Die Nachricht über eine bevorstehende Schließung des Auswanderermuseums BallinStadt auf der Veddel war für mich ein Schock.

Hamburg. Die Nachricht über eine bevorstehende Schließung des Auswanderermuseums BallinStadt auf der Veddel war für mich ein Schock. Denn erst kürzlich hatte mir ein Senatsmitglied versichert, dass sich das Projekt gut entwickeln würde. Sollten jetzt diejenigen, die damals beim Entstehen der Projektidee den Misserfolg bereits vorhergesagt und wenig Begeisterung gezeigt hatten, doch recht behalten? Ich hoffe nein. Denn es geht um mehr als ein Museum. Es geht im Kern um die Entwicklung eines Stadtteils, der zu selten in der Gunst des kaufmännischen und des politischen Hamburgs gestanden hat.

Die Veddel war jahrzehntelang ein Synonym für schmutzige Industrie, für Verkehrsbelastung, Schulprobleme, für niedrigwertige Ausländerunterkünfte und soziale Brennpunkte. Allenfalls bei Wahlen bemühten sich die Politiker in die Straßen oder vor die Werkstore. Als ich 1978 mit meiner Familie auf die Veddel zog, um dort zu wohnen und zu arbeiten, spürten wir schnell die Ausgrenzung. Heute bin ich stolz darauf, dass ich als langjähriger Mitarbeiter eines Industriebetriebs auf der Veddel ein wenig zur positiven Entwicklung beitragen konnte.

Der Einsatz für die Veddel und für die Menschen, die dort leben, hat sich gelohnt und zeigt längst Früchte: So in der schulischen und beruflichen Ausbildung , bei der Integration von Deutschen und Ausländern, im Bereich des Sports und der Kultur. Wer hätte sich noch vor wenigen Jahren vorstellen können, dass die Veddel fester Spielort des Schleswig-Holstein Musikfestivals sein würde? Oder dass wir auf der Veddel eine vorbildlich geführte und erfolgreiche Grund- und Hauptschule mit extrem hohem Migrantenanteil hätten? Dies alles gibt den Menschen, die dort leben, Hoffnung auf eine gute und gemeinsame Zukunft in der Gemeinschaft mit allen Hamburgern. Genau deshalb hatten wir als Unternehmen neben vielen anderen Aktivitäten auch einen stattlichen Geldbetrag in die BallinStadt investiert. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Unternehmens waren stolz auf diese Entscheidung. Hoffnung war es auch, die vor Jahrzehnten Hunderttausende Menschen auf die Veddel führte. Nach einem Kurzaufenthalt in der BallinStadt wollten sie per Seeschiff in das Land ihrer Hoffnung auswandern, weil sie kein Vertrauen mehr in die Zukunft Deutschlands hatten.

Dies muss Mahnung und zugleich Motivation sein, durch eine erfolgreiche und planungssichere Stadtentwicklung den Menschen auch auf der Veddel Heimat und Zukunft zu geben.

Die vor zwei Jahren wiederentstandene BallinStadt ist hierfür ein Symbol. Sie muss deshalb erfolgreich bleiben und überleben. Daher wünschte ich mir, dass sich alle politisch Verantwortlichen und Entscheider zur Idee und zur Entwicklung der Veddel bekennen und entsprechend handeln würden. Jetzt sind zur Rettung der BallinStadt konkrete Schritte gefragt. Dazu gehören die intensivere touristische Bewerbung und auch ein kompetentes Marketing. Aber auch ganz einfache Maßnahmen, wie das Anbringen zielführender Hinweisschilder an Autobahnen, Straßen und Bahnhöfen.

Hierdurch könnte die Idee des berühmten Sprungs über die Elbe einen neuen Sinn erhalten, und die BallinStadt und damit auch die Veddel hätten wieder ein gutes Stück Zukunft dazugewonnen.