Im Zeitalter der Fotoflut gehen Erinnerungen an frühere Gepflogenheiten ganz gern mal verloren. In der Handelskammer ist derzeit eine Ausstellung zu sehen, die vieles wieder ins Gedächtnis ruft, was bis Ende der 1960er Jahre gang und gäbe war: Wer damals gute Werbung brauchte, beauftragte einen fähigen Grafiker wie Günther T. Schulz, der jahrzehntelang gut im Geschäft war.

Zweifelsfrei war dieser Zeichner, der etlichen deutschen Zigarettenmarken im Nachkriegsdeutschland zu einem unverwechselbaren Image verholfen hat, ein Künstler. Auch wenn die Qualität der einzelnen Lifestyle-Kampagnen schwankt, hat Schulz teilweise eine sehr spannende, moderne Bildsprache entwickelt.

Für die Marke Muratti Ambassador beispielsweise riskierte er gewagte Perspektiven, die dezent überlange, in einer Schräge angelegte Hauptfigur in existenzialistisches Schwarz gekleidet, die zweite dahinter stets als Nebensache halb verdeckt, und ringsherum sehr viel weiß. Es muss viel Überzeugungsarbeit gekostet haben, eine so innovative Bildsprache zu etablieren.

Dagegen sehen die Kampagnen für Peer Export oder Astor schrecklich bunt und schrecklich alt aus, selbst wenn sie handwerklich gut gezeichnet sind. Geradezu umwerfend gut ist die Illustration eines Plattencovers für Herbert von Karajan: Aus wenigen farbigen Streifen hinter der Figur entwickelte Schulz mit sehr viel weiß und wenigen kantigen Linien ein geniales Porträt des genialen, eitlen Maestro.

Und unter den norddeutschen Landschafts-Aquarellen findet sich viel Akzeptables und einige Juwelen freier künstlerischer Entfaltung.

„G.T.S. – ein Markenzeichen“ bis 18.8., montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags bis 16 Uhr, Handelskammer, Adolphsplatz 1, Eintritt frei