Vorstandschef Grube bekennt sich zur Verlegung des Fernbahnhofs Altona zum Diebsteich. 3500 Wohnungen geplant. Baustart schon 2013?

Hamburg. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, hat jetzt überraschend deutlich die Absicht seines Unternehmens bekräftigt, den Fernbahnhof in Altona zur S-Bahn-Station Diebsteich zu verlegen. Das Gebäude in Altona sei "wahrlich kein Aushängeschild, da müssen wir ran", sagte Grube am Mittwoch bei der Preventas-Talkrunde "Über Hamburg" im Hotel Hafen Hamburg mit Julia Westlake und Matthias Onken. Vor rund 100 geladenen Gästen betonte der gebürtige Hamburger, dass die Bahn "dieses Thema auch mit der Stadt Hamburg zusammen anpacken" werde. "Daher sind wir dabei, die erforderlichen Gremienbeschlüsse vorzubereiten, die die nächsten Planungsphasen ermöglichen", sagte Grube, der seine ersten Lebensjahre auf einem Bauernhof in Moorburg verbracht hatte.

Im Senat wurde seine Aussage mit vorsichtigem Optimismus bewertet - nachdem die Stadt seit 15 Jahren auf eine deutliche Aussage zur geplanten Verlegung wartet. Bisher hieß es stets von der Bahn AG, es seien noch viele Fragen zu klären. Baustaatsrat Michael Sachs (SPD): "Die Aussage von Herrn Grube deutet darauf hin, dass die DB AG diese Fragen intensiv prüft und es im Rahmen der nächsten Gespräche zwischen der DB AG und dem Senat zu den wichtigen Bahnthemen Fortschritte bei der Abarbeitung dieses komplexen Finanzierungsthemas geben könnte."

+++ Die Klarheit war überfällig +++

+++ Fernbahnhof +++

+++ Verlegung des Fernbahnhofs Altona ungewiss +++

Die Verlegung des Bahnhofs und der weiteren Gleisanlagen der Fernbahn sind wesentliche Voraussetzungen für die Realisierung des zweiten Bauabschnitts der "Neuen Mitte Altona", einem neuem Stadtteil im Herzen des Bezirks, wo in den kommenden Jahren rund 3500 Wohnungen gebaut werden sollen. Viele der Bahnanlagen gelten als sanierungsbedürftig; für ein Viadukt mitten im Plangebiet, das im Bogen nach Süden in Richtung Dammtor verläuft, musste kürzlich sogar ein Tempolimit für die Züge angeordnet werden, weil eigentlich eine Grundinstandsetzung ansteht.

Ein offizieller Vorstandsbeschluss der Deutschen Bahn zu einer Verlegung steht seit Jahren aus - obwohl die Stadt darauf fest baut. So gibt es beispielsweise eine Eckpunkte-Vereinbarung zur künftigen Bebauung der Neuen Mitte. Vertreter der Stadt, der Grundeigentümer und auch der Bahn hatten die Vereinbarung Anfang 2010 unterzeichnet. Im Juli 2010 werde der Vorstandsbeschluss zur Verlegung erfolgen, hieß es damals. Was dann allerdings nicht passierte. In der Stadtentwicklungsbehörde geht inzwischen der geflügelte Spruch um, wonach "die Bahn im Sommer entscheidet". Die Frage sei nur, in welchem Jahr dies sein werde.

Wie berichtet, hatten sich Politiker aus Bürgerschaft und Bezirksversammlung angesichts dieser zögerlichen Haltung jüngst verärgert gezeigt, weil die Pläne für den neuen Stadtteil immer konkreter werden, während die Bahn die Stadt weiter im Unklaren lasse.

Für Anwohnervertreter im sogenannten Koordinierungsgremium, das die Planung begleiten soll, war die zögerliche Haltung seitens der Bahn sogar Anlass genug, einen vorläufigen Planungsstopp zu fordern. Der kürzlich vorgestellte Masterplan umfasse das gesamte Gebiet, mithin könne der neue Stadtteil nicht aus einem Guss geplant werden, wenn eine wesentliche Voraussetzung dafür fehle, hieß es in der Forderung für ein Moratorium, das Zeit für weitere Entscheidungen bringen soll.

Doch das lehnt Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau (SPD) ab, wie sie jüngst sagte. Die Planungen für die Neue Mitte seien von Anfang an so ausgelegt gewesen, dass das Baugebiet in zwei Abschnitten realisiert werden könnte. Stadtplaner ihrer Behörde wiesen zudem darauf hin, dass an den geplanten Wohnblöcken in der Nähe der Fernbahngleise schon jetzt ein Lärmschutz vorgeschrieben sei. Im ersten Abschnitt mit einer Fläche von rund 13 Hektar könnten rund 1600 Wohnungen gebaut werden. Ein Drittel von ihnen sollen Sozialwohnungen werden, ein weiteres Drittel soll dem frei finanzierten Mietwohnungsbau vorbehalten sein und ein Drittel Eigentumswohnungen.

Derzeit beraten die politischen Gremien der Stadt über den Masterplan für die Neue Mitte. Dieser Plan stellt eine erste Grobplanung für den neuen Stadtteil dar: So wird darin zwar noch nicht die Fassadengestaltung vorgeschrieben - aber schon die voraussichtlichen Blockstrukturen und Gebäudehöhen. Geplant ist eine Bebauung, die sich an den angrenzenden Stadtteilen orientiert - mit fünf bis sieben Geschossen. Vorgesehen ist laut Masterplan zudem eine neue Stadtteilschule für 150 Schüler pro Jahrgang sowie rund 600 Kita-Plätze. "Mittelfristig" sieht der Masterplan auch eine eigene S-Bahn-Station in Ottensen vor.

Die Bezirksversammlung Altona hat dem Plan bereits zugestimmt, in der Bürgerschaft wird er voraussichtlich noch im März behandelt. Im Anschluss soll er in konkrete Bebauungspläne umgesetzt werden. Die ersten Bauarbeiter, so der bisherige Zeitplan, könnten schon im kommenden Jahr loslegen.