Nach monatelangen Querelen und Verzögerungen hat der Verein Lebenshilfe Schenefeld einen neuen Vorstand gewählt.

Hamburg. Die Erleichterung ist Michael Freundt deutlich anzumerken. "Wir können nun nach vorne blicken. Die Piel-Ära ist damit ein für allemal abgeschlossen", sagte der neue Zweite Vorsitzende des Vereins nach der Mitgliederversammlung am späten Mittwochabend. Nach Monaten der Querelen, die den Verein in eine tiefe Krise stürzten, scheinen nun die Weichen für einen Neuanfang gestellt zu sein.

Dazu brauchte es allerdings mehrere Anläufe, denn der jetzige Vorstand wurde erst nach zwei zuvor abgebrochenen Mitgliederversammlungen gewählt. Dort hatte es tumultartige Diskussionen über die "Machenschaften" des alten Vorstands unter dem Vorsitzenden Heinz Piel gegeben.

Der Ruf des Vereins, der etwa 460 Behinderte betreut und mehrere Kindergärten betreibt, hat sehr gelitten. Das Abendblatt hatte im August über einen Betreuungsskandal um eine vom Verein organisierte Spanien-Reise mit Behinderten und danach über die persönlichen und geschäftlichen Verquickungen Heinz Piels mit dem Verein berichtet.

Piel, der zu den Vereinsgründern gehört, hatte daraufhin seinen Rücktritt aus dem Vorstand angekündigt - sich damit jedoch mehrere Monate Zeit gelassen, obwohl die Bundesvereinigung der Lebenshilfe für eine schnelle Neubesetzung des Vorstands plädiert hatte. Unter den Mitgliedern brodelte es, zwei Lager bildeten sich - eins für, eins gegen Piel.

So kam es bei der ersten Mitgliederversammlung Ende Oktober nicht, wie geplant, zu Vorstandswahlen, sondern zu einem Vertrauensentzug für den Vorstand, der zunächst nicht entlastet wurde. Die Revisoren, die über den Jahresumsatz von acht Millionen Euro keine Rechenschaft ablegen konnten, traten spontan zurück.

Heinz Piel engagierte daraufhin einen Wirtschaftsprüfer, der bei der nächsten Sitzung für die Entlastung des Vorstands sorgte. Für die anschließenden Wahlen präsentierte der 67-Jährige dann eine Mannschaft, in der auch etliche alte Vorstandsmitglieder vertreten waren. Ein personeller Neuanfang, den viele Mitglieder wollten, wäre somit nicht gegeben und Piel weiterhin einflussreich gewesen.

Deswegen stellte sich ein Gegenteam unter der Führung des Außenhandelskaufmanns Michael Freundt auf, das sich Transparenz und Wirtschaftlichkeit auf die Fahnen geschrieben hatte. Die Wahl war jedoch ungültig und wurde erneut vertagt.

Am Mittwoch stellte sich dann überraschend nur ein Team zur Wahl, das nun aus Mitgliedern der unterschiedlichen Lager besteht. "Wir haben uns geeinigt, gemeinsam aufzutreten, denn nur so können wir etwas in dem Verein bewegen", sagte der Erste Vorsitzende Hans-Jacob Gossler dem Abendblatt. Sein jüngstes Kind geht in das Montessori-Kinderhaus in Schenefeld, andere Vorstandsmitglieder haben ihre behinderten Kinder in den Wohngruppen. "Jetzt sind Vertreter aller Bereiche der Lebenshilfe im Vorstand", sagte Gossler.

Mit seinen 42 Jahren steht der selbstständige Finanzdienstleister auch für einen Generationswechsel im Verein. "Ziel des Vorstands ist es nun, Licht in die dunklen Ecken des Vereins zu bringen. Die Atmosphäre der Angst muss aufhören, stattdessen stehen wir für einen offenen Meinungsaustausch", sagte Gossler. Piel selbst wollte sich nicht äußern.