Berlin. Die Angst vor dem Coronavirus führt dazu, dass die Menschen weltweit ihr Verhalten ändern – das gilt auch für die Begrüßungsrituale.

Es war ein besonders prominentes Beispiel: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Montag einen Korb geholt, als sie Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) zur Begrüßung wie gewohnt die Hand hinstreckte. Seehofer behielt seine Hände demonstrativ bei sich. Und das ist kein Einzelfall. Aus Furcht vor dem Coronavirus ändern Menschen weltweit ihr Verhalten. Ein Überblick:

China: Rückkehr zum traditionellen Gong-Shou-Gruß

In Peking werden die Bewohner mit großen roten Plakatwänden aufgefordert, einander nicht die Hand zu geben. Stattdessen solle jeder seine Handflächen zur Begrüßung vor der Brust zusammenlegen. Lautsprecherdurchsagen raten zudem zur traditionellen Gong-Shou-Geste, bei der eine Faust in die Handfläche gelegt wird.

Frankreich: Ein Blick in die Augen muss reichen

In dem Land, wo sich Bekannte und Verwandte üblicherweise per Wangenküsschen begrüßen und man sich im Büro die Hand gibt, quellen die Zeitungen über von Ratschlägen, wie dies nun zu vermeiden sei, ohne unhöflich zu wirken.

Der Lifestyle-Experte Philippe Lichtfus wies in Interviews darauf hin, dass das Händeschütteln erst seit dem Mittelalter verbreitet und damit noch eine relativ junge Tradition sei. Stattdessen reiche es völlig aus, einander zur Begrüßung in die Augen zu blicken.

Spanien: Kein Kuss mehr für die heilige Maria

Die Epidemie könnte eine der wichtigsten spanischen Traditionen treffen - das Küssen von Marien- und Heiligenstatuen in der Karwoche. Dem Ritual droht ein Verbot: „Das ist eine der Maßnahmen, die auf dem Tisch sind“, sagte ein Vertreter der Gesundheitsbehörden.

Polen: Die Kirche erlaubt die „spirituelle Kommunion“

Im streng katholischen Polen hat die Kirche den Gläubigen die Möglichkeit einer „spirituellen Kommunion“ offengestellt. Statt die Hostie in den Mund zu nehmen, könne diese auch einfach nur in die Hand genommen werden. Beim Betreten und Verlassen von Kirchen sollen Gläubige ihre Hand nicht ins Weihwasser tauchen, sondern stattdessen nur das Kreuz schlagen.

Iran und Libanon: Ein neuer Trend – das Füßeschütteln

Ist Füßeschütteln das neue Händeschütteln? In dem neben Südkorea und Italien am meisten vom Coronavirus betroffenen Land außerhalb Chinas verbreitete sich ein Video im Internet, das drei Freunde mit in den Taschen vergrabenen Händen und Mundschutz zeigt, die zur Begrüßung ihre Füße gegeneinander schlagen.

Ein ähnliches Video aus dem Libanon zeigt den Sänger Ragheb Alama und den Komiker Michel Abou Sleiman, die ihre Füße viermal gegeneinander stoßen und dabei Kuss-Geräusche machen.

Vereinigte Arabische Emirate: Winken ersetzt das Nase-Reiben

Ebenso wie Katar raten die Emirate ihren Bürgern, das traditionelle Nase-Reiben als Gruß zu vermeiden. Auch Händeschütteln oder Küssen sei nicht angeraten. Stattdessen sollen die Bürger einander einfach zuwinken.

Rumänien: Es gibt weiterhin Blumen, aber keine Küsse

Zum Frühlingsbeginn überreichen Verwandte oder Freunde Frauen üblicherweise eine Schnur und Blumen als Glücksbringer. Der dazugehörende Kuss soll in diesem Jahr entfallen, drängen die Behörden: „Lasst uns die Blumen geben, aber nicht den Kuss“, sagte Gesundheitsstaatssekretär Nelu Tataru.

Neuseeland: Der Waiata-Gesang beerbt den Stirngruß Hongi

Mehrere Einrichtungen haben den traditionellen Hongi eingestellt, bei dem zur Begrüßung Nase und Stirn aneinander gelegt werden. So ersetzte die Polytechnische Universtität WelTec in Wellington bei der Aufnahmezeremonie für ihre neuen Studenten den Hongi durch den Maori-Gesang Waiata.

Australien: Ein Klaps auf den Rücken tut’s auch

Der Gesundheitsminister des Bundesstaates New South Wales, Brad Hazzard, rief seine Mitbürger auf, „einander auf den Rücken zu klopfen statt die Hand zu geben“. Er wolle allerdings nicht so weit gehen, auch vom Küssen abzuraten: „Es geht darum, nicht jeden zu küssen“, sagte er.

Das Coronavirus – mehr zum Thema

Der neuartige Erreger Sars-CoV-2 hat auch Deutschland erfasst. Aus fast allen Bundesländern sind mittlerweile Fälle gemeldet worden, zuletzt aus Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff Aida gibt es Coronavirus-Verdachtsfälle. Lesen Sie dazu auch unser Coronavirus-News-Blog.

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    (afp/max)