Im Amadée zaubert ein alter Bekannter: Olaf Niemeier (früher Fusion/Hotel SIDE), kocht jetzt in Altona tolle Gerichte mit der besonderen Note - auch mittags.

HAMBURG. Natürlich klingt Amadée nach Amadeus, Mozart und Österreich - aber davon darf sich niemand beirren lassen: Im neuen Restaurant an der Max-Brauer-Allee kocht Olaf Niemeier zwar auch famose Austria-affine Küche, aber nicht nur. Und wenn, dann gibt er den Gerichten oft eine anständige Portion Asien mit. So herrlich exotisch-aromatisch veredelt hat man Tafelspitz noch nicht gegessen: als Salat und Teil der Vorspeisenvariation (19 Euro für zwei) oder als Hauptgang auf Lauchragout im Sud mit Apfel-Meerrettich-Kompott (17 Euro, Hauptgerichte 13 bis 23 Euro).

Für die Altonaer - und die vielen Genießer, die gut beraten sind, von überall her ins die frühere Laurent und Stocker zu kommen - ist es ein Glücksfall, dass Niemeier jüngst seinen Posten als Küchenchef des Fusion (Hotel SIDE) verlassen hat: Der 49-Jährige bringt den guten Geschmack zwar nicht der ganzen großen weiten Welt ins Viertel, aber immerhin den aus China, Hongkong, Taiwan und Indien. Dort sowie in London, New York und Boston hat der gebürtige Rheinländer 15 Jahre lang gearbeitet, bevor er in Hamburg seine neue Heimat fand.

"Chef Pablo" nennt man ihn in Asien voller Bewunderung, weil seine magischen kulinarischen Kompositionen an die Bilder des genialen Malers Picasso erinnern. Bildschön ist zudem der lauschige Garten an der Rückseite des Restaurants, den Amadée-Inhaberin Karin Wege (betreibt auch die Ottenser Weinstube Zur Traube und Hamburgs bestes Kneipenrestaurant Blaue Blume in Altona-Nord) ansprechend hat aufhübschen lassen. In dem unerwartet stillen Hinterhof schmecken Lachstartar mit Orangen-Ingwer-Dressing an Rucola-Salat oder die klare Zitronengras-Rinderbrühe mit Ochsenschwanz-Praline (Vorspeisen/Suppen 7 bis 12 Euro) noch mal so gut.

Schon ein Klassiker, der nie von der Karte verschwinden darf, ist das Duo vom geschmorten Kalbsbäckchen und Milchkalbrücken auf gebratener Kräuterpolenta an Rotweinschalotten; so zart, wie das Schmorfleisch auf der Zunge zergeht, hat es größtes Suchtpotenzial. Fischfans werden mit einem Zanderfilet in Sesam-Nuss-Kruste samt Schmortomaten-Ragout und Spinat in süß-saurem Pilzsud glücklich, Vegetarier mit dem günstigsten Hauptgericht: gebackene Aubergine und Zucchini-Lasagne auf Karotten-Ingwer-Schaum. Zu Pflichtgerichten sollten die Desserts Topfen-Kaiserschmarrn mit Sauerrahm-Eis und Ananas-Kokosnuss-Relish sowie die raffiniert erfrischende Tequila-Mousse mit marinierten Limonen-Stückchen.

Jenseits von Koriander & Co. kann Niemeier auch ganz klassisch (Wiener Kalbsschnitzel mit Speck-Kartoffel-Salat) und mediterran inspiriert (gegrilltes Lachssteak auf sonnengetrockneten Tomaten, Artischocken und schwarzen Oliven mit Linguine in Zitronengras-Reduktion) - und der kompetente Service kann dazu einen der vielen exzellenten Weine empfehlen (Schwerpunkt Österreich, 16 offene ab 3,40 Euro für das Achtel, Flaschen ab 25 Euro).

Viele Gerichte - die Berufstätigen in der Gegend wird es freuen - werden auch zügig zur Mittagszeit von 12 bis 15 Uhr serviert.

Ein bisschen original Niemeier können Genießer übrigens auch mitnehmen: Die von ihm patentierten, im Fusion zu legendärem Ruhm gelangten Chutneys "Chef Pablo's Cranberry Ketchup, Chili Marmelade und Wok Sauce" finden jetzt im Amadée ihre Abnehmer.

Amadée Montag bis Freitag 12 bis 15 Uhr, täglich ab 18 Uhr, Küche bis 23 Uhr, Max-Brauer-Allee 80 (Bus 15, 20, 25, 183), T. 040/98 23 93 30; www.restaurant-amadee.de