Kabarett. Kabarettist Henning Venske blickt von heute an im Lustspielhaus aufs Jahr 2016 zurück. 2018 hört er auf

Die sogenannte Flüchtlingskrise und unser Umgang damit, der Brexit, die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten, der Populismus als solcher – an Themen für Satiriker herrschte 2016 wahrlich kein Mangel. „Ob es für Kabarettisten ein gutes oder ein schlechtes Jahr war, diese Frage stellt sich nicht“, sagt Henning Venske. Nachdem diverse Jahresrückblicke mitsamt Shows im Fernsehen wieder einmal vorschnell schon Anfang Dezember versendet worden sind, schlägt für Venske vom heutigen Montag an in Alma Hoppes Lustspielhaus wieder die Zeit der Abrechnung. So läuft das seit Januar 1997 alljährlich im Eppendorfer Kabarett-Theater.

„Bis auf die Atomenergie sind die Themen doch seit 2500 Jahren gleich“, meint Venske. „Krieg und Frieden, Armut und Reichtum, Krankheit und Gesundheit.“ Wenn sich Hamburgs langlebigste Lästerzunge jedoch sagt „Das war’s! War’s das?“, kommen im gleichnamigen Programm garantiert Dinge zur Sprache, die 2016 mancherorts offiziell lieber verschwiegen worden sind. „Die Aufgabe von uns Kabarettisten ist es, für Themen und Probleme neue Ansätze zu finden“, erläutert der Altmeister der Politsatire, von 1985 bis 1993 auch Mitglied und Autor der Münchner Lach- und Schießgesellschaft.

Der 77-Jährige zielt trotz bewährter Rubriken wie „Die Lallbacken des Jahres“ weniger auf schnelle Lacher, die Rundumschläge des scharfsinnigen und -züngigen Kabarettisten gleichen meistens einer umfassenden Analyse getreu seiner Maxime: „Ich möchte weder regieren noch regiert werden.“ Das ist nur ein markanter Unterschied zu den weichgespülten Comedy-Köpfen.

Nach Ende der Zusammenarbeit mit seinem Freund und Kollegen Jochen Busse in zwei Duoprogrammen spielt und spottet Venske die meiste Zeit solo, zuletzt mit seinem neuen Programm „Satire – gemein, aber nicht unhöflich“. Umso mehr freut sich sogar ein „gelernter Misanthrop“ wie Venske, dass er in den nächsten Wochen wieder mit Frank Grischek auftritt. Der Ak­kordeonvirtuose mit der komischen Stoiker-Miene, der Venske schon als „Altenpfleger auf Ein-Euro-Basis“, „Not leidender Banker“ oder Flüchtling diente, taugt nicht bloß als Watschenmann. Er hat das Programm vorab abgesegnet. Schließlich sollen Grischeks Musikstücke auch einen Kontrapunkt im Satireduo bilden.

„Wir sind die Guten“ sei ein ironischer Leitsatz beim neuen Jahresrückblick, verrät Venske. Grischek, den der Kabarettist vor 15 Jahren praktisch vom Tresen des Lustspielhauses weg engagiert hatte, ist und bleibt für ihn aber der Beste. Nach ihrer diesjährigen bundesweiten Jahresrückblickstournee werden sie nur 2018 noch mal zusammenarbeiten. „Ende nächsten Jahres höre ich auf“, kündigt Venske an. „Es macht für mich keinen Sinn mehr, noch mit 80 auf der Bühne zu stehen. Ich will nicht mehr so viel Zeit in aktuelle Sachen investieren.“ Manchen wird was fehlen. Das war’s dann wirklich.

„Das war’s! War’s das?“ Premiere Mo 2.1., 20.00, bis 14.1. (außer 9.1.), Lustspielhaus
(U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 10,- (erm.) bis 27,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de, www.venske.de