Vorstand und Betriebsrat der Baumarktkette einigen sich auf Sozialplan. 220 Arbeitsplätze fallen im Saarland durch Umzug an die Elbe weg

Hamburg. Die Baumarktkette Praktiker hat eine wichtige Hürde für den Umzug des Konzerns vom saarländischen Kirkel nach Hamburg genommen. Das Management habe sich mit dem Betriebsrat auf einen "Interessenausgleich" für die Beschäftigten geeinigt, teilte das Unternehmen gestern mit. Gleichzeitig wurde ein Sozialplan für den geplanten Abbau von voraussichtlich 1400 der 10 800 Arbeitsplätze in Deutschland erstellt, der auch die Aufgabe von 30 unrentablen Praktiker-Märkten miteinschließt.

Die bereits angelaufene Zusammenlegung der bisher zwei Zentralen von Praktiker und seiner Tochter Max Bahr zu einer Einheit in Hamburg soll nun bis September abgeschlossen sein. Sie ist Teil der geplanten Sanierung der Kette, die schon länger in den roten Zahlen steckt. Zu hohe Rabatte ("20 Prozent auf alles!") und eine verfehlte Werbestrategie haben das Unternehmen an den Rand des Ruins getrieben.

Für die saarländischen Beschäftigten ist die Aufgabe des Standorts Kirkel besonders bitter. Mit dem Umzug sollen rund 220 der derzeit noch 620 Vollzeitarbeitsplätze am bisherigen Konzernsitz komplett gestrichen werden, wie ein Praktiker-Sprecher dem Abendblatt sagte. Etwa die gleiche Zahl an Mitarbeitern könnte in die neue Hamburger Zentrale umziehen, die in der Nähe der Tochter Max Bahr in Wandsbek liegen soll. In der Hansestadt sollen dementsprechend künftig 450 statt bislang 230 Beschäftigte arbeiten.

Im Saarland werden zunächst noch 180 Mitarbeiter etwa aus IT und Rechnungswesen verbleiben. Diese sollen künftig aber ebenfalls nicht mehr bei Praktiker arbeiten, sondern zu Vertragspartnern der Baumarktkette wechseln. Mit wem der Konzern bei diesem Outsourcing zusammenarbeiten will, steht bislang noch nicht fest.

+++ Praktiker-Sanierung könnte Max Bahr belasten +++

Der nun vereinbarte Sozialplan regelt unter anderem die Höhe der Abfindung für jene Mitarbeiter, die im Zuge der Sanierung ihren Arbeitsplatz verlieren werden. So soll nach Abendblatt-Informationen beispielsweise ein Mitarbeiter, der zehn Jahre bei Praktiker beschäftigt war und 2300 Euro brutto monatlich verdiente, eine Abfindung von 11.000 bis 12.000 Euro erhalten. Der Interessenausgleich sieht zudem Umzugshilfen für die saarländischen Beschäftigten vor, die nach Hamburg wechseln werden. So übernimmt der Konzern beispielsweise für eine gewisse Zeit die Kosten für eine Zweitwohnung in der Hansestadt.

"Wir haben den Arbeitnehmervertretern einiges abverlangt", sagte der Personal- und Restrukturierungsvorstand von Praktiker, Josef Schultheis, nach den Verhandlungen mit dem Betriebsrat. Trotz großer Interessengegensätze habe man aber "ein Ergebnis erzielt, das dem Ernst der Lage gerecht wird und von der gemeinsamen Verantwortung für den Fortbestand des Unternehmens getragen ist".

+++ Praktiker hofft auf Umsätze in Deutschland +++

Die Gewerkschaft Ver.di, die den Betriebsrat bei den Verhandlungen beriet, kritisiert den Konzernumbau hingegen weiterhin scharf. "Der Umzug nach Hamburg ist für das Management nur ein einfacher Weg, um möglichst viele Mitarbeiter loszuwerden", sagte die zuständige Fachbereichsleiterin Steffi Recknagel dem Abendblatt. Zwar sei allen Mitarbeitern in Kirkel offiziell ein vergleichbarer Arbeitsplatz in der Hansestadt angeboten worden, doch intern kalkuliere das Unternehmen damit, dass nur ein Bruchteil der Beschäftigten dies annehmen werde.

"Viele Mitarbeiter können aus familiären Gründen nicht nach Hamburg ziehen und verlieren deshalb nun ihren Arbeitsplatz. Das ist eine Katastrophe für die Betroffenen." Den jetzt ausgehandelten Sozialplan habe man notgedrungen akzeptieren müssen, um überhaupt etwas für die Mitarbeiter in der Hand zu haben. Die Gewerkschaft hatte dem Vorstand zuletzt einen eigenen Plan für die Umstrukturierung vorgelegt, war damit bei Konzernchef Thomas Fox aber auf Granit gestoßen.