Das Klima ist heiß, die Menschen sind freundlich. Für den Erfolg sind persönliche Kontakte unverzichtbar, sagt Jan Thomas Swadzba.

Der erste Eindruck, den Jan Thomas Swadzba von Malaysia hatte, war schweißtreibend. Die tropischen Temperaturen sind für Mitteleuropäer einfach gewöhnungsbedürftig. "Beruflich ist das jedoch kein Problem", sagt der 44-Jährige. "Da wechselt man vom klimatisierten Büro ins klimatisierte Auto und von dort direkt ins nächste kühle Büro." Keine Gefahr also, irgendwo völlig verschwitzt erscheinen zu müssen.

Den klimatischen Wechsel erlebte Swadzba auch deshalb so intensiv, weil das malaysische Malacca, wo er als Chief Financial Officer für den Chiphersteller Infineon tätig und zusätzlich für das Controlling des Schwesterwerks im indonesischen Batam verantwortlich war, nicht sein erster Auslandseinsatz war. Zuvor hatte er bereits drei Jahre in Schweden gearbeitet. "Und von Skandinavien - ohne Zwischenstopp in Deutschland - nach Südostasien, das war schon ein starker Kontrast."

Da er im Laufe seiner beruflichen Laufbahn, die ihn von Hamburg nach China geführt hatte, bereits Asienerfahrung sammeln konnte, war die Eingewöhnung darüber hinaus nicht weiter schwierig, erzählt Swadzba.

Den allgemeinen Umgangston beschreibt er als offen und wenig förmlich. "Malaysische Ehrentitel sind wichtig, der ,Datuk' zum Beispiel, der für besondere gesellschaftliche oder wirtschaftliche Leistungen verliehen wird." Auch akademische Titel sollten beachtet werden. Ansonsten jedoch werde im täglichen Kontakt gern auf den Vornamen zurückgegriffen. "Oder auch auf Abkürzungen. Ich zum Beispiel war J.T. - der Name Swadzba geht Asiaten einfach nicht so leicht über die Zunge. Das ist schon in Deutschland kompliziert genug."

Eine Besonderheit Malaysias ist die multikulturelle Gesellschaft, "die sich aus 65 Prozent Malaien, 26 Prozent Chinesisch- und acht Prozent Indischstämmigen plus ein Prozent sonstigen Nationalitäten zusammensetzt", erklärt Swadzba. "Englisch ist aber glücklicherweise weit verbreitet und zudem gängige Business-Sprache." So ergeben sich aus der kulturellen Vielschichtigkeit im Berufsalltag nur wenige sprachliche Probleme.

Was den jeweiligen religiösen Hintergrund angeht, also den täglichen Umgang mit Muslimen, Buddhisten, Konfuzianern, Hindus, Sikhs und Christen, lohnt es sich allerdings, etwas genauer hinzusehen. Besonders da Gesten, die Deutschen harmlos erscheinen, wie etwa die Beine übereinanderzuschlagen, unter Umständen zu Verstimmungen führen können. Jedenfalls sobald die Schuhsohle auf einen Muslim zeigt. Warum? "Die Sohle gilt als unrein", erläutert Swadzba.

Auch die Essenszubereitung kann heikel werden, sobald Fleisch im Spiel ist: Schwein, Rind, selbst Lamm kann für bestimmte ethnische Gruppen tabu sein. "Im Zweifel Hühnchen servieren", weiß Swadzba. "Das geht immer."

Da in Malaysia, wie überall in Asien, das Beziehungsgeflecht eine große Rolle spielt, gehört der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses mehr oder weniger zum Job - und das geht besonders gut über gemeinsame Abend- oder Mittagessen. "Golfspielen ist eine weitere gute Möglichkeit zum Beziehungsaufbau." Auch im Berufsalltag wird dem persönlichen Kontakt ein hoher Stellenwert zugemessen und so rät Swadzba: "Statt auf zeitsparende Telefon-Konferenzen zu setzen, ist es wesentlich besser, selbst zu Meetings zu erscheinen." Dass auf diese Weise vermeintlich die Effizienz leide, kann er nicht bestätigen. "Das ist gut investierte Zeit. Hinterher läuft alles umso besser." Tatsächlich sogar manchmal besser als in Deutschland. "In Malaysia herrscht eine ausgeprägte ,Can-do'-Mentalität, dafür gibt es sogar einen eigenen Begriff: ,Malaysia Boleh'. Wenn ich etwa frage: ,Kriegen wir das hin?', kommt meist prompt die Antwort ,Can!'."

Swadzbas Zeit in Malacca ist im Juli nach gut dreieinhalb Jahren zu Ende gegangen. Seit August ist er als sogenannter Senior Director Corporate Audit in München tätig. Rückblickend sagt er: "Wer das Klima und das Essen mag, lebt in Malaysia richtig gut. Die Lebenshaltungskosten sind gering, es gibt viel zu sehen und die Menschen sind warmherzig und offen." Nur die Organisation des täglichen Lebens könne zeitaufwendig sein. Gerade in kleineren Orten ist die Infrastruktur nicht sehr ausgeprägt. Statt in einem Supermarkt alle Einkäufe erledigen zu können, sind hier mehrere Gänge gefragt, bis hin in die Hauptstadt oder gar bis nach Singapur. Das sei für den Entsandten selbst weniger ein Problem, weiß Swadzba. "Für uns ist es egal, aus welchem Büro wir abends spät nach Hause kommen - nur für die Familienmitglieder kann es zu einer Herausforderung werden."

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