Neue Runde im Streit um die geplante Bebauung vor der Hauptkirche St. Katharinen: Ein Kompromiss mit gemischten Gefühlen.

Hamburg. Der Bezirk Mitte hat die öffentliche Planauslegung für Ende März beschlossen und damit den von der Interessengemeinschaft (IG) Katharinenquartier geforderten Stopp der Planungen verhindert. Die IG kämpft gegen die Baupläne auf dem 8500 Quadratmeter großen Gelände, weil nach deren Meinung die massigen Bauten den Blick auf die Hauptkirche versperren würden und Hamburg eine ähnliche Sünde bescheren würde wie am Michel, der seit 2001 hinter einem Neubau verschwindet.

Der Konzern Hochtief plant mit dem Bezirk im Katharinenquartier einen 25 Meter hohen Büroriegel an der Willy-Brandt-Straße und dahinter Mehrfamilienhäuser. Sollte der Plan "ohne Diskurs" umgesetzt werden, droht die IG weiter mit einem Bürgerbegehren. Der Beschluss im Hauptausschuss der Bezirksversammlung erfolgte einstimmig. "Dabei wurde die Bebauungsvariante mit einem nach oben offenen, verglasten Sichtschlitz zur Willy-Brandt-Straße zur Auslegung ausgewählt", teilt der Bezirk mit. Eine Variante, die Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) für "unglaublich genial" hält, denn die Sichtbarkeit der Kirche bleibe erhalten. Die Einstimmigkeit des Beschlusses zeige zudem, dass "ein guter Kompromiss" gefunden worden sei.

Genau diesen Kompromiss bezweifelt die IG. "Den hat es bisher nicht gegeben", sagt IG-Sprecher Christian Kottmeier. Das Gegenteil sei der Fall gewesen. "Wir sind bisher nicht ausreichend zu Wort gekommen." Auch der Kirchenvorstand "kann dem jetzigen Entwurf nicht zustimmen".

Hauptpastorin Ulrike Murmann reagiert weniger heftig auf den Beschluss als die IG. "Wir begrüßen, dass mit der Auslegung der Pläne auch die breite öffentliche Debatte beginnen wird. Wir hoffen, dass sich die Hamburger Bürgerinnen und Bürger rege an der Debatte um diesen für Hamburg so wichtigen Ort beteiligen werden", sagte sie. Die Kirche würde auch Räume für eine Ausstellung zur Verfügung stellen.

Beschlossen ist der Bauplan noch nicht. Der Entwurf mit dem Glasschlitz wird von Ende März für mindestens einen Monat öffentlich ausliegen. "Dann können Bürger Einwendungen vorbringen, die wir später beraten", sagt Ausschussmitglied Michael Osterburg (GAL). "Wir werden auch weiter zu öffentlichen Veranstaltungen über das Katharinenquartier einladen und den Diskurs führen. Das ist mit dem Kirchenvorstand außer mit Murmann abgesprochen." Doch gleichzeitig gießt Michael Osterburg Öl ins Feuer: Ulrike Murmann sei "beratungsresistent" und lasse sich von der IG Katharinenquartier "falsch beraten". Michael Osterburg: "Entweder versteht Frau Murmann das nicht, oder sie will es nicht verstehen." Die Hauptpastorin hatte im Abendblatt eine "Lösung im Konsens" gefordert. Die Kirchen in Hamburg erinnerten an Heil und Unheil der Stadtgeschichte und verdienten besonderen Respekt. Ulrike Murmann: "Vielen Bürgern ist es deswegen ganz und gar unverständlich, wie man vor eine alte und schöne Kirche ein Bürogebäude setzen kann, das den Blick auf die Kirche weitgehend versperrt."

Michael Osterburg lehnt auch den von der Interessengemeinschaft geforderten Neubeginn der Planungen ab: "Die Architekten in der IG wie ihr Sprecher Kottmeier erhoffen sich damit nur eigene Aufträge zum Bau des Quartiers."