Jazz & Kunst. Echo-Jazz-Preisträger Joachim Kühn ist auch Maler. Die Fabrik der Künste zeigt seine Werke

Am liebsten würde er jeden Tag zehn Stunden lang Klavier spielen. Und dann zehn Stunden lang malen. Und auch noch eine Zeit lang auf dem Saxofon improvisieren. Für Joachim Kühn ist ein 24-Stunden-Tag zu wenig. Zu viel Energie steckt in dem 73 Jahre alten Jazzmusiker, doch er findet Wege, um sie herauszulassen.

Gerade war er in Berlin, um gemeinsam mit seinem Bruder Rolf zu musizieren, bis Freitag bleibt er in Hamburg, weil in der Fabrik der Künste seine Bilder ausgestellt werden und er in Hammerbrook ein Solokonzert spielt, dann geht es wieder kurz zurück nach Ibiza, wo er lebt. Von dort fliegt er nach Südfrankreich, um das nächste Album mit seinem Trio aufzunehmen. Am 1. Juni ist Kühn wieder in Hamburg, um seinen insgesamt vierten Echo Jazz in Empfang zu nehmen.

Als Weltklasse-Pianist wird Kühn seit Ende der 60er-Jahre gefeiert. Dass er auch ein ausdrucksstarker Maler ist, wissen dagegen die wenigsten. Ausgelöst wurde die Passion für die bildende Kunst durch Daniel Humair, der mehr als 30 Jahre lang Schlagzeuger in seinem Trio war und selbst ein anerkannter Maler ist. Mitte der 80er-Jahre schleppte Humair den Pianisten durch Pariser Museen und Galerien; als Kühn dann auf Ibiza sein Domizil aufschlug, griff er selbst zu Pinsel und Farbe.

„Ich habe anfangs viel herumexperimentiert, aber nach etwa zwei Jahren allmählich zu meinem Stil gefunden“, erzählt Kühn. Seine Bilder sind abstrakt, aber es finden sich meistens Noten auf den Acrylmalereien. So, wie er am Flügel improvisiert, so offen geht er auch in der Gestaltung seiner Bilder vor. Mehr als 500 Werke existieren bereits, etwa 100 davon sind vom 10. bis zum 21. Mai in der Fabrik der Künste zu sehen. „Und weil ich dazu auch noch ein Konzert geben kann, passt das perfekt“, sagt der Ausnahmepianist. Oft sind seine Malereien noch nicht gezeigt worden, denn Kühn malt nicht für den Kunstbetrieb, sondern vor allem für sich selbst – als weitere künstlerische Ausdrucksform neben dem Jazz. Wenn jetzt nur noch die Tage länger wären.

Joachim Kühn Vernissage Mi 10.5., 19.00, Fabrik der Künste (Bus 112), Kreuzbrook 12; bis 21.5., Di–Fr 15.00–19.00, Sa/So 12.00– 18.00 Konzert Do 11.5., 20.00, Fabrik der Künste, Eintritt 25,-; fabrikderkuenste.de