1400 geladene Gäste jubelten bei den Bordkonzerten von Udo Lindenberg und Ina Müller und rockten ausgelassen in der Schiffsdisco “Abtanzbar“.

Ina Müller hatte alles richtig gemacht. "Herr Vogel, ich habe meine Haare betoniert - und Du nicht!" Das hatte sie Richard Vogel, dem Geschäftsführer von TUI Cruises, noch in typischer Manier bei der stürmischen Taufe von "Mein Schiff" am Freitagabend auf der Bühne am Fischmarkt zugerufen. Und sich unbändig darüber gefreut, dass ihre Frisur dem Wetter trotzte - während Vogel ein wenig zerzaust wurde. Doch das Spektakel mit der äußerst gut gelaunten Taufpatin, Feuerwerk, zerschellender Champagner-Magnum-Flasche und Kinderchor war nur der Auftakt. An Land und vor allem an Bord ging die Feier danach erst richtig los.

"Viel Spaß auf dem Weg nach Somalia!" So hatte sich Sänger Jan Delay vom Fischmarkt aus von seinem Kollegen und Duettpartner Udo Lindenberg an Bord von "Mein Schiff" nach der Taufe verabschiedet. Die beiden hatten zuvor für alle Gäste ihr "Ganz anders" über die Elbe hinweg gesungen. Und während Jan Delay danach den Fischmarkt rockte (und selbst darüber lachen musste, dass er nach einem Texthänger bei "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" noch einmal von vorn anfangen musste), legte Udo Lindenberg ("Tschüssikowski, Jan!") mit seinem Panikorchester auf dem Sonnendeck des Kreuzfahrers ordentlich los, während die "Mein Schiff" Richtung Nordsee am Elbstrand vorbeiglitt.

"Meine Mannschaft gibt Lichtzeichen", freute sich Karlheinz Hauser, Chef vom Süllberg. Und tatsächlich: Vom Restaurant aus wurden mit Licht an, Licht aus das vorbeifahrende Schiff und seine Begleitboote gegrüßt. Hauser outete sich als Kreuzfahrt-Fan: "Ich bin schon sechsmal auf der MS 'Europa' gefahren." Schauspieler Kai Wiesinger bevorzugt das Selberfahren. "Ich habe vor drei Jahren einen Motorbootführerschein in Kroatien gemacht", erzählte er. "Damit dürfte ich überall ein Boot fahren - nur in Deutschland nicht." So war es dann wohl auch besser, dass Ina Müller und Richard Vogel mit einem Lotsenboot zurück an Bord gebracht wurden, wo die blonde Sängerin die Gäste mit einem fetzigen Konzert und lockeren Sprüchen ("Grammatikalisch ist das mit ,Mein Schiff' echt schwierig. Da kommt man sich vor wie Verona Feldbusch") im Bord-Theater begeisterte.

Mit einsetzendem Regen verzogen sich die letzten Gäste von den Außendecks in die zehn Restaurants oder Bistros, genossen im Atlantik-Restaurant "Rosa gebratenes Kalbsrückensteak mit Hummerravioli" oder Spezialitäten der Hamburger Sterneköche Anna Sgroi (Sgroi) und Heinz Wehmann (Landhaus Scherrer) sowie von Stefan Neugebauer (Schwarzer Hahn, Deidesheim), der im einzigen Gosch-Lizenzbetrieb auf See ein lauwarmes Carpaccio von der St. Jakobsmuschel servierte. Als das Schiff um 2 Uhr vor Brunsbüttel zur Rückfahrt nach Hamburg in der Elbe wendete, war die Schiffsdisco "Abtanzbar" noch drängend voll. Hier amüsierten sich unter andere noch Hans-Jörg Schmidt-Trenz, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, sowie Dietrich und Ulrike von Albedyll: "Wir haben uns eine Sauna in den Keller eingebaut", sagte der Chef der Hamburg Tourismus GmbH, "doch die hat leider nicht ganz den Ausblick wie die hier an Bord auf Deck 11." Und wahrscheinlich auch nicht die Größe: Mit 60 Plätzen gilt die finnische Sauna von "Mein Schiff" als größte auf den Weltmeeren.

Ein noch zu neuer Teppichboden, der Anzughosen befusselte, Schilder mit dem Vorgänger-Schiffsnamen "Galaxy" über den Telefonen, die erst zum Teil entfernt worden waren, und zwei Damen in Grün, obwohl das doch bei Schiffstaufen den Klabautermann heraufbeschwören soll und damit strengstens verboten ist,("Ich wurde mehrfach deswegen angesprochen", bekannte Silvia Funke, im grünen Mantel) taten der Feier keinen Abbruch. Als die ersten Gäste ab 6 Uhr aus ihren Kabinen kamen, um das Einlaufen in Hamburg zu beobachteten, waren einige noch gar nicht ins Bett gegangen. Ina Müller sah jedenfalls um 7 Uhr am Frühstücksbüfett so frisch aus wie am Vorabend. Vielleicht lag das auch an der Betonfrisur.