diesem Zeitpunkt noch nicht äußern.

Nach Informationen des Abendblatts wird die VHH-PVG-Unternehmensgruppe (Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein AG und die Unternehmensgruppe der Pinneberger Verkehrsgesellschaft) das Projekt umsetzen. Ein Sprecher des Unternehmens hat dies bereits öffentlich angekündigt. Eine Besonderheit an dem Projekt: Die Busse, die zwischen Schenefeld und HafenCity pendeln, sollen per Induktionsplatten in der Straße aufgeladen werden, müssen also nicht regelmäßig an die Steckdose (siehe Beistück).

Peter Lindlahr, Geschäftsführer von hySolutions und zuständig für die Umsetzung der Senatspläne zur Elektromobilität in Hamburg, schätzt die Kosten für das Projekt auf mehr als 20 Millionen Euro. Die Herausforderung sei es, große Fahrzeuge wie Busse per Induktion zu laden. Die Firma Bombardier hat bereits ein entsprechendes System zur kontaktfreien Ladung entwickelt, das bei Straßenbahnen in Bautzen und Augsburg getestet wird. Das Ziel in Hamburg ist es laut Lindlahr, zu zeigen, dass die Induktionsladung und die Elektrobusse auch unter Alltagsbedingungen funktionieren. Angesichts der hohen Investitionssummen sei das Projekt allerdings nicht ohne Bundesmittel umsetzbar, sagte Lindlahr.

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Das auf drei Jahre angelegte Bundesförderprogramm "Schaufenster Elektromobilität" sieht vor, an bis zu fünf Standorten im Bundesgebiet Elektromobilitätsprojekte zu ermöglichen, um die Alltagstauglichkeit zu erforschen und die Markteinführung vorzubereiten. Für die erste Phase bis Ende 2013 stellt die Bundesregierung 180 Millionen Euro für die Schaufensterregionen zur Verfügung. Der Hamburger Senat hat im November 2011 zusätzlich beschlossen, für den Ausbau der Elektromobilität eigene Haushaltsmittel in Höhe von 10,4 Millionen Euro bereitzustellen. Hamburgs Aussichten, Schaufensterregion zu werden, sind nach Ansicht von Peter Lindlahr sehr gut. Er rechnet fest mit Geld aus der Bundesförderung. Noch offen sei, ob Hamburg ein eigenständiges Schaufenster werde oder ob die Stadt in einem integrierten Konzept - etwa gemeinsam mit Berlin - zum Zuge kommt. Voraussichtlich Ende März wird die Bundesregierung entscheiden, welche Bewerber Schaufenster werden.

Unabhängig von der Schaufenster-Entscheidung, wird Hamburg in diesem Jahr aber den "massiven Ausbau der Elektromobilität einleiten", so Lindlahr. Dazu gehört auch ein Projekt in der Großsiedlung Mümmelmannsberg. Im Rahmen der Stadtrevitalisierung will die Saga/GWG 100 Millionen Euro in das Quartier stecken, mit völlig neuem Gebäudekonzept, neuer Struktur, einem neuen Grünflächen- und Freiflächenkonzept. Zusätzlich soll es jetzt auch noch ein Konzept für Elektromobilität geben. Unter anderem soll ein quartiersbezogenes Carsharing mit Elektrofahrzeugen entstehen, quartiersbezogene Dienste wie Senioren- und Pflegedienste sollen auf E-Mobilität umsteigen, für Bewohner der Siedlung sollen spezielle Mobilitätsverträge entwickelt werden, wodurch sie die Elektrofahrzeuge flexibel nutzen können.

Die Saga/GWG bestätigte grundsätzliche Planungen. Man befinde sich allerdings noch in einer Frühphase der Planungen, heißt es.

Laut Peter Lindlahr sollen auch auf dem Spielbudenplatz und in ganz St. Pauli künftig Elektrofahrzeuge und Ladeinfrastruktur zur Verfügung stehen. Unter dem Stichwort "Electric Kiez" laufen hier bereits die Planungen. Ebenso soll die Neue Mitte Altona elektromobil werden.

Die Hochbahn ist mit einem eigenen Projekt in den Ausbau der Elektromobilität eingebunden. Nach derzeitigen Planungen soll bis 2015 jede dritte Schnellbahnstation in Hamburg mit Ladesäulen für Elektrofahrzeuge ausgerüstet werden. "Das wäre europaweit beispielgebend", sagte Lindlahr. Wie Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum dem Abendblatt sagte, kommen als mögliche Servicepunkte Stationen wie Berliner Tor, Barmbek, Kellinghusenstraße und Schlump infrage. Entscheidend für die Auswahl seien unter anderem das Fahrgastaufkommen, die Innenstadtnähe, die zentrale Lage und verfügbare Flächen.

Insgesamt bewirbt sich Hamburg mit 77 Projekten als Schaufenster - das Gesamtvolumen liegt bei 160 Millionen Euro. 2015 sollen rund 15 000 Elektrofahrzeuge in Hamburg unterwegs sein. 600 zusätzliche Ladepunkte sollen im öffentlichen Raum entstehen.

Bisher gibt es rund 200 Ladepunkte auf Hamburger Gebiet. In der Hansestadt fahren bereits heute 350 Pkw und fünf Busse im Rahmen der Ausbauprogramme. Mit rund 60 Fahrzeugen hat Hamburg bundesweit die größte kommunale Flotte.