Hamburg.

Die besten Geschichten liegen auf der Straße. Gute Autoren wissen das. Auch die besten Motive zeigen sich oft auf der Straße – dachte sich das Goethe-Institut. Und lud je fünf Straßenfotografen in Italien und Deutschland ein, den besonderen Charakter ihrer Städte und Bewohner in Bildern einzufangen. Alltag also.

„Via!“ – Straßenfotografie von Hamburg bis Palermo, so der Titel der Ausstellung, war im Vorjahr im Museo di Roma in Trastevere zu sehen. In diesem Sommer nun zeigt das Istituto Italiano di Cultura in Harvestehude eine Auswahl des Bilderkanons. Das Ziel, mit den Mitteln der Straßenfotografie ein Jahr lang besondere Momente zwischen Hansestadt und Siziliens Metropole zu dokumentieren, wird auch hier deutlich. Dafür hat Kurator Fabian Schreyer, einer der deutschen Fotokünstler, mehr als 30 Motive platziert.

Im Kontext sind fotografische Handschriften und einzelne Erzählstränge derart miteinander verknüpft, dass Schnittmengen und Unterschiede zwischen beiden Ländern sichtbar werden. So zeigen zwei nebeneinanderhängende Motive Schreyers die Ästhetik von Waden – zum einen Damenbeine in Pumps in Venedig, zum anderen Männerbeine mit Tattoo in Lederhosen beim Münchner Oktoberfest. Nie sind es gestellte Fotos, stets Ergebnisse von Beobachtungsgabe, Reaktionsschnelligkeit und Zufall. In Berlin hat der Hamburger Siegfried Hansen einen Mann von hinten abgelichtet, der einer Frau den Weg weist – kurioserweise trotz angewinkelten Armes.

Manche der italienischen Kollegen haben bewusst auf Schwarz-Weiß gesetzt, etwa Stefano Mirabella mit einer Frau im römischen Regen oder Mary Cimetta mit einem Bild von (kräftigem) Mann mit Kind um den Hals im Adria-Ort Cervia. Und Giorgio Scalici spielt mit Licht und Schatten, indem er einen durch die Luft fliegenden Straßenfußballer in der Abendsonne von Siziliens Hauptstadt Palermo zeigt.
Nur ein Hamburg-Motiv sucht man im Istituto Italiano vergeblich. Immerhin ist ein 20-minütiges Video mit Fotografen-Interviews abrufbar.

„Via!“ bis 8.9., Mo-Do, 9.00-13.00, 14.00-16.00, Fr 9.00-13.00 sowie n. Vereinb., Istituto Italiano di Cultura (U Hallerstraße, Bus 15, 109), Hansastr. 6, Eintritt frei,
T. 39 99 91 30; www.iicamburgo.esteri.it