Theater . Schauspieler Kai Maertens ist mit der Uraufführung des Stücks in seine Heimatstadt zurückgekehrt

Eigentlich war er nie ganz aus Hamburg weg. Alle zwei Wochen setzte Kai Maertens sich in den Zug oder in den Bus, um zu den Heimspielen des FC St. Pauli zu fahren. „Ich habe seit 30 Jahren eine Dauerkarte“, sagte der Fußball-Fan, der selber mal mit dem Thalia-Team deutscher Meister der Theatermannschaften war. Drei Jahre lang hat Maertens in Berlin gelebt und dort am Renaissance- und am Schlosspark-Theater gespielt und zwischendrin immer mal wieder für Film und Fernsehen gearbeitet. Seit einem halben Jahr ist er zurück in seiner Heimatstadt und nach St. Pauli gezogen. „Entlüften ist von Zeit zu Zeit ganz gut, das Zurückkommen ist umso toller.“

Sein erstes größeres Engagement hat den 58 Jahre alten Schauspieler ans Altonaer Theater geführt, wo er in Eva Hosemanns Regie in „Tabu“ den Anwalt Konrad Biegler spielt. „Tabu“ basiert auf einem Roman Ferdinand von Schirachs, der in Altona uraufgeführt wurde. In einer dramaturgisch klug gebauten Inszenierung glänzt Maertens als schlagfertiger Jurist, der in sein Spiel eine Reihe pointiert erzählter Exkurse einbaut, in denen er auch sein komisches Talent zeigt. Maertens kommt aus einer Theater-Dynastie: Großvater Willy war Intendant am Thalia, Vater Peter gehört dort zum Ensemble, sein Bruder Michael ist auf den Bühnen in Zürich und Wien zum Star geworden, Schwester Miriam startet auch in Zürich durch. Kai Maertens sagt von sich, dass er kein Schauspielgenie sei, doch für eine ordentliche Karriere als freier Schauspieler und Regisseur hat es gereicht. Schon 1993 ist er aus dem Ensemble am Thalia unter Jürgen Flimm ausgestiegen, um aus den hierarchischen Strukturen eines Staatstheaters zu kommen. Maertens ist ein Freigeist, der seine Meinung sagt – was nicht überall gut ankommt.

„Theater ist mir heilig“, sagt er, obwohl damit nicht so viel Geld zu verdienen ist wie mit Film oder Fernsehen. „Ich möchte mit guten Leuten gute Geschichten erzählen“, lautet sein Credo. Ein Projekt plant er sein langer Zeit mit Namensvetter Günter Märtens, dem Bassisten der Rhythmus Boys. Bis zum 8. April aber geht’s Maertens um die Wahrheit – als Anwalt.

„Tabu“ bis 8.4., Altonaer Theater (S Altona), Museumstraße 17, Karten ab 16,- unter
T. 39 90 58 70; www.altonaer-theater.de