Gibt es weitere Opfer? In dem spektakulären Fall des mutmaßlichen Kinderschänders Christoph G. geht die Polizei weiteren Hinweisen nach.

Trier. In dem spektakulären Fall des mutmaßlichen Kinderschänders aus Mayen in der Eifel wird derzeit geprüft, ob es neben den Zwillingsbrüdern weitere Opfer gibt. Bei der Kriminalinspektion Mayen gingen derzeit „Hinweise von besorgten Eltern“ ein, die angebliche Übergriffe des 37-Jährigen als Sportrainer auf ihre Kinder beinhalteten, sagte der Leiter der Kriminaldirektion, Paul Wehner, am Donnerstag in Trier. Noch gebe es keine Hinweise auf weitere Fälle. Aber: „Wir haben Anhaltspunkte, dass noch etwas vorliegen könnte“, sagte Wehner.

Nach Angaben der Ermittler war der Mann bereits im Dezember 2007 vom Amtsgericht Mayen wegen des Besitzes und der Verbreitung von kinderpornografischem Material zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Die Staatsanwaltschaft Trier übernahm am Donnerstag den Fall: Ermittelt werde wegen des Vorwurfs des schweren sexuellen Missbrauchs der Zwillingsbrüder. Der Mann soll sich an den Jungen aus Retterath in der Vulkaneifel im Alter von sieben oder acht Jahren vergangen und Filme davon ins Internet gestellt haben. Tatorte seien das elterliche Haus und die Wohnung des 37-Jährigen in Mayen gewesen, sagte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt, Jürgen Brauer. Es gebe bislang keine Hinweise darauf, dass die Eltern von dem Missbrauch gewusst hätten.

Der Beschuldigte, der sich nach massiver öffentlicher Fahndung vor einer Woche im bayerischen Sonthofen gestellt hatte und jetzt in Kempten in Untersuchungshaft sitzt, habe sich bislang nicht zu den Vorwürfen geäußert. „Alsbald“ soll der 37-Jährige in eine Haftanstalt nach Rheinland-Pfalz verlegt werden, sagte Brauer. Er zeigte sich zuversichtlich, „dass wir das Ermittlungsverfahren sehr rasch abschließen können“.

Ins Visier der Fahnder geraten war der Beschuldigte, nachdem im März 2009 beim Bundeskriminalamt (BKA) 40 kinderpornografische Dateien über eine norwegisches Internetadresse eingingen. In diesen Filmen war der sexuelle Missbrauch von zwei Jungen zu sehen, die etwa fünf bis sieben Jahre alt waren. In den Videos erkannten die Ermittler eine Couch, Bettdecken und ein Opfer aus anderen Filmen wieder, die ihnen aus einem gesonderten Verfahren der Staatsanwaltschaft Erfurt bekannt waren.

Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Gießen ein Verfahren gegen unbekannt ein. Nach dem Fahndungsaufruf in der Sendung „Aktenzeichen xy ... ungelöst“ meldete sich die Mutter der Zwillinge und teilte der Polizei mit, sie habe den Mann und ihre Wohnung erkannt. Auch der wenig später befragte Vater erkannte seine Söhne. Noch sei unklar, wann die Sex-Videos gedreht worden seien. „Frühstens

2006, sie könnten aber in jüngster Vergangenheit entstanden sein.“ Bei den Aufnahmen seien die beiden Jungen, aber möglicherweise auch noch ein drittes Kind zu sehen. „Die Frisuren verwirren noch teilweise“, sagte der Trierer Staatsanwalt Stephane Parent. Die Trierer Staatsanwaltschaft hatte bereits 2006 in dieser Sache gegen den Mann ermittelt. Ein Nachbar der Brüder hatte Anzeige erstattet. Das Verfahren war aber eingestellt worden, weil ein Gutachter die Aussagen der Kinder als nicht glaubwürdig betrachtet hatte.