Der Bundesfinanzminister arbeitete gestern in der Suppenküche des CaFée mit Herz in St. Pauli. Allerdings nur zehn Minuten.

Hamburg. Es war angerichtet. Eine dampfende Schüssel mit Hühnerfrikassee stand bereit, daneben kleine Salatschalen. Reichlich Medienvertreter hatten sich in der Kantine versammelt, warteten auf den hohen Besuch. Peer Steinbrück (SPD) musste sich nur die Kochschürze umbinden. Dann konnte er austeilen. Mit der Suppenkelle.

Der Bundesfinanzminister besuchte gestern gemeinsam mit Johannes Kahrs (SPD) das CaFée mit Herz im Gesundheitszentrum St. Pauli, um an der täglichen Essensausgabe teilzunehmen. Und um für mehr Spenden zu werben. Eine lobenswerte Absicht. Allerdings zeigten sich die zumeist obdachlosen Besucher von der Aktion mit dem Politiker wenig begeistert. Sie reagierten teilweise mit verärgerten Zwischenrufen. "Herr Steinbrück soll lieber Politik machen, die hilft, statt hier Wahlkampf zu betreiben", sagte etwa Andreas. Der 43-Jährige lebt seit mehreren Wochen auf der Straße.

Schließlich wurde die Aktion bereits nach etwa zehn Minuten beendet und Peer Steinbrück am Suppentopf abgelöst. Der Bundesminister zeigte Verständnis für die Verärgerung der Menschen. "Sie möchten sich nicht instrumentalisieren lassen", sagte er. Gleichzeitig braucht der Verein jedoch dringend Werbung. "Ich fühle mich manchmal wie in einer griechischen Tragödie. Wenn Politiker nicht unter die Leute gehen, ist es falsch, wenn sie es tun, auch", sagte Peer Steinbrück weiter.

Tragisch endete der Besuch in seiner Heimatstadt aber nicht. Im Hotel Hafen Hamburg bedankte er sich anschließend bei den Sponsoren und Ehrenamtlichen des CaFée mit Herz. Für die Stabilität einer Gesellschaft sei ehrenamtliches Engagement notwendig. "Auf diese Menschen muss der Scheinwerfer gerichtet werden, nicht nur auf irgendwelche Superstars", sagte Steinbrück. Zumindest dafür war ihm dann doch noch Applaus sicher.