Wenn Karsten Müller im Barlach Haus eine Ausstellung kuratiert, dann ist die „Nuss“ oft nicht ganz leicht zu knacken. Künstler, die ihn interessieren, haben meist eine besondere, aus dem allgemeinen Kanon etwas ausscherende Formensprache entwickelt, und sie lassen sich trotzdem erstaunlich gut und schlüssig mit den Skulpturen von Ernst Barlach in einen Dialog bringen.

Ein solcher Künstler ist auch der Schweizer Maler Karl Ballmer, dessen Werk nun in Groß Flottbek zum ersten Mal seit 85 Jahren wieder in Hamburg ausgestellt wird. 16 Jahre lebte Ballmer in dieser Stadt, bis er 1938 zurück in die Schweiz ging. Für kurze Zeit war er Mitglied der Hamburgischen Sezession, hatte aber schon in den 1920er Jahren einen eigenen Stil entwickelt.

Zuvor hatte er sich als Privatgelehrter und anthroposophischer Aktivist intensiv mit Rudolf Steiner auseinander gesetzt. Karl Ballmer, sagt Karsten Müller, der Direktor des Barlach-Hauses, „wollte etwas Ideelles hinter seinen Bildern aufrufen, sich ins Metaphysische hineinmalen.“ Ähnlich wie der norwegische Maler Edvard Munch suchte Ballmer nach der geistigen Substanz der Welt.

Als Maler wolle man „die ganze Welt in fließende strömende Farbe auflösen. Aus dieser Welt (...) soll zuletzt wiederum der Mensch entstehen“, sagte er mal in einem kunsttheoretischen Vortrag. Und so könnte man auch seine eher flächigen, manchmal wie Architektur gebauten Bilder beschreiben, die aber vor allem dadurch lebendig und kraftvoll werden, dass sich die fließend aufgetragenen Farben zueinander fügen. Figuren wirken in seinen Bildern oft wie in Umrissen oben draufgesetzt, durchscheinend für das, was darunter liegt.

„Kopf und Herz“: Karl Ballmer Ernst Barlach Haus, Baron-Voght-Straße 50a, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr, Eintritt 7, ermäßigt 5 Euro; die Ausstellung läuft bis zum 18.6.