Palma. Die Balearen-Regierung hat 25.000 Touristen zum Verlassen von Mallorca aufgerufen. Viele Hoteliers wollen erst im Juni wieder öffnen.

  • Der Shutdown in Spanien hat auch auf Mallorca das öffentliche Leben zum Erliegen gebracht
  • Die meisten Geschäfte, Bars, Restaurants bleiben geschlossen, die Bewegungsfreiheit ist stark eingeschränkt
  • Die Balearen-Regierung rief 25.000 Touristen zum Verlassen der Inseln auf
  • Auf Mallorca hat es bislang einen Coronavirus-Todesfall gegeben: Eine 59 Jahre alte Frau, die an Vorerkrankungen litt, ist verstorben
  • Viele Hoteliers bangen nun um ihre Existenz
  • Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol hat von der spanischen Zentralregierung die Genehmigung sofortiger Einlasskontrollen für Reisende gefordert

„Gehen Sie bitte nach Hause“, tönt es aus dem Lautsprecher eines Streifenwagens, der im Zentrum von Palma de Mallorca patrouilliert. „Der Aufenthalt im Freien ist nicht gestattet.“ Die Ansage richtet sich an mehrere vereinzelte Spaziergänger, die den sonnigen Vormittag nutzten, um durch die schöne Altstadt der Inselhauptstadt flanieren.

Mit Spaziergängen, Ausflügen und entspannenden Urlaubsaufenthalten ist es auf der ansonsten so lebendigen Baleareninsel vorerst vorbei. Seit Sonntagmorgen trat in ganz Spanien eine Ausgangssperre in Kraft, um die massive Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Sie gilt auch für die hunderttausenden ausländischen Urlauber, die sich derzeit auf Mallorca und in anderen Ferienhochburgen Spaniens befinden. Für alle, die mit Tourismus zu tun haben, bedeutet das einen großen Stresstest.

Coronavirus auf Mallorca: Urlauber sollen in die Heimat zurückkehren

Am Dienstag verschärfte sich die Lage weiter. Die Regionalregierung der Balearen rief alle rund 25.000 auf Mallorca und den anderen spanischen Inseln noch verbliebenen Touristen dazu auf, schnellstmöglich in ihre Heimat zurückzukehren. Es mache keinen Sinn, dass die Menschen in den Hotels eingesperrt blieben, sagte Regionalpräsidentin Francina Armengol am Dienstag in einem Interview des Radiosenders „Cadena Ser“.

Man arbeite an einer „Operation Rückkehr“ für alle ausländischen und spanischen Besucher der Inseln, sagte sie. Wie andere Regionen Spaniens erwägen auch die Balearen, einige Hotels zu Krankenhäusern umzufunktionieren.

Armengol appellierte außerdem erneut an die Zentralregierung, die Schließung aller Häfen und Flughäfen der Balearen anzuordnen. Mit dieser Maßnahme wäre es „viel einfacher“, die Coronavirus-Epidemie zu bekämpfen, beteuerte sie. Die Behörden zählten auf den Balearen bisher bereits mehr als 70 Menschen, die sich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert haben.

Am Montag waren bereits 25 Sonderflüge von den Balearen-Flughäfen vor allem Richtung Deutschland und England gestartet. Gleichzeitig wurden aber nach Behördenangaben auch 67 reguläre Flüge storniert. Die Streichungen und Überbuchungen hätten vor allem auf dem Flughafen von Palma de Mallorca beträchtliche Sorge und Unruhe unter Touristen ausgelöst, die zurück in die Heimat wollten, berichtete die Regionalzeitung „Diario de Mallorca“.

Das Auswärtige Amt startete eine Rückholaktion für Tausende Deutsche, die wegen Reisebeschränkungen in der Coronavirus-Krise im Ausland festsitzen. Dafür werden nach Angaben von Außenminister Heiko Maas bis zu 50 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Die Coronavirus-Ausgangssperre in Spanien gilt zunächst für zwei Wochen. Es muss jedoch – angesichts der unkontrollierten Ausbreitung des Coronavirus – mit Verlängerung gerechnet werden. Damit dürfte der Osterurlaub auf Mallorca, auf den Kanarischen Inseln oder an der spanischen Festlandküste ins Wasser fallen. Eine Ferienreise nach Spanien ist unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich.

Eine Branche steht vor dem Ungewissen. Im milden Monat März kamen im vergangenen Jahr mehr als fünf Millionen ausländische Touristen nach Spanien. Nun hagelt es Stornierungen, Absagen – oder es kommt gar nicht erst zur Buchung.

Coronavirus forderte auch auf Mallorca ein Todesopfer

Am vergangenen Donnerstag war zum ersten Mal ein mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 infizierter Mensch auf Mallorca gestorben. Die 59 Jahre alte Frau sei in der Nacht zum Donnerstag im Universitätskrankenhaus Son Espases in Palma ums Leben gekommen, teilten die zuständigen Behörden der spanischen Urlaubsinsel mit. Die Patientin hatte den Angaben zufolge Vorerkrankungen.

Spanien registrierte am Dienstag einen Anstieg um fast 2000 Fälle auf über 11.000, von denen bislang knapp 500 tödlich verliefen. Die spanische Hauptstadt ist besonders von der Pandemie betroffen.

Der Alarmzustand, der seit Samstag gilt, ist die dritthöchste Notfallstufen, die in der spanischen Verfassung festgehalten sind. Er war bisher in Spanien nach der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1975 nur einmal ausgerufen worden: 2010 wegen eines Fluglotsenstreiks.

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(joe/ze)